Die Würfel sind gefallen: Österreich hat einen neuen Bundespräsidenten
Über den Wahlkampf der österreichischen Bundespräsidentenkandidaten und welcher Kandidat vor allem bei der Jugend punkten konnten sowie die endgültige Entscheidung nach der Stichwahl.
Es ist entschieden die Österreicher und Österreicherinnen haben Alexander Van der Bellen zu ihrem neuen Bundespräsidenten gewählt. Mit 50,3 % siegte Alexander Van der Bellen über Norbert Hofer, der immerhin 48,7 % im Duell erreichte. Es wird nun spannend werden, wie sich durch diese Wahlentscheidung die österreichische Politik weiter entwickeln wird. Es ist bereits ein Novum, dass der Bundespräsident zum ersten Mal nicht von den großen Parteien SPÖ oder ÖVP gestellt wird.
Doch zunächst noch ein paar Worte zum Wahlkampf vor und bis zur finalen Stichwahl, sowie zu den kleinen Skandalen im Wahlkampf und dem Kandidaten der vor allem bei der Jugend punkten konnte. Wie bereits im ersten Artikel zur Bundespräsidentschaftswahl erwähnt, haben es insgesamt sechs Kandidaten geschafft die notwendigen Unterschriften, um antreten zu können, zusammenbekommen. Unter den Kandidaten gab es mit Irmgard Griss nur eine Frau, die zugleich als unparteiliche Kandidaten ins Rennen ging.
Zum Wahlkampf sei zu erwähnen, dass er sich den üblichen Mittel wie dem Straßenwahlkampf mit Infoständen an hoch frequentierten Stellen in den Städten und dem obligatorischen Verteilen von Flyern bediente. Mancher Bewerber um das Präsidentenamt hat sich zusätzlich für den Wahlkampf politische Prominenz aus dem Ausland geholt: so hat sich beispielsweise Khol (ÖVP) den bayrischen Ministerpräsidenten Seehofer zur Unterstützung nach Österreich eingeladen. Ergänzend kam hinzu, dass der Online-Wahlkampf in sozialen Medien wie Facebook bei den meisten Kandidaten eine wichtige Rolle gespielt hat. So hat zum Beispiel der FPÖ-Kandidat Hofer einen starken Fokus auf den Wahlkampf in Facebook gelegt. Auch das österreichische Fernsehen hat durch diverse Formate wie der großen Kandidatenrunde oder den Kurzduellen namens „2 im Gespräch“ versucht die Wahl möglichst medial präsent zu machen. Hierbei kam es auch dann zum ersten Skandel, da der ORF (Österreichischer Rundfunk) beschlossen hatte den Kandidaten Richard Lugner nicht an den Kurzduellen „2 im Gespräch“ teilnehmen zu lassen. Lugner hat daraufhin eine Beschwerde bei der österreichischen Regulierungsbehörde für Medien eingelegt. Neben diesem Einspruch, haben auch alle Kandidaten bis auf Hofer dafür plädiert ihren Mitbewerber an den TV-Duellen teilhaben zu lassen, da er sich schließlich durch das Erreichen der benötigten Unterschriften als offizieller Kandidat qualifiziert hat. Nach einer Umfrage der österreichischen Tageszeitung „Heute“ punkteten die Kandidaten unterschiedlich stark in den Politikfeldern: So wurde bei den Themen Sicherheitspolitik und Flüchtlingsproblematik dem Kandidaten Hofer (FPÖ) die höchste Kompetenz zugeschrieben. Hingegen Van der Bellen bei der Bildungspolitik und der „Kontrolle der Regierung“ auf Platz eins stand. Dem sozialdemokratischen Kandidaten Hundstorfer wurden die größten Fähigkeiten bei der Schaffung von Jobs zugeschrieben und Irmgard Griss (Unabhängig) punktete vor allem im Bereich Vertrauen und Unabhängigkeit.
Hitzig diskutiert wurden auch die gerade im Endspurt täglich erschienen Umfragen in der Presse. So wurde Van der Bellen (Grüne) kontinuierlich an der Spitze der Umfragen gesehen, gefolgt von Hofer (FPÖ) und Griss (Unabhängig). Platz vier und fünf teilten sich im Wechsel die Kandidaten der großen Parteien Hundstorfer (SPÖ) und Khol (ÖVP). Und das Schlusslicht bildete Lugner (Unabhängig). Gerade für die derzeitigen Regierungsparteien SPÖ und ÖVP war diese Ergebnisse ärgerlich, da sie darin eine mögliche Beeinflussung des Wählerverhaltens sahen. Umso überraschender waren dann die eigentlichen Ergebnisse der Wahl am Sonntag, den 24. April: Norbert Hofer (FPÖ) erreicht den ersten Platz mit 35,1 %, gefolgt von Alexander Van der Bellen (Grüne) mit 21,3 %, darauf Irmgard Griss (Unabhängig) mit 18,9 %, auf Platz vier Rudolf Hundstorfer (SPÖ) mit 11,3 %, Platz fünf Andreas Khol (ÖVP) mit 11,1 % und zuletzt Richard Lugner (Unabhängig) mit 2,3 %. Die Umfragen haben also gerade bei den führenden Kandidaten Hofer und Van der Bellen deutlich danebengelegen. Für die Regierungsparteien war dieses Ergebnis besonders bitter, sodass derzeit stürmisch sowohl in der SPÖ als auch der ÖVP über Konsequenzen diskutiert werden. Betrachtet man die Wählerzusammensetzung der einzelnen Ergebnisse genauer, so fällt auf, dass vor allem Van der Bellen bei den jungen Wählern besonders punkten konnte. Was nicht verwunderlich erscheint, wenn man einen Teil seines Wahlkampfes anschaut, der zum Beispiel speziell in Form von „Obama-Style“ gleichenden Flyern an das junge Publikum gerichtet war. Aber auch Hofer konnte vor allem bei jungen Männern zahlreiche Stimmen holen.
Nach diesen Ergebnissen waren demnach nun Hofer und Van der Bellen in der Stichwahl platziert und kämpften bis zum 22. Mai um jede Stimme. Offizielle Wahlbekundungen der ausgeschiedenen gab es keine, auch wenn zahlreiche namhafte Politiker der SPÖ veröffentlicht hatten, dass sie den Hofer nicht wählen werden. Am Wahlabend war es äußerst spannend, weil die Kandidaten bei ca. 50 % gleichauf waren. Entscheidend war die Auszählung der Briefwähler am Folgetag. Ebenso wird es nun im Nachhinein bei der Wahlanalyse spannend werden, welcher Kandidat welche Stimmen der ehemaligen Mitstreiter für sich mobilisieren konnte. Mit dem Sieg von Alexander Van der Bellen erscheint es auf den ersten Blick logisch, dass er viele Stimmen des SPÖ und Griss Lagers für sich gewinnen konnte. Klar ist jedenfalls, dass es nun spannend für die österreichische Bundespolitik und –regierung werden wird.