Die Wölfe im Schafskleid
Jagd auf Pädophile in Russland: Die Wahrheit.
Ich bin gerade in Deutschland, aber interessiere mich regelmässig dafür, was in meiner Heimat passiert. Und vor kurzem wurde ich mit einer Nachricht aus meiner Heimatstadt Kamensk-Uralskij schokiert: Ein 18-jahriger Junge hat sich erhängt. Solche Sachen sind immer traurig, aber die Sachlage ist nicht immer so schockierend. Er war davor von einer Gruppe von sogennanten “Pädophilen-Jägern” gefangen und gedemütigt worden. Unter dem Deckmantel von einem 15-jährigen Junge hatten sie mit ihm einen intimen Schriftwechsel im Internet organisiert und einen Termin vereinbart. Beim Treffen hatten sie den Jungen gedemütigt: sie hatten mit ihm ein sehr unangenehmes Gespräch geführt, hatten ihn angehaltet, Urin zu trinken und auch in die Mache genommen. Teilweise hatten sie das gefilmt. Nach wenigen Tagen war der Junge zu Hause erhängt gefunden worden. In einem populären russischen sozialenNetzwerk Vkontakte haben die “Jäger” ihre eigene Community, wo sie alle Videos von ihren Aktionen posten. Dort haben sie auch zu dieser Situation folgendes geschrieben: “Der zweite Pädophile ist tot! Liken und reposten! Je mehr tote Pädophile, desto gesunder ist die Psyche der Kinder!” Das war ihnen aber nicht genug. Später sind sie zum Grab des Junge gekommen und haben eine blaue Rose und ein Kondom am Grab gelassen. Bilder und Video sind für alle zur Vorstellung da. Das nennen sie “die Jagd auf Pädophile”. So was gibt jetzt aber nicht nur Kamensk-Uralskij, sondern in ganz vielen Städten Russlands. Woher der Ursprung kommt ist unklar. Am Anfang war es etwas anders: die “Jäger” hatten nur die älteren Männer gefangen, mit ihnen gesprochen, den Prozess gefilmt und sie in die Hände der Polizei gegeben. So haben sie erste Befürwortungen von der Gesellschaft gekriegt. Keine Überraschung: Alle offiziellen Medien in Russland sind von dem Pädophile-Problem fast besessen. Und was denkt ein Bürger? “Pädophile sind sehr schlimm, aber Behörden und Polizei machen nichts dagegen. Und die Jungen machen etwas Nützliches!” In Wirklichkeit hat die Jagd kein Ziel. Das Ziel für die “Jäger” ist es, den Zuspruch von der Gesellschaft zu bekommen. Unter dem Deckmantel machen die Rechtsextreme ihre Propaganda. Am Anfang haben sie kein Zeichen davon gezeigt, weil öffentliche Propaganda keinen Erfolg unter den normalen Bürger bringen wurde. Jetzt tritt das langsam an den Tag. Ich kenne diese Leute aus Kamensk-Uralskij, und weiss, dass sie Rechtsextreme sind. Der Leiter der ganze Aktion Maksim Martsinkevitsch wohnt in Moskau. Er ist bekannt als einer der ersten russischen Neonazis. Früher hat er viele Aktionen durchgebracht, wie öffentliche Gewalt gegen Migranten in Moskau mit Filmen. Er hat drei Jahre im Gefängnis zugebracht und identifiziert sich immer noch als Nazionalsozialist.
Diese Funktionäre sind immer mehr populär. Nicht viele Leute fragen sich, wer sie sind und warum sie das eigentlich machen. Einige von denen, die die Situation verstehen, fragen die Polizei, warum die nichts dagegen machen. Von der Polizei gibt’s keine Reaktion. In Gefahr schweben auch die Leute, die nicht “normal” aussehen oder die, die diesen Jägern einfach nicht gefallen. Sie koennen jetzt jemanden auf der Strasse schlagen und falls die Leute versuchen, etwas zu tun, sagen sie, dass ihre Beute Pädophile oder Homosexuelle sind. Für die meisten Leute ist das eine ausreichende Entschuldigung. In der Zwischenzeit bestätigte der russische Föderationsrat das Gesetz zum Verbot der Propaganda nicht traditioneller sexueller Beziehungen…