Die Wochen 6, 7 & 8
Kindergärten, On-Arrival Training und einiges mehr.
Ich werd so langsam fauler mit Berichte schreiben... dieses Mal sind es 3 Wochen, über die ich schreibe. Dafür ist der Text aber auch um einiges länger.
Diese 3 Wochen waren (wieder einmal) ziemlich aufregend. Wir sind zum ersten Mal in einen Kindergarten gegangen, um dort zu arbeiten. Dort sind die Kinder total auf mich abgefahren. Ich sollte am besten immer neben allen gleichzeitig sitzen und jeder wollte meine Hand halten und mit mir spielen. Und ich (naja... eher meine Beine) wurde praktisch dauerhaft von jemandem umarmt, was dann zwischenzeitlich in Gruppenumarmungen endete.
Agne und Kaat haben nicht so viel Aufmerksamkeit von den Kids bekommen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie nicht männlich sind und vielleicht auch daran, dass ich mich einfach mehr auf die Kinder eingelassen hab als sie.
Wir gehen also ab jetzt von Montag bis Donnerstag jeweils von 9 bis 12 in einen anderen Kindergarten und freitags morgens in die Tagesförderstätte für Behinderte. Allerdings haben wir noch einiges zu klären... Wir müssen ausloten, was genau die Kindergärten bzw. die Tagesförderstätte von uns erwarten und wie genau unsere eigenen Aktivitäten dort integriert werden sollen. Bis jetzt war es meistens so, dass sie uns einfach in die Gruppen reingesteckt haben, wir mehr oder weniger auf uns allein gestellt waren und im Prinzip das gleiche gemacht haben wie die Kids. In einer Gruppe hat die Erzieherin nichtmal versucht mit mir zu kommunizieren, außerdem hätte sie mich den Kindern wenigstens vorstellen können...
Es macht mir zwar riesig viel Spaß dort rumzutollen und einfach kindisch zu sein :) Das Problem dabei ist aber, dass das auf Dauer wenig Sinn macht.
Es gibt eine bulgarische Besonderheit, über die ich noch gar nicht berichtet habe: Die Leute schütteln hier den Kopf wenn sie Ja sagen und nicken wenn sie Nein sagen. Bisher wussten alle Leute mit denen ich Kontakt hatte, dass sie irgendwas anders machen als der Rest der Welt und haben sich darauf eingestellt, wenn sie mit uns Fremden geredet haben. Es kam zwar zu einigen kleinen Missverständnissen, aber das war nicht weiter ein Problem. Kindergartenkinder sind aber gnadenlos. Die ziehen die „falschen“ Kopfbewegungen konsequent durch und schauen einen verwirrt an, wenn man „Ne“ sagt und dabei den Kopf schüttelt. Das hat dazu geführt, dass ich jetzt auch schon damit anfange, das andersrum zu machen... Falls mich also jemand von euch mal besuchen kommt und ich seltsame Kopfbewegungen mache: Die Kiddies sind schuld! :)
Am 3. Dezember ist der internationale Tag für Behinderte. Kaat, Agne und ich organisieren dafür so eine Art Talentshow mit den Leuten von der Tagesförderstätte. Da kann jeder der etwas zeigen will etwas zeigen. Ein Junge z.B. steht total auf Breakdancing und kann an diesem Tag vor einem Publikum zu tanzen. Und für diejenigen, die keine eigenen Ideen haben haben wir uns einen einfachen Tanz ausgedacht. Außerdem haben wir mit den in dem Zentrum Medallien gebastelt, die wir dann an diejenigen Verteilen, die an bei der Show mitmachen. Letzten Freitag hat sich herausgestellt, dass die Direktorin von dem Teil für Kinder und Jugendliche noch gar nicht von unserer Idee überzeugt ist. Plötzlich will sie zuerst einen genauen Plan von unserem Event haben und dann wird sie entscheiden ob überhaupt und welche Kinder da mitmachen dürfen... Morgen bekommt sie ihn, mal schaun was passiert.
Was außerdem jetzt so langsam ins Rollen kommt ist die Deutsch-Gruppe des einen Gymasiums. Ich war dort in 2 Deutschstunden und wir haben deutsche Lieder gehört und über unsere Hobbys geredet. Das war nur eine einmalige Aktion, die dazu gedacht war, dass die Schüler mich kennen lernen. Wir werden aber eine deutsch-bulgarische Weihnachtsparty organisieren. Dabei geht es darum, Informationen über Weihnachtstraditionen und -bräuche mit den anderen auszutauschen – wenn möglich auf Deutsch. Das wird wahrscheinlich problematisch, weil das Deutsch der Schüler ziemlich beschränkt ist. Und weil die Lehrerin nicht immer bei den Treffen dabei sein wird wird wohl vieles auf Englisch laufen...
Ich stell mir das Ganze trotzdem ziemlich interessant vor.
Übers Wochenende waren wir dann für unser On-Arrival Training in Sofia. Dabei ging es darum, mehr über den Freiwilligendienst zu erfahren: Was muss ich tun, wenn ich zum Doktor gehen will? Was ist das Youth in Action Programme? Was muss ich mir als Freiwilliger gefallen lassen und welche Rechte habe ich? Außerdem dient das Training auch dazu, andere Freiwillige in Bulgarien kennenzulernen: Island, Frankreich, Belgien, Deutschland, Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Estland, Litauen, Rumänien, Bulgarien und Türkei – von allem war was dabei. Mit der Isländerin hab ich mich ziemlich gut verstanden. Sie spielt auch Trompete und eventuell will sie Musik studieren. Das hat für viel Gesprächsstoff gesorgt.
Alles in allem waren es 4 echt spannende Tage. So viele unterschiedliche Persönlichkeiten auf einem Fleck, aber EVS Bulgaria ist unsere große Gemeinsamkeit... Am 10. Dezember treffen wir uns alle schon wieder, weil wir uns so gern haben ;)
Mein zweites Wochenende hab ich in Karlovo bei Judith verbracht. Die Stadt ist um einiges hübscher als Dimitrovgrad, weil es dort viel mehr kleine Häuschen und weniger Wohnblöcke gibt. Außerdem hab ich Judiths Mitbewohnerin Ania kennengelernt, von der ich zwar schon viel gehört, sie aber noch nicht gesehen hatte. Und ich musste feststellen, dass es noch schlechtere Küchen als unsere gibt. Judith und Ania haben zum Kochen nur eine kleine Platte, die total instabli ist und deren Wärmestufe man nichtmal regulieren kann. Außerdem haben sie in der Küche kein warmes Wasser und nur spärliche Einrichtung... Dagegen ist unsere echt OK!
Übrigens: Ich mach jetzt 2 Mal in der Woche Yoga :) Ich bin das einzige männliche Wesen dort und auch noch einer der wenigen unter 40, aber es ist ziemlich cool. Eine volle Stunde lang ruhig zu sein und versuchen seinen Körper zu verrenken macht irgendwie glücklich.
Und noch ein zweites übrigens: Die Leute die unter uns wohnen haben bei unserer Organisation angerufen und wollen Geld haben - wegen unserem kleinen Waschmaschinen-Dilemma... Und dazu kommt noch, dass Kaat letzte Woche aus Versehen unser Waschbecken von der Wand gerissen hat... Das ist inzwischen aber schon repariert worden. Im Moment haben wir viel Ärger mit unserer Wohnung.
Das wars wieder von mir, bis bald!
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