Die Wochen 2&3
Die nächsten zwei Wochen.
Und schon sind die nächsten 2 Wochen vorüber, die Zeit vergeht wie im Flug...
Seit der Ankunft von Kaat am Montag nach mir ist das Freiwilligenteam unserer Organisation komplett. Sie ist der dritte Neuling hier und hat die Reise von Belgien nach Bulgarien mit dem Fahrrad(!) bewältigt. So verrückt muss man erstmal sein! Was sie zu erzählen hatte war allerdings ziemlich interessant.
Dienstags morgens hat sie gemeinsam mit Agne und mir dann in die Probe des Orchesters von Dimitrowgrad reingeschnuppert. Zu dieser Probe hat mich ein in Musiker des Orchesters, den ich zufällig mit seiner Posaune vor unserem Büro getroffen hatte, eingeladen. Sein Englisch war nicht gerade der Brüller - das war wahrscheinlich der Grund, warum ich nicht verstanden habe, dass das ein Profi-Orchester ist :)
Ich steh da also mit meiner Trompete und denk ich kann bei denen fröhlich mitmischen und dann fragt mich einer wo ich studiert hab... Das hätte ich mir allerdings auch denken können: Welches Amateurorchester probt schon dienstags morgens um 10?
Jedenfalls haben uns alle Musiker mehr als freundlich begrüßt. Sie haben sich in ihrer Pause förmlich auf uns gestürzt: Jeder wollte uns die Hand schütteln und uns irgendwas auf Bulgarisch erklären, was wir natürlich nicht verstanden haben. Als sich dann ein Musiker mit gutem Englisch vorgestellt hat wurde alles verständlich: Sie wollten uns zu ihrem Konzert am Tag darauf einladen, diese Einladung haben wir natürlich angenommen!
Inzwischen verstehen wir uns auch ganz gut mit Dimitar, dem Musiker mit dem guten Englisch. Er hat uns abgeholt, weil wir nicht wussten wo das Konzert stattfinden würde und wir sind mit ihm montags darauf zu dem Konzert des Jazz-Trios von Dimitrowgrad gegangen.
Es scheint in Dimitrowgrad keine Formation für Hobbymusiker zu geben. Laut Dimitar sind das Orchester und das ebenfalls aus Profimusikern bestehende Jazz-Trio die einzigen beiden Musikgruppen hier. Für meine Begriffe ungewöhnlich – und schade!
Das wohl wichtigste Ereignis dieser Woche war die Rückkehr der Leute unserer Organisation vom Estland-Austausch. Wir durften Brett (Ja, sein Name schreibt sich wirklich so!) gleich Dienstag abends kennenlernen. Er kommt aus den USA und sein Freiwilligendienst in unserer Organisation läuft schon seit eineinhalb Jahren. An dieser Stelle eine kleine Kulturschock-Anekdote:
Als ich letzte Woche meinen Rucksack auf dem Boden im Büro abgestellt habe hat eine der Sekretärinnen erschrocken gefragt: „Why put it on the floor??? Why not on the chair???“
Darauf ich mit einem Achselzucken: „That's OK!“
Und das erste was Brett am nächsten Morgen von den Ladys in seinem Büro zu hören bekommen hat war: „Have you already met the new volunteers? The German guy put his bag on the floor!“
Er hat mir dann erklärt, dass sich in Bulgarien der Aberglaube hält, dass man auf irgendeine Weise Geld verlieren wird wenn man seine Tasche auf den Boden stellt. Seit dem steht mein Rucksack immer auf einem Stuhl! :)
Mittwoch morgens bekamen wir dann zum ersten Mal unsere Chefin Mariana zu Gesicht. Wir mussten ein wenig Papierkram bewältigen, sind dann bulgarische Sim-Karten kaufen gegangen und sie hat uns ein wenig in der Stadt herumgeführt. Endlich hatten wir auch die Möglichkeit einige Fragen zu klären. Zum Beispiel wurde jetzt deutlich, dass der Fokus in unserem ersten Monat auf Sprache liegt. Wir haben jetzt pro Woche 8 Stunden Sprachunterricht + Arbeit zu Hause – eine ganze Menge! Außerdem soll unser erster Monat dazu dienen, die Einrichtungen kennenzulernen in denen wir später arbeiten können wenn wir wollen. Mariana hat uns schon mit den Chefinnen der Kunstgalerie, des Kindergartens und der Tagesförderstätte für Behinderte bekannt gemacht. Und ich war gemeinsam mit Brett beim Direktor eines Gymnasiums, in dem ich später außerschulischen Deutschunterricht anbieten soll. Dort hat man uns übrigens Whisky angeboten - morgens um 11!!
Seit Mariana da ist hab ich (endlich) immer was zu tun, obwohl meine eigentliche Arbeit noch gar nicht begonnen hat. Wir haben die Aufgabe bekommen, einen Raum unserer Organisation mit 500 Lewa nach unseren Wünschen einzurichten. Das heißt wann immer wir keine Termine haben streichen wir Wände.
Am Freitag (meinem Geburtstag :) war ich zum ersten Mal auf dem Basar in Dimitrowgrad. Das ist vermutlich der größte offene Markt im ganzen Balkangebiet! Hier kann man echt von Kleidern über Küchengeräte bis zu Früchten und Gemüse alles kaufen. Brett hat mich dort auf einen Crêpes eingeladen, weil es bei Amerikanern üblich ist, das Geburtstagskind zu allem einzuladen. Normalerweise werden dort laut Brett sogar die Geburtstagspartys für das Geburtstagskind organisiert und bezahlt, weil man sich so an seinem Geburtstag um nichts kümmern muss und einfach nur feiern kann. Für meine Begriffe macht das ziemlich viel Sinn – warum ist es in Deutschland nicht so?!
Die Leute meiner Organisation haben mittags eine Überraschungsparty für mich geplant. An sich hab ich mich echt darüber gefreut – nur schade war, dass die Party nach 10 Minuten vorbei war, weil andere Leute in den Saal kamen, um über eine Blutspende zu diskutieren. Das hat meine Freude doch sehr getrübt!
Wie auch immer, abends hab ich dann mit ein paar Leuten bei mir daheim gefeiert. Judith war auch dabei :) Und den Rest vom Wochenende haben wir gemeinsam mit meinen neuen Freunden mit einer kleinen Wandertour in den Rhodopen verbracht. Samstags sind wir trotz Party am Abend davor um 6:30 mit dem Zug weggefahren und mittags zu unserem Gästehaus auf dem Berg gelaufen. Und am Sonntag dann das ganze wieder rückwärts, allerdings ohne Party, weil wir alle mehr oder weniger K.O. waren... Öffentliche Verkehrsmittel in Bulgarien sind übrigens grauenvoll. Die sind grundsätzlich unpünktlich und um ins ca. 60 km entfernte Plovdiv zu kommen haben wir mit dem Zug fast 3 Stunden gebraucht. Auf der anderen Seite hat es uns pro Person umgerechnet nur ca. 2€ gekostet.
Als letztes möchte ich noch loswerden, dass ich letzte Woche den ersten Waschgang meines Lebens hinter mich gebracht hab :) Es passen sogar alle Kleider noch und es hat sich nix verfärbt, ich bin echt ein bisschen stolz! Und wenn ich nicht aufpasse werd ich vielleicht sogar noch selbstständig!
Das wars dann auch vorerst von mir. Wenn es mehr zu erzählen gibt schreib ich natürlich wieder!
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