Die Weihnachtszeit
Über Arbeit, Corona und Weihnachten
Jetzt habe ich schon wirklich lange nichts mehr von mir hören lassen, ich weiß, ich weiß... Aber es war eben auch nicht viel los.
Nach der Woche zu Hause wegen Husten sind wir wieder voll eingestiegen und irgendwie war immer was, aber es war eben auch nur Arbeit und nichts besonderes. Die Corona-Regeln sind hier, wie überall, deutlich verschärft worden im Dezember und entsprechend wenig kann man machen. Was ja auch Sinn der Sache ist, aber uns Freiwilligen natürlich nicht so in den Kram passt. Daher sind der ersten Plätzchenback-Aktion noch einige gefolgt, wie auch einige kleine Treffen zum Glühweintrinken im privaten Rahmen.
Denn einen Weihnachtsmarkt gibt es natürlich dieses Jahr nicht. Die Innenstadt von Riga ist zwar wunderschön gechmückt, an jeder Laterne hängt ein leuchtendes Ornament und in allen Bäumen Lichterketten, und es stehen auch riesige beleuchtete Weihnachtsbäume auf den großen Plätzen, aber die Buden und den Rummel muss man dieses Jahr in der Fantasie hinzufügen. Das bedeutet für mich: ich werde wiederkommen! Denn schon jetzt ist Riga zauberhaft weihnachtlich, wie ist das dann erst mit einem Weihnachtsmarkt...?! Die großen Stadtstraßen sind ebenfalls mit Leuchtornamenten geschmückt, jede Straße hat eine eigene Form, die ungefähr alle 10 Meter mittig über der Straße hängt.
In der Schule wurde fast bis zur letzten Minute gelernt, wenn auch für die ältesten beiden Klassen ab Mitte Dezember online, und da die Regeländerungen bezüglich Corona einigen Schreibkam mit sich gebracht haben, weil alle Anwesenheiten und Plätze und so weiter erfasst werden müssen, sind meine Mitfreiwillige und ich beide größtenteils in die Pre-School gewechselt. Dort wurden fleißig Weihnachtsgeschenke gebastelt, Karten gemalt und Piparkuka gebacken. Das sind scheinbar die einzigen Weihnachtsplätzchen, die es hier gibt. Geschmacklich irgendwo zwischen Spekulatius und Lebkuchen, aber ansonsten "einfache" Ausstechplätzchen, die dann mit allen Arten Glasur, Schokoade, Streuseln oder Nüssen versehen werden. Alle Klassen und Gruppen haben mindestens einmal Gebacken! Als wir mit Vanillekipferln, Engelsaugen und Rotweinplätzchen um die Ecke kamen, gab es erst mal ein großes Hallo um dieses "sharing of German culture", wie die Direktorin es genannt hat. Lecker fanden es alle, aber die Letten sind zu stolz auf ihre Traditionen und auf ihre Piparkuka, um Rezepte zu übernehmen... ;)
Ganz ohne Weihnachtsbasteln musste aber auch in der Schule niemand in die Ferien gehen. In den letzten Tagen vor den Ferien haben meine Mitfreiwillige und ich mit allen Klassen Seifen gemacht, weiß oder transparent, mit getrockneten Orangen, Zimt, Nelken, Tannenzweigen, Lavendel oder getrockneten Blumen drin oder drauf. Und in einer selbstgefaltenen Box wurde das Ergebnis vielfach sehr stolz nach Hause getragen. Auch die ältesten beiden Pre-School Gruppen haben mit etwas Hilfe Seifen gemacht.
Tatsächlich hat es hier auch schon geschneit, wenn auch für lettische Verhältniss wenig, wie uns erzählt wurde. Wenn der ganze Schulhof weiß ist, ist die Stimmung direkt gut. Von Schneemann bis Schlitten sind alle dabei und ich habe keine Ahnung, wie oft ich jetzt schon mit einem bis drei Schlitten am Seil die Erhebung auf dem Schulhof, die man nicht mal Hügelchen nennen kann, raufgelaufen und wieder runtergerannt bin. Der kleinste aus der U3-Gruppe hat dabei ein neues Wort gelernt: "Vel", "mehr", was so viel heißt wie "wenn du mich nicht noch mal den Berg hochziehst fange ich an zu brüllen", das haben sich alle anderen schnell abgeschaut und an den Schneetagen haben wir manchmal nur knapp den Bus nach Hause bekommen...
An einem Samstag habe ich Gulbene und andere Freiwillige dort besucht, ganz Gulbene war von einer Eisschicht überzogen und es war saukalt. Aber wir haben lecker gegessen und uns gut unterhalten, was will man mehr? Auch an den anderen Wochenenden gab es lecker zu Essen, vor allem Plätzchen, und Glühwein oder Tee in kleiner Runde, wie schon erwähnt. Wir haben auch ein bisschen gesungen und Weihnachtsmusik gehört, jetzt bin ich hart an der Grenze des Erträglichen was diese Jingle-Musik angeht, aber nicht so schlimm wie erwartet. Der Adventskranz ist inzwischen ein Stück runtergebrannt, wir haben es uns eben so gemütlich gemacht wie es geht. Mit dem Küchentisch und dem Fernseher, die bei uns eingezogen sind, geht das jetzt auch noch viel besser...
Heute haben wir auch einen Weihnachtsbaum bekommen, der schon geschmückt ist, da dafür morgen keine Zeit ist. Morgens steht ein Marktbesuch an, dann Kochen. Wenn Zeit ist schieben wir dann "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ein und dann geht es auch schon los zu unserer Weihnachtsfeier in kleiner Gesellschaft. Verschiedene Gerichte und Bräuche warten, und natürlich auch Geschenke, und jetzt bin ich so weit, mich darauf zu freuen. Morgen ist Weihnachten! Und ich bin in Riga! Unglaublich!
Ihr habt ganz richtig gelesen, morgen steht kein Gottesdienst auf dem Plan, das wird der erste Heiligabend ohne Kirchenbesuch für mich seit ich mich erinnern kann. Für viele von euch bestimmt auch. Aber letztes Wochenende haben einige Menschen der Deutsch-evangelischen Kirche Lettlands, unter anderem ich auch, eine Andacht für Weihnachten aufgenommen. Das Video ist hoffentlich morgen online, wer Lust hat kann gerne mal auf der Webseite https://www.kirche.lv nachschauen.
Priecigs siemassvetkis! Frohe Weihnachten! Und ja, ich werde hoffentlich mal wieder öfter schreiben.