Die letzte Woche im Sobra Maja
Puh, endlich hab ich mal wieder Zeit zu bloggen. Die letzten zwei Wochen waren sehr voll, die Wochenenden auch. Und dieses Wochenende arbeite ich auch noch, aber jetzt hab ich doch mal einen ruhigen Moment gefunden, um mal wieder zu bloggen.
Das Sobra Maja (denkt euch die Welle über dem O) ist das wohl freundlichste Haus, was auch schon im Namen steckt, aber gleichzeitig auch das verrückteste Haus. Morgens wird man bei jedem etwas lauteren Geräusch von Laura, einem Inhabitant, ermahnt, dass man doch leise sein soll, weil Joosep noch schläft. Da Laura nicht wirklich reden kann, erfolgt das ganze nonverbal. Joosep ist ein weiterer Inhabitant, er kann nachts nicht sehr gut schlafen und darf nicht geweckt werden, da er sonst epileptische Anfälle bekommt. Deshalb muss auch immer jemand in seinem Zimmer sein, wenn er schläft. Außerdem kann er eine Atemdepression entwickeln und er kann sich nicht wieder zudecken, nachdem er sich umgedreht hat. Also nicht so einfach. Tagsüber ist es mit ihm auch nicht sehr einfach, er ist im Kopf nur ein Jahr alt und fasst gerne in die Haare anderer Leute oder macht sonst irgendeinen Blödsinn. Aber er lacht viel und es macht Spaß ihm zuzusehen bei allem möglichen Blödsinn, den er macht.
Ich war in der Woche für Virko verantwortlich, er sitzt im Rollstuhl und braucht bei verschiedenen Dingen im Alltag Hilfe, auch weil er alles ein bisschen langsamer macht und immer jemanden braucht, der ihm zuguckt und dem er zeigen kann, dass er gut ist. Morgens hab ich ihm beim Anziehen geholfen, den Tag über in den Workshops oder beim Aufräumen und abends beim ins Bett gehen. Virko ist ein sehr kommunikativer Mensch, was für mich natürlich schwer war, aber ich hab meine Estnischkenntnisse noch ein bisschen verbessern können in dieser Woche. Außerdem singt Virko gerne, aber vor allem anstößige Lieder über Frauen und Trinken und ähnliches. Das soll er zwar nicht, aber mit manchen der Workern lassen wir ihn manchmal singen, weil er echt gut singt und es witzig ist.
Außerdem gibt es in dem Haus noch Sigrid, die immer Schmetterlinge sieht, und dann aufsteht und sich freut. Das wusste ich am Anfang nicht und war immer ein wenig verwirrt, aber es ist echt süß. Dann gibt es Taavi, er ist auch ein sehr fröhlicher Mensch. Aber mit dem Estnischen nimmt er es ganz genau, wenn man etwas falsch ausspricht oder der Satz grammatikalisch nicht ganz richtig ist, macht er nicht das, was man will, oder gibt einem sogar etwas ganz anderes. Da wurde mein Estnisch ein wenig auf die Probe gestellt, aber irgendwie hab ich auch das geschafft.
Die Worker sind alle auch verrückt, aber alle ganz lieb. Gut für mich war, dass einer von ihnen sehr gut Deutsch kann und mir alles erklären konnte, wenn ich es nicht genau verstanden hab. Aber ich hab versucht, mit ihm estnisch zu reden, soviel es nur ging.
Am Ende der Woche hatte ich rot getönte Haare, weil sich einer der Worker die Haare rot gefärbt hatte und noch sehr viel Farbe übrig war und ich auf den Spaß hin, dass ich der Nächste sei, mich wirklich auf den Stuhl gesetzt habe. Außerdem hatte ich ein großes Schlafdefizit gesammelt, das sich am Wochenende nicht verringern sollte, weil ich mich noch am Freitagabend nach Viljandi aufgemacht hab, weil ich dort mein Wochenende mit den neuen Freunden vom letzten Wochenende verbringen wollte.