Die kulturelle Identität und die Wirklichkeit.
Timgoesslovakia stellt sich tapfer dem Irrsinn des Lebens: Dieser beginnt mit einem plötzlich vorgezogenen Zivildienst und endet mit einer Bahnfahrt voller Pannen. Und die Ausreise rückt immer näher!
Hallo zusammen,
bevor wir zum Thema des Titels kommen, erstmal neues aus der Serie "Zivildienst - Eine Bundesbehörde und Ich".
Also Mitte letzter Woche bekam ich endlich per Einschreiben meinen Einberufungsbescheid. Ich hab mir direkt ein Loch in den Bauch gefreut aber - HALT- nicht so schnell, denn ein Blick auf den Bescheid und mich trifft der Schlag. Denn Dienstbeginn ist 01.08.2010 (also Dienstantritt 02.08.2010)!
Ich also sofort zum Telefon und die Nummer vom Bundesamt für den Zivildienst gewählt. Erst Warteschleife, dann Telefonzentrale. Kennziffer durchgegeben und erklärt, warum ich meinen Sachbearbeiter brauche, hat einen Moment gebraucht, weil die Telefonistin nicht direkt verstand, was mein Problem ist. Dann aber Verbindung, aber mein Sachbearbeiter schon außer Haus, aber eine Kollegin hat dann alles aufgenommen. Wunderbar!
Habe vergangenen Montag wieder angerufen, bin aber in der Zentrale hängen geblieben, denn die Telefonistin konnte mir direkt sagen, das der neue Bescheid schon gedruckt ist und am nächsten Tag in die Post geht.
Und gestern war er da, Dienstantritt 01.08.2011, ist aber noch auf neun Monate ausgestellt, aber nicht so schlimm, denn das heißt drei Monate mehr Sold. Habe dann auch direkt den Antrag auf Ausreiseerlaubnis fertiggemacht und hingeschickt.
So jetzt aber zur Titelstory - Dem Ausreiseseminar
Also der Ablauf: Um 14.45 war ich in Münster im Jugendgästehaus. Um drei haben wir mit Kennlernspielen angefangen und über unsere Motivationen und Projekte gesprochen, das zog sich dann bis nach dem Abendessen.
Danach sind wir Jungs, wir waren immerhin fünf, in die Stadt abgezogen und haben uns in den König-Pilsener-Stuben das WM-Spiel Uruguay-Ghana angeschaut. Dabei haben wir uns wohl so über unsere Themen und Probleme unterhalten, das die Herren vom Nebentisch nachher fragten, was für ein elitärer Verein wir denn seien.
Ein netter Abend. Am nächsten Tag ging es morgens mit den Themen rund um unseren Dienst weiter, also Versicherung, Finanzen, Rechte und Pflichten etc., am Nachmittag ging es um unsere kulturelle Identität. Wir sollten aufschreiben, was unserer Meinung nach, für Deutschland steht.
Es kamen so Sachen raus wie Fußball, Fleisch, Bahnverspätungen und noch viele andere lustige Sachen. Nach dem Abendessen gab es noch einen Spielsalon, es gab fünf Spieltische mit Kartenspielen, die Regeln wurden am Anfang ausgeteilt und nach zehn Minuten wieder eingesammelt. Ab dann musste geschwiegen werden. Immer nach einer Zeit mussten Gewinner und Verlierer die Tische wechseln, die mittleren blieben sitzen.
Schweigend wurde weiter gespielt. Erst nach einer Zeit verstanden wir, das die Regeln an jedem Tisch ein bisschen anders waren, das führte zu Verwirrungen, zumal wir uns nur mit Gesten verständigen konnten. So haben wir gelernt wie es in einer anderen Kultur seinen kann.
Sonntag Vormittag ging es um Europa, wir mussten in kleinen Gruppen einen Film, ein Quiz oder ein Theaterstück zu Europa vorbereiten und vorführen. War richtig interessant, während der Vorbereitung ist mir so ein blöder Klappstuhl einfach unterm Hintern zusammengebrochen, obwohl ich ganz ruhig drauf saß. Tja Schicksal.
Zu Mittag gab es ein Skandinavisches Büffet. Danach ab zum Bahnhof, mir eine Verbindung besorgt und vierzig Minuten gewartet. Dann hieß es auf einmal mein Zug hat ca. 40 min Verspätung, die hatte er dann auch, ich also runter. Neue Verbindung. 20 min warten. Der Zug hatte dann 10 min Verspätung.
Ich also dann in den Zug, irgendwo unterwegs, hatten wir auf einmal keinen Strom mehr zum fahren, wir sind also in den nächsten Bahnhof gerollt. Nach ein paar Minuten im Bahnhof hatten wir wieder Strom und wollten mit verlangsamter Fahrt weiterfahren, als der Triebfahrzeugführer auf einmal einen Fahrzeugschaden diagnostizierte. Den konnte er dann aber beheben. Dauer 20 min.
In Essen angekommen, war mein Zug natürlich weg. Also neue Verbindung und ab auf's nächste Gleis: Zugausfall! Also wieder runter neue Verbindung und wieder hoch, auf dem Weg mit meinem besten Freund telefoniert, der mir erzählte, es könnte sein, dass die S-Bahn von Düsseldorf nach Neuss aufgrund eines Großbrandes nicht fährt. Ich also zum Info-Point und nachgefragt. Aber man höre und staune: Planmäßiger Verkehr.
Mein Zug nach Düsseldorf kam dann mit 10 min Verspätung, die S-Bahn in Düsseldorf pünktlich. Der erste erreichte Anschluss an diesem Tag. Um 19.30 Uhr war ich dann zu Hause. Damit wäre bewiesen, das Bahnverspätungen zur deutschen Alltagskultur dazu gehören.
So, Montag letzter Schultag und dann ab in die Ferien.Bis zur Ausreise sind es dann jetzt nur noch
37 Tage.
Das sind 5 Wochen und 2 Tage
oder 888 Stunden
oder 53280 Minuten
oder 3196800 Sekunden.
In diesem Sinne bis dahin
Tim
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