Die Herausforderung
Nun ist selbst in den schottischen Highlands der Sommer ausgebrochen. Die passende Jahreszeit für Trine, um die geschundenen Füße nach einem schönen Spaziergang in kaltes, klares Bergflusswasser zu halten. Auch wenn sie andere beim Wandern mehr unterstützt hat, als selbst dieser Herausforderung zu frönen…
Ich dachte, ich nutze mal die Zeit, die ich grad übrig habe, während dieser Computer in einem Affenzahn einen Drucker-Treiber runter lädt, um zu berichten, wie letztes Wochenende abgelaufen ist. Denn am Ende kam alles anders, als ich es geschrieben hatte.
Es fing damit an, dass am Freitagmorgen keiner mehr nach Glasgow wollte, außer mir und Laura. Aber allein hatten wir auch nicht wirklich große Lust. Also beschlossen wir, mit dem Auto nach Calander zu fahren und einfach so spazieren zu gehen. Es war ein wundervoller Tag, vor allem endlich mal warm. Auf dem Spaziergang haben wir dann beschlossen, ein Fußbad in einem der Bergflüsse zu nehmen. Es war total schön, aber auch verdammt kalt. Aber das war endlich mal Sommer – warmes Wetter, kaltes Fußbad, barfuss gehen...
Am Samstagmorgen hieß es dann für uns früh aufstehen. Denn wir wurden um 9.30 Uhr an unserem Posten erwartet, der etwa anderthalb Stunden Autofahrt von hier entfernt liegt, kurz vor Glen Coe und vermutlich der Ursprung jeglicher „Midgie-Population“.
Nach den 15 ½ Stunden, die wir dort gearbeitet haben, sind die paar schottischen Mücken, die hier um einen herumschwirren, kaum mehr erwähnenswert. Gegen Nacht hatte man das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen, wenn man das große Zelt verließ. Aber innerhalb des Zeltes war es zum Glück halbwegs Midgy-free. Was auch gut war, denn das war der Ort, an dem ich mich die meiste Zeit, zumindest ab spätem Nachmittag, aufgehalten habe.
Dort haben wir wirklich nichts anderes getan, als etwa 1500 Wanderer (natürlich nicht alle auf einmal, sondern je nach Geschwindigkeit, wann immer sie bei uns ankamen) mit allem zu versorgen, was sie so brauchen könnten. Und dann haben wir, wenn sie weiter wanderten, hinter ihnen aufgeräumt, damit das Zelt halbwegs sauber blieb für die nächsten.
Es war eine sehr spannende Erfahrung und ich habe an sich den Entschluss gefasst, nächstes Jahr beim State Street Calladonian Challenge mitzumachen. Dabei handelt es sich um einen 54 Meilen (etwa 90 Kilometer) langen Nonstop Walk über den West Highland Way.
Die ersten paar Stunden unseres Arbeitstages hatten wir bei einer Extra Challenge geholfen, bei der Behinderte – die meisten im Rollstuhl – einen acht Meilen Spaziergang absolvierten. Ich bin als Hilfsperson mitgewandert. Was wirklich das Beste war, was ich habe tun können. Denn diejenigen, die als Streckenposten eingeteilt waren, hatten zwar weniger anstrengende Arbeit, mussten dafür aber ewig auf uns warten. Teilweise allein im Nichts gingen sie vor Langeweile etwas ein. Nach der Extra Challenge sind wir dann alle ins große Zelt gegangen, um, wie gesagt, die eigentlichen Wanderer zu unterstützen.
Die letzte Gruppe verließ das Zelt etwa gegen 1.00 Uhr morgens. Dann halfen wir noch ein wenig beim Aufräumen und Abbauen und fuhren anschließend gen Heimat, die wir etwa gegen 3.00 Uhr erreichten. In dem gewaltigsten Gewitter, dass ich hier bisher erlebte. Was auch ein Grund dafür war, dass ich nicht nach Aberfoyle gefahren bin, sondern hier in Braendam genächtigt habe.
Wobei der primäre Grund vermutlich meine Müdigkeit oder das Verlangen nach dem eigenen Bett und vertrauter Umgebung war. Jedenfalls kam ich nicht dazu, Reo am Sonntag zu sehen, sonder hatte einen puren SONNTAG: mit Ausschlafen, Gemütlichsein, Rasten...
Abends wurde ich dann wieder munter und bin Joggen gegangen. Und später bin ich auch noch in den Pub, um Melis auf Wiedersehen zu sagen. Sie ist am Montag nun tatsächlich gern Heimat in die Türkei geflogen...