Die Halbzeit
Was passiert, wenn nach der Hälfte der Zeit nichts passiert? Also nichts Schlechtes, aber auch nichts Außergewöhnliches. Man ist im Alltag angekommen, aber ganz normal ist er dennoch nicht. Man hat sich an die Gesamtsituation gewöhnt, aber gleich bleibt sie dann eigentlich doch nicht. Gewöhnt hat man sich aneinander, dann kommt jemand neues, doch ungewohnt ist das wiederum nicht. Es ist anders und dennoch gleich. Immer wieder neu und doch beim alten. Die Halbzeit.
Acht Monate sind ein langer Zeitraum. Tatsächlich ist dies mehr als ein halbes Jahr. Es ist länger als ein Semester an der Universität, länger als jede Zeitspanne, die man ohne Urlaub in der Schule verbringt und außerdem als die längste Zeit, die ich bisher im Ausland verbracht habe.
Kurz vor meinem Schulabschluss war ich mir bereits sehr sicher, dass ich einige Zeit im Ausland verbringen wollte, bevor ich wieder zu einer ständigen Lern- und Studienerfahrung an der Universität zurückkehrte. In der Tat wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal, was ich studieren wollte oder an welcher Universität. So stellte ich mir vor, dass meine Zeit im Ausland eine gute Chance ist, mich selbst zu finden und herauszufinden, was ich mit meinem Leben anfangen möchte, aber auch eine Zeit, in der ich meinen Horizont erweitern kann, indem ich etwas Sinnvolles tue.
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Nun, da ich seit etwas mehr als 4 Monaten in Griechenland lebe, ist die Hälfte meiner Zeit in Serres schon vorbei. Eigentlich ist die verbleibende Zeit, die ich noch hier sein werde sogar nur 3 Monate. Vielleicht noch weniger in Bezug auf die Arbeitszeit: Schließlich werden wir noch für eine Woche nach Athen fahren, die Osterferien kommen und wir alle haben noch Urlaub zu nehmen.
Aber wenn ich über die Gesamterfahrung in Griechenland spreche, dann möchte ich versuchen, das Beste aus den kommenden 3 Monaten zu machen. Als ich die Blogeinträge anderer europäischer Freiwilliger mit denen von uns, von anderen aus meiner entsendenden Organisation und mit unseren hier bei Mediart verglich, wurde mir klar, dass ich vielleicht eine Erfahrung nicht gemacht habe, die die meisten von ihnen erlebt zu haben scheinen - den Halbzeit-Tiefpunkt.
Bis zum jetztigen Zeitpunkt glaube ich, kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich diesen noch nicht gehabt habe. Vielleicht ist dies so, weil ich genau zu diesem Zeitpunkt krank war und mich sowieso nicht so gut fühlte oder weil ich Möglichkeiten gefunden habe, mich nicht von irgendwelchen negativen Ereignissen herunterziehen zu lassen.
Familienmitglieder, die mit Gesundheitsproblemen oder ihrem Alter zu kämpfen haben, Konflikte zwischen uns Freiwilligen, Heimweh, gebrochene Herzen, Verabschiedung und vieles mehr.
Natürlich mussten wir alle einige Situationen ertragen, die wir vielleicht nicht unbedingt als unsere besten bezeichnen würden, aber ich denke, weil wir es geschafft haben, sie zu überstehen, waren wir noch motivierter, an dem festzuhalten, was wir hier von Anfang an vorhatten.
Ich weiß wirklich nicht, ob man uns nun als weiser und besser vorbereitet für das, was in der verbleibenden Zeit, die wir hier bis Juni verbringen noch kommen wird, bezeichnen kann, aber sehr wahrscheinlich hat es uns in Bezug auf unser zukünftiges Leben weiser gemacht. Unsere Projektbetreuerin sagt uns schon die ganze Zeit, wie sehr wir uns in ihren Augen verändert hätten, seit sie uns das erste Mal getroffen hat. Für einige mag diese Veränderung sichtbar sein, für andere ist sie vielleicht noch zu entdecken und zu akzeptieren, während andere sich wiederum nicht so fühlen, als hätten sie sich kein bisschen verändert.
Wir hatten unser erstes eigenes Projekt zusammen im Dezember, waren bis Anfang Januar weg, hatten unsere zweite Verabschiedung, reisten nach Bulgarien, machten im Februar etwas für die Natur, bis wir uns wieder verabschiedeten und dann gab es eine zweite Pause.
In dieser Pause ging ich ein zweites Mal innerhalb von 4 Monaten nach Hause, nicht unbedingt, weil ich es so geplant hatte, sondern weil das Leben seinen Lauf nahm und ich an einem Assessment Center teilnehmen wollte, um herauszufinden, was ich nach meinem EVS machen werde. Das Ergebnis dieser Entscheidung ist noch nicht klar, da der Bewerbungsprozess noch nicht abgeschlossen ist, also werde ich einfach abwarten müssen.
In besagter Pause genoss ich es, von meinen Freunden und meiner Familie umgeben zu sein und viele Aktivitäten mit ihnen zu unternehmen, was ebenso schön wie stressig war.
Trotzdem denke ich, dass es mir die Möglichkeit gab, einen Schritt zurückzutreten von allem, was im Projekt passiert war. Durch die Distanz, die diese eine Woche zu den Aufgaben und Menschen geschaffen hat, war es schließlich leichter, wiederzukommen, weil man wusste, dass sich das Projekt seit dem Austausch der Teilnehmer wieder ein wenig verändert haben wird. Wie immer, wenn jemand ging und jemand Neues kam, ändert sich die Dynamik des Teams, des Projekts und des Lebens in der Wohnung ein wenig. Ich war positiv, wiederzukommen, weil ich wusste, dass wahrscheinlich etwas Neues auf mich warteten würde, aber auch, dass ich niemanden vermissen musste, denn nur zwei Wochen später würde ein Teil meiner Familie kommen, um mich hier zu besuchen. Dies und die Tatsache, dass die Sonne schien, als gäbe kein Morgen, als ich nach Thessaloniki zurückkehrte, garantierte einen sehr schönen Start in die zweite Hälfte der Projektzeit.
Meine Hoffnungen auf die Veränderung wurden nicht enttäuscht. Einer unserer neuen Freiwilligen hat bereits sein erstes eigenes Projekt durchgeführt und mit der Arbeit an seinem nächsten begonnen, während die andere nun damit beschäftigt ist unseren Englischunterricht zu geben. Außerdem begannen wir mit der Planung einer weiteren Ferienaktivitätswoche in der Vor-Osterzeit. Ich bin sicher, es wird großartig.
Darüber hinaus sind weitere Projekte mit der lokalen Universität in Sicht, nächste Woche ist der Welt Gedichtstag, der Internationale Tag der Beseitigung der Rassendiskriminierung und der Weltwassertag. Ihr seht also, es gibt viel zu tun! Und wir alle freuen uns darauf.