DEUTSCHLAND | Eine Engländerin in Dresden
Europäischer Freiwilligendienst einmal anders rum: romy hat es von England nach Deutschland verschlagen, genauer gesagt, nach Dresden. Dort hat sie ihr Herz an die reizvolle Elbstadt verloren. Ein Loblied auf die schöne Stadt im Osten Deutschlands.
Vor einer Woche bin ich zurück auf die Insel geflogen, um Weihnachten zu Hause zu feiern. Das heißt, ich bin nach England zurückgekehrt. Alle in Deutschland nennen England aber ‘die Insel’, was ich ganz lustig finde! Auf ‘der Insel’ hat man keinen so großen Eindruck, dass man auf einer Insel ist. Aber wenn man im Ausland wohnt, sieht man England von außen und hat einen anderen Eindruck. Es hat meine Augen geöffnet.
Während meines Europäischen Freiwilligendienstes habe ich viel mehr Nationalitäten, Kulturen und Menschen getroffen, als ich vorher gekannt hatte. Obwohl ich in der Nähe von London wohne, und London ist eine sehr kosmopolitische Großstadt, waren mein EFD, und besonders die Seminare, für mich etwas total Neues. Ich war ein Teil einer Gemeinschaft aus aller Welt. Und die anderen Teile der Gemeinschaft kamen manchmal aus Ländern, von denen ich vorher nicht wusste, wo sie liegen und welche Sprache dort gesprochen wird! Ich finde es schade, so wenig zu wissen, also freue ich mich, dass ich diese Erfahrung machen konnte, und denke, dass ich Europa nun ein bisschen besser kenne. Aber nur ein kleines bisschen besser – denn was ich gelernt habe, ist, dass es soviel Vielfalt, Unterschiede und Individualität in Europa gibt, dass man jahrelang reisen müsste, um Europa gut zu kennen! Einen EFD zu machen ist nur der Anfang.
Für mich ist es ein toller Anfang, denn ich mache mein EFD in Dresden. Wenn jemand mehr über Dresden erfahren möchte, empfehle ich, ein Buch von Erich Kästner zu lesen, denn Erich Kästner ist in Dresden aufgewachsen und kann es natürlich viel besser als ich beschreiben. Trotzdem kann ich aus meiner eigenen Sicht Dresden vorstellen. Es ist eine wunderschöne Stadt, vor allem wegen der Gebäude: die riesigen Kirchen, das prachtvolle Schloss mit seinem hohen Turm, der Zwinger (damals ein Palast für Partys – der Fürst hat sehr gerne gefeiert), die Semperoper. Und wegen der bunten, lebendigen Straßen der Neustadt. Die Elbe, ganz breit und glänzend, mit den Dampfschiffen, die auf ihr entlang fahren, fließt durch die Stadt und teilt sie in zwei unterschiedlichen Hälften. Weiter vom Zentrum liegt einer der für mich schönste Orte in Dresden: das Blaue Wunder ist eine große Brücke über die Elbe. Von dort aus kann man mit der Schwebebahn ganz hochfahren und über ganz Dresden schauen. Als ich so gefahren bin, war es kurz vor Weihnachten. Dort oben gab es dicke Schneeflocken und als es dunkel wurde, sah man alle die Lichte der Stadt weit unten.
Wenn ich durch die Stadt spaziere (und ich mache das oft, es wird nie langweilig) staune ich über die Schönheit, weil fast alles 1945 von englischen Bomben zerstört wurde. Man glaubt es kaum, aber die ganzen historischen Gebäude sind wiederaufgebaut worden aus den Trümmern, die die Bomber hinterlassen haben.
Vor ein paar Jahren gab es noch eine Katastrophe: eine große Flut hat vieles zerstört und der Wiederaufbau musste noch einmal beginnen. Man hat deshalb in Dresden das Gefühl, dass die Leute sehr stolz sind auf ihrer Stadt, die so viel überlebt hat und noch so wunderschön ist. Das gibt einem die Hoffnung, dass, trotz furchtbarer Erfahrungen, Städte und Menschen gerettet werden können.
Als Engländerin habe ich mir Gedanken gemacht und mich gefragt, ob die Dresdner es den englischen Leuten übel nehmen würden, was der Stadt durch Engländer angetan wurde. Aber auch da habe ich gefunden, dass die Leute den Krieg hinter sich gelassen haben, und nichts gegen Engländer haben. In Dresden lebt eigentlich eine bunte Mischung von Menschen aus vielen verschiedenen Ländern, und sie fühlen sich wohl dort. Ich finde das wichtig für eine Stadt. (Viele Europäische Freiwillige sind da. Also wenn du in Dresden bist und Freiwillige treffen möchtest, ist es ganz einfach!)
Wenn man reist, entdeckt man immer eine neue Welt. Ich bin glücklich, dass meine so voller Leben, Charakter, Geschichte und Schönheit ist. Ich glaube, dass, wenn man von seiner Insel fortreisen will, Dresden wirklich ein fantastisches Reiseziel ist.
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