Der Tag des Sieges und Repressionen
Ein Rückblick auf den Tag des Sieges und ein Blick auf damit in Verbindung stehenden.
Am 9. Mai, geschmückt mit orange, schwarz gestreiften Bändern gingen die Russen auf die Straße. Sie gingen um dem Tag des Sieges - des Sieges über Deutschland - zu gedenken. An allen Ecken und Enden sah man kleine Aufkleber, Fähnchen und große Banner die einem zu Tag des Sieges gratulierten. Frohes Fest, sagte die Frau, an der Kasse eines kleinen Ladens und lächelte mir zu, während ich meine Cornflakes auf die Kassentheke legte.
Um 17 Uhr, als ich schon längst mit Freunden an der Hauptstraße auf eine Parade wartete, begann es. Das Spektakel bestand aus, freudig winkenden, blumenreichen und stolzen Veteranen, Militärs, Trucks und Blaskapellen, alle feierten auf der Straße ihren Sieg.
Neben mir standen ältere Damen, welche, voller Begeisterung und Dankbarkeit, Kusshände zu den, an anderen Tagen ignorierten, alten Menschen warfen.
Es traten auch einzelne Vereine oder Parteien auf, die Karate Jugend, der Senioren Sportverein und verschiedene Militärblaskapellen.
Als Stalin dann auf den Plakaten der kommunistischen Partei erschien und ihm der Sieg und all das heutige Glück zugeschrieben wurde, dachte ich ich sehe nicht recht, da er ein grausamer Mann war, der sein ‘Volk’ in Lager steckte. Ungefähr 1.606.748 Menschen starben durch die schlimmen Umstände in den Lagern, die medizinischen Menschenversuche, Seuchen und Strafen. Und da die Sowjetarchieve nicht komplett öffentlich sind, kann man von mehr ausgehen.
Außerdem hatte er dafür gesorgt, dass es Verwandten oder Freunden von diesen 'schlechten' Menschen auch richtig schlecht ging.
Freundinnen von mir arbeiten mit den bis heute verbliebenen alten Damen und Herren, hören ihnen zu. Deportationen nach Sibirien, wegen bloßer Verwandtschaft zu jemandem, der sich für seinen Glauben eingesetzt hatte oder sich falsch im Sinne der Sowjetunion geäußert hatte. Häufig fanden die Verwandten nur schwer gute Ausbildungen oder gar Arbeit, weil man sie weiter unterdrückte, um aufkommende 'falsche' Gedanken zu unterdrücken und sie für ihre Verwandte zu bestrafen.
Es ist, mit diesem Wissen, wirklich erschreckend gewesen, das Gesicht eines so grausamen Mannes auf Plakaten zu sehen und niemanden der sich deswegen lautstark äußert, sich zu einer besseren Welt bekennt.