Der Sprung ins Wasser
Diesen Monat gab es wieder sehr viel zu entdecken und einige neue Abenteuer.
Der 01. Mai ist, genauso wie in Deutschland, ein Feiertag. Dieser sonnige Tag wurde genutzt um eine kleine Fahrradtour durch einen Stadtteil von Tallinn zu machen, welchen wir noch nie genau erkundet haben. Also wurde in der Altstadt ein Fahrrad gemietet und los ging die Tour. Nach vier Stunden gemütlicher Erkundungstour hat man dann auch gemerkt, dass man seit acht Monaten kein Fahrrad mehr gefahren ist.:)
Am ersten Maiwochenende habe ich den Samstag mit zwei weiteren Freiwilligen in Vilnius (Hauptstadt von Litauen) verbracht. Ja, wir waren nur einen Tag, aber an diesem einen Tag haben wir ziemlich viel von der Stadt gesehen! Immerhin hatten wir 15 Stunden Aufenthalt und die wurden komplett ausgenutzt. Mit dem Fernbus fährt man zirka acht Stunden von Tallinn nach Vilnius. Wir haben auf beiden Strecken den Nachtbus genommen, was im Übrigen außerordentlich unbequem ist, und waren somit ziemlich zeitig am Ziel und sind auch sehr spät wieder abgefahren. In Vilnius selbst haben wir an einer Free Walking Tour (Stadtrundgang) teilgenommen und haben die Orte, die nicht in dem Stadtrundgang angesteuert wurden, auf eigene Faust erkundet. Manch einer denkt, dass die Städte des Baltikums doch bestimmt alle ziemlich gleich sein müssen, immerhin haben sie von 1940 bis 1991 fast das gleiche durchgemacht. Nun, nachdem ich jetzt alle drei Hauptstädte kennengelernt habe, muss ich sagen, dass dies nicht unbedingt so ist. Es gibt natürlich eine Menge Gemeinsamkeiten, aber auf jeden Fall merkt man, dass es drei total unterschiedliche Länder sind.
Endlich stand auch ein lang geplanter Ausflug mit dem Peeteli vor der Tür. Das Ziel war natürlich wieder die frische Luft und die Natur. Mit insgesamt 70 Leuten ging es in ein kleines, aber feines Gebiet namens Kirna, welches im größten Naturschutzgebiet Estlands liegt. So konnte man an einem wunderschönen sonnigen Samstag 60 Kinder und 10 Erwachsene in mehreren Kanubooten auf dem Fluss Pedja finden. Um die Unterkunft zu erreichen, hatten wir 18,2 km zu bewältigen. Aufgeteilt wurden die Kinder in 3er Booten mit jeweils einem Erwachsenen. Die Kids, die das erste Mal an der Kanutour teilgenommen haben, wurden in einem 12er Boot untergebracht. Ich war auch ein Part des 12er Bootes, was Vorteile, aber auch Nachteile hatte. Dazu aber später mehr. Nach den ersten drei Stunden auf dem Wasser gab es eine kleine Stärkung und die Möglichkeit sich abzukühlen. Da wir nicht alle zusammen in einer großen geschlossenen Gruppe auf dem Fluss unterwegs waren, sondern jedes Boot sein eigenes Ding machen konnte, gab es eine etwas größere Zeitspanne zwischen dem ersten und dem letzten Boot. Dies war aber nicht weiter schlimm, denn wir hatten ja den ganzen Tag Zeit. Nach der kleinen Stärkung ging es wieder in die Boote und es standen noch einmal drei Stunden Fahrt vor uns. Zwischendurch mussten die Boote auch aus dem Wasser geholt werden, da ein Wehr vor uns auftauchte. Was die Vorteile und Nachteile an einem 12er Boot sind? Nun ja, ein Vorteil ist, dass man nicht immer paddeln muss, sondern sich auch einmal ausruhen kann und die anderen paddeln weiter. Der Nachteil ist (vor allem wenn die kleineren mit im Boot sitzen), dass viel Bewegung im Boot ist und es natürlich riesigen Spaß macht, ins Wasser zu springen, das Boot zum Schaukeln zu bringen und als großes Boot die kleineren Boote anzugreifen. Es war auch die ganze Zeit ziemlich lustig und es ist nichts weiter passiert bis zirka 2 km vor dem Ziel. Da stand die ganze Mannschaft meines 12er Bootes pitschnass am Ufer! Der Wettstreit mit dem kleineren Boot war verloren und das große Boot war gekentert. Dies passierte alles so schnell und unerwartet, dass der Schock bei den Kids um so größer war. Nachdem die Kinder alle an Land gebracht wurden, hieß es das Boot aus dem Wasser zu ziehen und alle möglichen Sachen, die im Boot waren und jetzt auf dem Fluss schwammen, einzusammeln. Viele Dinge konnten gerettet werden, doch leider sind auch einige Sachen untergegangen. Der Fluss war an manchen Stellen sehr tief und an anderen Stellen sehr flach. Aber das Schicksaal war nicht auf unserer Seite und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt waren wir an einer sehr tiefen Stelle. Die Kinder standen jammernd am Ufer und trauerten zum Beispiel um die verlorene Hose :) oder einfach nur, weil das Wasser doch ein wenig kalt war. Da wir aber auf alles vorbereitet waren, wurden schnell trockene Sachen (die in mehreren Plastiktüten im Boot waren und nicht untergegangen sind) angezogen und weiter ging es. Bei den kleineren Kids hielt sich die Lust mit dem Boot das Ziel zu erreichen etwas in Grenzen und sie bevorzugten es, die restlichen Kilometer im Fußmarsch zurück zu legen. Man muss sagen, dass es am Ende eigentlich eine ziemlich lustige Aktion war und wir Geschichte im jährlichen Kanuausflug geschrieben haben. Schon seit 18 Jahren wird jedes Jahr ein Kanuausflug mit den Kindern unternommen und noch nie ist es passiert, dass das große 12er Boot gekentert ist. Natürlich waren wir nicht das einzige Boot, welches gekentert ist. Auch einige Innsassen der 3er Boote hatten ähnliche Abenteuer. In der Unterkunft angekommen gab es als erstes ein deftiges Abendessen. Nachdem noch einige Spiele gespielt wurden, hieß es dann für alle `ab in die Federn` und viel Energie für den nächsten Tag tanken. Am Sonntagvormittag wurde die Unterkunft gereinigt und auf dem Hof ein wenig getanzt. Als alles blitz und blank war, konnte eine kleine Wanderung durch den Wald beginnen. Auch an diesem Tag war es so warm, dass es nach der Wanderung als erstes einen Sprung ins Wasser gab und natürlich gab es zwischendurch auch wieder etwas zu essen. Dieses Wochenende war so voller Erlebnisse und frischer Luft, dass beinahe alle Kinder (und Erwachsenen) auf der Rückfahrt im Bus nach Tallinn geschlafen haben.
An einem Mittwoch im Mai hatte ich einmal frei vom Mittagessenkochen, was im Übrigen immer besser klappt und es sieht sogar so aus, als würde es allen ziemlich gut schmecken =). Denn wir bekamen Besuch von einem estnischen Sänger, der einen Tacco FoodTruck betreibt. Somit wurde das Mittagessen auf den Hof verlegt und es gab Taccos zum Mittagessen. Danach wurden natürlich wieder Spiele gespielt und Fotos gemacht.
An einem, leider verregneten, Samstagvormittag war ein kleiner freiwilliger Ausflug mit den Peeteli-Kindern und Besuch aus den USA geplant. Der Regen hat uns nicht davon abgehalten, eine kleine Runde im Wald zu drehen und danach auf einem Spielplatz weiter zu spielen und zu essen. Die Begegnungen und gemeinsamen Ausflüge mit Leuten aus anderen Ländern (auch von außerhalb Europas) sind für die Kinder eigentlich nichts neues, aber immer wieder gut, denn so lernen die Kinder, dass Englisch eine wichtige Sprache ist und es können eventuell vorhandene Vorurteile abgebaut werden.
Das Schuljahr ist für die Kinder schon fast vorüber und bald geht es für sie in die Sommerferien. Die Kinder sind jetzt wirklich viel offener zu mir geworden und fragen von selbst ob wir die Woche wieder etwas gemeinsam backen (manchmal sogar zweimal die Woche) oder ob wir ein Spiel spielen können. Manchmal gibt es eine Massagerunde, wobei wir uns immer abwechseln. Also 10 Minuten werden die Kinder massiert und 30 Sekunden ich. =)
BILDER: https://www.dropbox.com/sh/dnbpans54bmx4ev/AADpi_rtrvsrBLE1GTQa_E9na?dl=0