Der Schlüssel, der die Tür zur Kultur öffnet
Als Freiwillige im Ausland entdeckst du jeden Tag neue Kulturen. Die Jugendlichen, die nicht in der Lage sind, viel zu reisen, aber näher zu den Sitten und Bräuchen der Völker kommen wollen, entwickelten interessante Projekte, bei denen die Sprache die erste Geige spielt.
Während die meisten Menschen vor einer Reise ihren Koffer einpacken und sich nach dem Wetter in einem anderen Land erkundigen, lerne ich die wichtigsten Redewendungen der Sprache, die in diesem Staat als Muttersprache gesprochen wird. „Zeitverschwendung“ höre ich oft von meinen Bekannten. Ich bin aber damit nicht ganz einverstanden.
Es lässt sich nicht bestreiten, dass zurzeit Englisch meistens als Kommunikationssprache gebraucht wird und zu den meistgesprochenen Sprachen der Welt gehört. In der Regel werden auf Englisch Geschäftsverhandlungen geführt und auf internationalen Konferenzen die Reden gehalten. In diesem Fall übernimmt Englisch die Rolle des Kommunikationsmittels, das die ganze Welt gern verwendet.
Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass die Sprache nicht nur Funktion der Informationsvermittlung hat, sondern auch als ein Schlüssel zur Kultur des Volks gilt. Man muss nicht unbedingt Taschen voller Geld haben, um die Sprachen und die Kultur der anderen Länder kennen zu lernen. Programme wie ESK geben jungen Menschen die Chance, die Vielfalt der Sprachen und Kulturen zu erkunden. Falls man aus irgendwelchen Gründen nicht mobil ist und an solchen wunderbaren Projekten nicht teilnehmen kann, ist es möglich, eine Alternative für Sprach- und Kulturlernen zu finden.
In meiner Heimatstadt Kasan wurde jede Woche ein „Sprachklub“ auf Deutsch für die Jugendlichen durchgeführt. Fast jedes Treffen wurde von den Muttersprachlern, Freiwillige aus deutschsprachigen Ländern, unterstützt. Die Themen des Sprachklubs waren sehr vielfältig. Einmal während des Treffens wurde die Aufmerksamkeit der Teilnehmer zu den deutschen Redewendungen gezogen. Niemand wusste, was mit der Aussage "Wie der Schneider von Ulm" gemeint ist. Diese Redewendung, die den Misserfolg kennzeichnet, ging zurück auf Albrecht Ludwig Berblinger, der im Mai 1811 mit einem selbstgebauten Flugapparat einen Flugversuch über der Donau erfolglos startete. Mit der Hilfe von diesen Redewendungen öffneten wir für uns eine neue Seite der deutschen Geschichte, die ein wesentlicher Bestandteil der Kultur ist.
In der fast dreitausend Kilometer von Kasan entfernten Stadt Magdeburg fand ich ein ähnliches Projekt, das „Sprachcafé“ heißt. Die Idee des Projekts, die mir schon sehr gut bekannt war, wurde von den Freiwilligen gebracht. Als ich das Sprachcafé besuchte, lernte ich neue Wörter auf Arabisch, Französisch, Spanisch. Die Sprachkenntnisse gaben mir einen neuen Impuls, die anderen Kulturen besser kennen zu lernen.
In diesem Artikel schlage ich vor, mit tatarischer Kultur durch die Sprache Bekanntschaft zu machen. Mit dem Wort „Salam“ begrüßt man sich, „Sau buligiz“ ist eine tatarische Verabschiedung. „Wie geht es dir?“ heißt in meiner zweiten Muttersprache (Meine erste Muttersprache ist Russisch) „Challjaren nischek?“. Das leckere Essen lobt man auf solche Weise: „Tamle“. „Danke“ übersetzt man ins Tatarische als „Rachmat“.
Ein paar Wörter sind schon gelernt, jetzt ist es höchste Zeit, den Koffer zu packen, um die tatarische Kultur weiter zu entdecken. Herzlich Willkommen.
Quellenangaben: 1. https://www.geo.de/geolino/redewendungen/20825-rtkl-redewendung-wie-der-schneider-von-ulm-sein