Der Franzose
Überall auf der Welt verdrehen Männer den Frauen den Kopf, oft auf sehr landestypische Art. In Italien der Macho, in England der Gentleman und in Frankreich der Charmeur. Aber wie steht es darum wirklich?
Egal, wo auf der Welt, die Männer schaffen es immer, den Frauen den Kopf zu verdrehen. In Italien sind es bekanntlich die Machos, in England die Gentlemen und in Frankreich die charmanten Kavaliere. Doch ist an diesen Klischees auch etwas dran? Sind die französischen Monsieurs tatsächlich charmanter und romantischer als die Männer des restlichen Europas?
Wenn der Franzose mit seinem Akzent "du ast schöne Augen" säuselt, schmelzt so manche Frau dahin. Allein die Sprache lässt die Herzen höher schlagen. Schnell wird auch vom französischen Kavalier die Brücke zu Paris, der Stadt der Liebe, geschlagen. Der Rotwein veranlasst ebenso zum Träumen vom romantischen Tête-à-Tête. So werden die ersten Kriterien zum Romantiker dem Franzosen bereits in die Wiege gelegt. Aber diese Dinge noch lange nichts über den Charakter aus; denn Charmeur soll gelernt sein.
Die Definition eines Romantikers variiert von Frau zu Frau, daher ist es nicht leicht, eine Bilanz zu ziehen. Für die einen machen es Rosen, Kerzen und klassische Musik aus, für andere ist es der Spaziergang im Mondschein. Entscheidend ist aber schon der Anfang. Wie versuchen die Charmeure eine Frau zu erobern? Vor allem bei Jugendlichen kann hier kaum von romantisch durchdachter Taktik die Rede sein. Es handelt sich viel mehr hemmungsloses Baggern. Nach undiskretem Abchecken, auch unter der Bezeichnung Anstarren bekannt, wird nicht lange um den heißen Brei herum geredet. Zur Einleitung wird der Frau auf charmante Art geschmeichelt. Ein kleiner Hoffnungsschimmer von Romantik blitzt auf. An Komplimenten wird in Frankreich tatsächlich keines Wegs gespart. Jede Gelegenheit wird genutzt, um den Damen Honig um den Mund zu schmieren.
Natürlich gefällt dies jeder Frau, was den französischen Männern einige Pluspunkte verschafft. Doch nach ersten Schmeicheleien geht es sofort und ganz direkt über zur Territoriumskontrolle. Fragen wie "Hast du einen Freund?" oder "Bist du schon verheiratet?" werden nicht länger herausgezögert. Auch weiter werden Absichten nicht hinter großen Reden versteckt. Wer Konkretes vorhat, legt die Karten offen auf den Tisch. So kann die französische Art der Anmache einiges vereinfachen, aber auch so mancher Frau auf die Nerven gehen.
Der Franzose übt sich schon früh als Draguer. Schon der 12-jährige verteilt ohne zu Zögern Komplimente in alle Richtungen und versucht sich im Baggern bei seinen weiblichen Klassenkameradinnen. So ist es kein Wunder, dass der Erwachsene auf dem Gebiet ein erfahrener Fachmann ist.
Wie überall sind auch in Frankreich alle Männer verschieden. Einige sind romantisch, andere arrogant, wieder andere schüchtern… Sie sind nicht unbedingt romantischer oder charmanter als anderswo. Was aber kleine Details des Kavalierseins, wie Türaufhalten oder Vortrittlassen, betrifft, haben sie dennoch eine gute Schule besucht.
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