Der Februar verabschiedet sich mit Schnee
Mehr Informationen über die genauen Umstände, Fazit des Midterm Evaluation Seminars und Besuch aus der Heimat.
Im letzten Blog mit den diesjährigen unschönen Wetterverhältnissen hier geendet, kann ich jetzt zu Anfang gleich noch einen drauf setzen. Ende Februar, der Frühling scheint schon greifbar nahe, beschließt der Winter Zypern noch einen Besuch abzustatten mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt... und SCHNEE!! Um die Sensationsträchtigkeit dieses Ereignisses zu begreifen, muss man natürlich wissen, dass gerade dies uns als quasi unmöglich verkauft wurde. Auf Zypern gibt es keinen Schnee, nur wenn man im Winter in die Berge fährt, was die meisten Familien hier dann jedes Jahr machen um das Wunder „Schnee auf Zypern“ mit ausgiebigen Photosessions zu zelebrieren. So uns jetzt kann man sich auch als Mitteleuropäer ein bisschen vorstellen, was abgeht, wenn es an einem ja sowieso schon besonderen 29. Februar nachmittags um halb vier in Nikosia plötzlich anfängt zu schneien. Ein Schrei von Natacha ruft mich ans Fenster und ich sehe auf den Balkonen im Wohnblock gegenüber und auf der Straße lachende Menschen die ungläubig die weißen Flocken angucken. Im ganzen Land werden die Kameras rausgeholt, um die Beweisphotos 2 Minuten später auf Facebook zu posten, mich natürlich eingeschlossen. Später erzählt ein Freund, der gerade im Supermarkt war, wie plötzlich überall die Mobiltelefone gezückt wurden, um sich mit Familie und Freunden über die Geschehnisse auszutauschen. Nach drei je 2-5 minütigen Schneefällen war das Wunder dann auch schon wieder vorbei, liegen geblieben ist natürlich nichts, aber die Erinnerung an diese denkwürdigen Momente bleibt. Meine anschließenden Recherchen haben ergeben, dass sich diese weiße Seltenheit doch tatsächlich alle Jahre mal in die Mesoria-Tiefebene, in der Nikosia liegt, verirrt.
Doch jetzt auch chronologisch wieder dahin zurück, wo ich letztes Mal aufgehört habe. Das Midterm Evaluation Training. Es hat mir insgesamt ein ganzes Stück besser gefallen als das On Arrival Training 3 Monate zuvor und das lag nicht an dem Hotel oder Stadt sondern ganz einfach daran das die Verbindung zwischen uns Freiwilligen viel besser war, was ich ehrlich gesagt doch etwas erstaunlich finde, weil wir bis dahin wirklich nicht besonders viel gemeinsam unternommen hatten. Jedenfalls war die Atmosphäre von Anfang an angenehm und vertraut und in den fünf Tagen sind wir uns glaube alle noch ein Stück näher gekommen und haben uns den anderen gegenüber mehr geöffnet. Ein Thema, das uns irgendwie allen auf der Seele gebrannt hat, aber erst am letzten Tag offen ausgesprochen wurde, waren die Umstände der Tatsache, dass bereits fünf von uns insgesamt 15 Freiwilligen auf Zypern, also ein Drittel ihren Freiwilligendienst vorzeitig abgebrochen hatten. Die Gründe und Umstände waren in allen Fällen verschieden und darüber zu sprechen war vor allem für diejenigen, die alles direkt mitbekommen haben, teilweise sehr emotional. Der letzte Tag war auch deshalb sehr besonders, weil parallel zusätzlich ein Training für die Aufnahmeorganisationen stattfand, da es angesichts der Probleme, die dieses Jahr im Zusammenhang des Freiwilligendienstes aufgetaucht waren, notwendig erschien, verschiedene Dinge zu verbessern. Jetzt wo ich auf diese Weise gerade reflektiere, wie die Situation ist, kommt es mir plötzlich gar nicht mehr so verwunderlich vor, dass da aus dem Nichts plötzlich mehr Nähe zwischen uns Freiwilligen war. Zypern bietet aufgrund seiner begrenzten Größe schließlich nicht so viel Platz um aneinander vorbei zu leben. Irgendwie hat man immer mitbekommen, was bei den Anderen passiert ist. Für mich hat sich dieses Training auf jeden Fall schon aufgrund des stärkeren Zusammenhaltes untereinander gelohnt.
Die Abreise aus Larnaca wurde dann spontan zu einem tollen Tagesausflug mit zwei Freunden aus Nikosia. Wir waren am Salzsee in Larnaca und haben dort die überwinternden Flamingos und die schönste Moschee der Insel besichtigt. Anschließend haben wir den Nachmittag in Lefkara, einem wunderschönen Dorf, wo es viel zu entdecken gibt, verbracht und auf dem Rückweg eine Pause an einem kleinen Stausee mit dicken balzenden Fröschen gemacht. Ich habe es unendlich genossen, endlich mal wieder in der freien Natur zu sein.
Zurück in Nikosia folgte dann bald die langersehnte Ankunft meines Freundes, verbunden mit dem seltsamen Erlebnis, wenn sich zwei verschiedene Welten vermischen. Meine kleine Welt, die ich mir hier in den letzten fünf Monaten in Zypern aufgebaut hatte, bekam Besuch von meinem Leben in Deutschland. Ich muss sagen, es hat mir gefallen.
Nach der Besichtigung der Altstadt Nikosias auf beiden Seiten, einem großen Fleischfest im Zentrum anlässlich der nahenden Fastenzeit und einer kurzen öffentlichen Präsentation unserer Organisation am Sonntag, bei der ich ein paar griechische und ein paar englische Sätze über den Europäischen Freiwilligendienst sagen sollte, haben wir uns am Montag auf den Weg zu einer kleinen Rundreise durch die größten Städte Südzyperns (Nikosia > Agia Napa > Larnaca > Limassol > Pafos > Nikosia) gemacht, mit dem Bus nachdem ich die Sache mit dem Mietwagen aufgeben musste. Für mich war es tolle Gelegenheit Zypern mal auf eine andere Weise sehen, denn wir sind ganz touristisch mit Reiseführern und Kamera bewaffnet unterwegs gewesen. Wir hatten größtenteils Glück mit dem Wetter (es hat sogar für einen leichten Sonnenbrand gereicht) und haben es uns gut gehen lassen. Besonders gut gefallen hat mir das Kap Greko bei Agia Napa mit türkisblauem Wasser in Felsgrotten und schöner Blütenpracht. Da Larnaca nicht besonders viel zu bieten hatte, sind wir dort nur ein paar Stunden geblieben und am selben Tag nach Limassol weitergereist, wo wir durch einen glücklichen Zufall drei von den anderen Freiwilligen getroffen haben, die uns sofort angeboten haben, die Nacht in ihrem Haus zu verbringen bevor wir am nächsten Morgen weiterreisen. Wir haben die Gastfreundschaft dankend angenommen. Von den Städten hat uns das für die letzten zwei Tage besuchte Pafos mit seinem Hafen in der Unterstadt und der stilechten Oberstadt am besten gefallen. Sehr sehenswert sind auch die sogenannten Königsgräber, die viel interessanter sind als sie klingen.
Nach elf Tagen musste ich Fabi dann leider wieder gehen lassen, der damit gerade so dem Wintereinbruch entflohen ist.
Das Unschönste an diesen ungemütlichen Temperaturen war, dass sie gerade dann kamen, als wir uns aufgrund der erschreckend hohen Heizkostenrechnung, die wir letzte Woche bekamen, gezwungen sahen die Heizung erst einmal auszulassen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Jetzt ist das Verlassen des warmen Bettes morgens doppelt so schlimm. Ich warte ungeduldig auf die Rückkehr des Frühlings!