Der 11.11. in Frankreich
Gestern war es also wieder so weit: Die „5. Jahreszeit“ hat begonnen. Etliche Bilder und Videos von verrückten Narren überfluteten die sozialen Netzwerke. Ja, das ist eben der 11.11.! Die Franzosen haben diesem besonderen Tag zu Ehren sogar einen Feiertag eingeführt. Doch feiern sie an diesem Tag wirklich den Beginn der Faschingszeit? Oder doch eher Sankt Martin?
Der 11.11. ist ein Feiertag in Frankreich. Viele Deutsche fragen sich nun vielleicht, wieso man an diesem Tag einen Feiertag einführen sollte.
Jedes Jahr am 11. November wird in Frankreich der Waffenstillstand des Ersten Weltkrieges gefeiert. Denn am 11.11.1918 wurde nach vier Jahren Krieg der Waffenstillstand unterzeichnet. Damit endete der bis dahin schrecklichste Krieg, der insgesamt rund 17 Millionen Menschenleben gefordert hat. Besonders in Frankreich waren die Spuren des Krieges noch Jahre nach dem Waffenstillstand zu erkennen. Denn die über Jahre andauernden Kämpfe in den Schützengräben hatten nicht nur Städte und Boden zerstört, sondern vor allem die Zahl der Bevölkerung bedeutend dezimiert.
Zum Gedenken an den in Frankreich oft als „La Grand Guerre“ bezeichneten Krieg, wurde im Jahre 1922 der Feiertag „Armistice“ („Waffenstillstand“) eingeführt. Heutzutage wird an diesem Tag den Gefallenen erneut die letzte Ehre erwiesen. Dafür finden am „Arc de Triomphe“ in Paris Militärparaden und Gedenkreden statt, bei denen nicht nur Frankreichs wichtigste Politiker, sondern auch viele Bürger dem Schrecken des Ersten Weltkrieges gedenken. Dabei wird ins Besondere daran erinnert, dass Frieden und Zusammenarbeit in Europa keineswegs selbstverständlich sind und es deshalb umso wichtiger ist, die Kooperation und den friedlichen Umgang zwischen den Ländern zu stärken.
Viele Franzosen nutzen den Feiertag aber auch dazu, ein paar Tage Urlaub zu nehmen und so ein langes Wochenende zu genießen. Andere unternehmen Ausflüge oder freuen sich einfach über einen freien Tag. Mir ist aufgefallen, dass trotz des Feiertages viele Geschäfte geöffnet waren, die Supermärkte in Niort beispielsweise bis mittags. In Tours, das wir an dem Tag besucht haben, waren sogar fast alle Geschäfte in der Innenstadt geöffnet und viele Franzosen haben das für ausgiebige Shoppingtouren genutzt.
Wie auch immer man seinen Feiertag verbringt, so ist es doch wichtig, dass man sich über den eigentlichen Anlass bewusst ist und zumindest ein Wenig über die Vergangenheit nachdenkt. Denn der 11.11. bedeutet in Frankreich nicht jecke Karnevalszeit und schöne Sankt Martinsumzüge, sondern das Gedenken an den Waffenstillstand des Ersten Weltkrieges. Auch in Großbritannien (ebenfalls Mitglied der Alliierten) wird am 11. November übrigens den Opfern von 1914-18 gedacht.