Debrecen im Festivalfieber
Vom 23. bis 27. Juli 2014 fand in Debrecen das jährliche Campus Fesztivál statt.
Es war ein Event, von dem ich schon gleich nach meiner Ankunft hier erzählt bekam. Für die Debrecener ist es eines der größten Ereignisse der Stadt, je nach Alter gleich vor oder nach dem Blumenkarneval am 20. August. Ein Festival in der eigenen Stadt, hinten im Stadtwald, vier Tage lang. Seit Monaten lief ein Countdown, Werbeplakate schmückten jede freie Werbefläche und auch der Kartenverkauf wurde kräftig betrieben, denn wer die Karten schon im Dezember kaufte, bekam sie für ungefähr den halben Preis. An der Abendkasse konnte man ein Tagesticket für ca 20 Euro erwerben, alle vier Tage kosteten um die 50 Euro.
Das Debrecen Campus Fesztivál lockt unter diesem Namen nun schon seit 2008 Besucher aus der ganzen Region an. Aber auch schon die Jahre davor gab es dieses Festival in Debrecen, jedoch Vekeri-See-Festival genannt. 2002 fand es das erste Mal statt.
Dieses Jahr waren über vier Tage verteilt 70.000 Besuchern im Nagyerdő, dem großen Wald, allein am Samstag zählte man 15.000 Besucher. Hauptsächlich sah man junge Leute über das Gelände schlendern, aber gerade um die Nachmittagszeit zog es auch viele Familien mit ihren Kindern samt Kinderwagen auf das Festival.
Im Vordergrund stand natürlich die Musik. Insgesamt gab es sechs Bühnen mit Livemusik und viele kleinere Bars oder Zelte, in denen der ganze Tag Musik aufgelegt und getanzt wurde. Die größte Halle, gesponsert von der Telekom, befand sich direkt in der Eingangshalle des neuen Fußballstadions, um das sich das Festival abspielte. Konkurrierend mit dem Pepsi-Zelt am anderen Ende spielten hier die bekanntesten Bands und DJ's, wie beispielsweise DJ Antoine aus der Schweiz. Das Pespsi-Zelt konnte jedoch die Pécser Band Punnany Massif, die in ganz Ungarn sehr bekannt und beliebt ist, auf die Bühne holen. Die restlichen Zelte waren nach Thematik aufgeteilt. So gab es beispielsweise die Rézangyal Aréna, in der man Musik von Rock über Punk bis Heavy Metal genießen konnte, die dehir.hu Bühne, die hauptsächlich lokale und weniger bekannte Acts präsentierte und das Podium am Wasserturm, an dem traditionelle und Zigeunermusik gespielt wurde. Auf dem Wasserturm selbst wurden ein paar Tische und Stühle aufgestellt und eine Art Ruhezone daraus gemacht.
Gleich am Eingang gab es den sogenannten Universitätsplatz, wo physikalische und chemische Experimente durchgeführt und einfach erklärt wurden. Auch viele NGO's hatten einen kleinen Stellplatz, an dem sie über ihre Organisation und Projekte berichteten und auch kleine Basteleien oder Spiele anboten. Meine Organisation, Hang-Kép, war die Jahre zuvor meist auch vertreten, um für den EVS zu werben. Dieses Jahr (und auch schon das letzte) waren wir jedoch für die Radiostation am Festivalcampingplatz zuständig.
Wenn man ein bisschen entspannen wollte, gab es dafür ein Freilichtkino mit aktuellen Filmen, ein Shisha-Zelt oder Poetry-Slam Wettbewerbe. Auch Podiumsdiskussionen wurden hier und da über diverse Themen gehalten. Ich nahm an einer Teil, in der es darum ging, was die Vor- und Nachteile eines Auslandsjahres sind und wie man junge Ungarn dazu ermutigen könnte, ins Ausland zu gehen.
Und natürlich haben auch Bars und Fressstände von lokalen Anbietern nicht gefehlt. Verglichen mit Debrecener Preisen war es schon ein bisschen teurer, für ein Festival aber absolut in Ordnung. Mit Langos, Pizza, Burgern oder Palatschinken konnte man seinen Hunger stillen und Bier und Weinschorle (Fröccs) gab es auch überall zu kaufen. Wirklich beliebt war jedoch eine Bar vor dem Eingang zum Festival. Dort sah man ständig Menschentrauben, die sich dort mit viel günstigerem Bier zu versorgen.
Auch wenn das Festival offiziel vier Tage ging, sind viele Leute nur die letzten drei gekommen. Mittwoch, der sogenannte Tag Null, ist schon seit Jahren fast ausschließlich für die Arbeiter. Nachdem der ganze Mittwoch noch aufgebaut wird, gönnt man sich abends zum Abschluss ein gemeinsames kühles Bier, um auf die getane Arbeit und das bevorstehende Fest anzustoßen. Auch wir waren am Abend noch dort, nachdem wir tagsüber die Lautsprecher auf Bäumen aufgehängt hatten. Ein großer Bereich des Festivalgeländes ist an Tag Null auch noch garnicht eröffnet. Ab Donnerstag ist dann jedoch alles geöffnet und die Besucher strömen durch die Eingangshallen um die nächsten drei Tage und Nächte zu feiern, zu trinken und ihre Lieblingsbands zu bejubeln.