Das Finnische Wetter - viel mehr als nur langweiliger Smalltalk
Der Winter kann in Finnland äußerst extrem sein, aber das Überstehen wird dafür mit einem besonders schönen Sommer belohnt.
Das Wetter ist schon immer weltweit ein Topthema gewesen. Natürlich bietet es auch hier in Finnland immer wieder für neuen Gesprächsstoff. Allerdings unterscheiden sich die Gespräche im Süden Finnlands stark von denen im Norden, da sich das Land vom 60. bis zum 70. Breitengrad erstreckt und das Klima daher in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich ist.
So bedeckt im Winter jede Menge Schnee die unendlichen Nadelwälder des Lapplands im Norden. Das ist auch sehr naheliegend, da schließlich Santa Claus aus dem nördlichen Städtchen Rovaniemi kommen soll. Eine Besonderheit ist in Finnland das Polarlicht, das bei klarer Dunkelheit zu sehen ist. Diese Lichter entstehen dadurch, dass die Sonne immer wieder elektrische Teilchen ausstößt und wenn diese Teilchen mit einer hohen Geschwindigkeit auf die Erde treffen, driften sie in Richtung der Erdpole ab. Dort stoßen die elektrische Teilchen mit Luftteilchen zusammen und bringen diese zum Leuchten. Diese Lichtspektakel sind im Winter besonders beeindruckend, da es kaum Sonnenlicht gibt und die Polarlichter dann durch die Dunkelheit strahlen können.
Im Extremfall lässt sich die Sonne nur für 2 Stunden täglich blicken. Die Tage wirken aber viel heller wenn Schnee liegt, weil Mond und Stadtlicht vom Schnee reflektiert werden. Der Winter dauert, im Norden von Oktober bis Mai, im Süden von November bis März, und die Temperaturen fallen problemlos unter -15 Grad, im Norden noch tiefer. Bei diesen Temperaturen und wenigen Lichtstunden ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Finnen sehr gerne in ihre heimischen Saunas verkriechen oder viele dem Tag mit einer Tageslampe Energie geben. Und eigentlich sollte man meinen, dass sich Finnen von klein auf an die Kälte gewöhnen und trotzdem wird, wie in Deutschland auch, geflucht, wenn es draußen kalt wird. Viele freuen sich über dieses Wetter, da sie dann Ski fahren können, der Sportunterricht aus Schlittschuhlaufen besteht und die heißbegehrte Eishockeysaison wieder am laufen ist. Man sagt, dass Finnische Kinder erst das Schlittschuhlaufen und dann das laufen lernen.
Traurigerweise macht sich der Klimawandel in Finnland sehr bemerkbar. Inzwischen dauert es immer länger bis die Seen, Flüsse und Meere zufrieren und die ältere Generation erinnert sich noch gerne an die Winter zurück, in denen es auch im Süden in Massen geschneit hat. Heutzutage gibt es stattdessen manchmal beinahe schneelose Jahre. Die einzigen, die von dieser Entwicklung vielleicht profitieren können, sind die, die zu Fuß nicht ganz so sicher sind, da viele Straßen sehr nass-glatt sind und das Ausrutschen schon praktisch vorprogrammiert ist.
Nach ein paar ziemlich grauen, und nassen Wochen ( zumindest im Süden ), kommt der Frühling und die Tage werden schnell deutlich Länger. Schon im März hat der Tag 12 Sonnenstunden.
Und nicht mehr lange, dann ist endlich der Sommer da – der Sommer von dem alle das ganze Jahr reden – der Sommer, in dem der Tag am Strand verbracht werden kann und die Wochenenden für Festivals reserviert sind, in den Städten bis in die späte Nacht hinein der Bär steppt und die Sommerhäuschen wieder bezogen werden können. Ein Großteil der Finnen haben nämlich, meist an einem ruhigen See gelegen, ein privates Sommerhäuschen. Die Schüler können das Wetter in ihren Sommerferien, Juni und Juli, ausnutzen. Im Juni sind die Tage fast endlos lang, weil die Sonne sogar im Süden nur für vier Stunden nicht zu sehen ist. Die Temperaturen liegen dabei bei etwa 25 bequemen Grad. Bis Ende September kann es noch einige sommerliche Tage geben, bis sich die grünen Wälder dann in rot verwandeln und der regnerische und graue Herbst auf den langen Winter einstimmt.
Wie man sieht, sind die Veränderungen von einem Monat zum nächsten groß und die oft extremen Licht - und Temperaturbedingungen geben also wirklich allen Grund zum Lieblingsthema „Wetter“. Und auch wenn der dunkle Winter belastend wirken kann, sind spätestens im Mai die Smalltalks über das Wetter stets positiv.
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