Das erste Mal: Viel nachzuholen
Ja, ich gebe zu, ich bin wohl das unaktivste Mitglied bisher... aber das wird sich jetzt ändern, indem ich mal ein paar Details über das gebe, was so passiert in Prostejov im Herzen Tschechiens: Also ich bin leider alleine, da meine französische Mitfreiwillige nach einem Monat wieder nach Hause musste und die Griechin, die eigentlich kommen sollte, nun doch nicht kommt. Aber was soll's, ich hatte anderthalb Wochen schlechte Laune deswegen und jetzt ist's auch wieder gut. Es war bisher nicht so einfach, weil meine Arbeit doch nicht ganz so ist, wie sie sein sollte und hier ein paar merkwürdige Dinge ablaufen, aber inzwischen geht's mir besser, weil ich zumindest Tschechisch so gut beherrsche, das ich einigermaßen sagen kann, wenn ich mit was nicht einverstanden bin.
Jetzt aber geht's so langsam besser. Ich hab letzte Woche zum ersten Mal eine eigene Idee umgesetzt und richtig Stress vor lauter Arbeit gehabt, ich hab nämlich einen Adventskalender über Berlin gemacht, wo jeden Tag ein Bild oder eher gesagt eine Collage zu einem bestimmten Thema aufgemacht wird, der nimmt hier eine Wand im Flur ein. Mittwoch war ja dann Nikolaus, und ich hab sogar noch ein unerwartetes Päckchen bekommmen, über das ich mich wahnsinnig gefreut habe, mit dicken Socken und guten Gerüchen und lieben Grüßen, ganz schön! Da gabs dann auch den ersten grossen Krach, der mir aber eigentlich sehr gut tat. Da wurden mal ein paar Sachen gesagt, als ich mich weigerte, schon wieder irgendwelche Mistflyer, mit denen ich gar nichts zu tun habe, auszudrucken. Am Freitag war dann der Kalender auch eingermassen fertig und dann hatten wir eine Ausstellungseröffnung von Fotos, die ein Typ von anderen Freiwilligen gemacht hat. Der war ziemlich cool, der hatte seinen Freiwilligendienst bei Stuttgart gemacht und war jetzt als Erasmus-Student in Leipzig und sprach deshalb echt umwerfend gut Deutsch. Ich hatte auch alle Freiwilligen eingeladen, zur Vernissage zu kommen, es kam dann genau einer, Johannes aus Berlin/Ostrava vom Koppi. Na ja, die Vernissage war schnell vorbei und dann waren wir zu dritt noch ein Bier trinken, das war sehr nett und später kam dann auch Nora aus Dortmund/Plzen an, die das Wochenende bei mir verbringen wollte. Wir haben dann sogar noch einen Platz in Prostejovs schönster (und einzigen richtig schönen) Kneipe bekommen, die sonst immer rammelvoll ist... das Schicksal war mir hold.
Am Sonnabend haben wir lange geschlafen und waren dann in der Ausstellung über jüdische Kinder aus Prostejov mit Tagebucheinträgen und Berichten und so. Anschliessend waren wir Chinesisch essen, weil's so billig und gut ist und dann war's schon wieder dunkel, da wurde mir unterstellt, das wäre Absicht gewesen, damit sie noch mal wiederkommen müssen, um alles im Hellen zu sehen... Johannes ist dann zurück nach Ostrava gefahren und Nora und ich waren kurz noch auf dem halbgeschlossenen Weihnachtsmarkt in Olomouc (tschechische Öffnungszeiten) und dann mit anderen Freiwilligen in einer Kneipe... es ist verrückt: Man bleibt als Freiwilliger nie allein (außer in Prostejov). Wir sind dann nachts um halb zwei mit dem Bus zurückgefahren und ich kann Euch sagen: Das war ein Service-Erlebnis. Dieses Busunternehmen heißt Student-Agencys, die sind noch ziemlich jung, aber irre erfolgreich. Mich wundert's nicht. Der Bus ist super bequem mit Ledersitzen und allem, dann laufen die ganze Zeit Filme, für die du gleich Kopfhörer kriegst, die Busbegleiterin hat dann auch gleich englische Untertitel eingestellt, als wir eingestiegen sind. Und selbst auf unser viertelstündigen Fahrt haben wir dann noch jeder eine Kekstüte und einen Kakao bekommen. Am Ende kam die Begleiterin extra noch angerannt, um uns auf Deutsch ein schönes Wochenende zu wünschen. Tja, am Sonntag haben wir dann ein schönes Adventsfrühstück gehabt und dann ist Nora wieder zurückgefahren. Letztes Wochenende war dann wieder Ostrava-Action mit anderen Freiwilligen zusammen, Stodolni rocken, lange Kaffee-Gespräche mit der lieben kranken Sarah und auch tröst-Sitzungen mit anderen, da gewisse fiese Männer in Deutschland der Auslandserfahrung eben einfach nicht gewachsen sind. Was soll's, muss halt tschechisches Bier her.
Jetzt bin ich wieder in Prostejov, aber schon nächsten Dienstag fahre ich mit den berühmten gelben Bussen von Student Agencys nach Hause... ich freu mich schon sehr (zumal ich inzwischen auch fast alle Weihnachtsgeschenke habe), aber die Badewanne fehlt mir inzwischen gar nicht mehr so sehr - Tschechien wird es während der zwei Wochen aber schon.