Das Ausland - Eine fremde Materie?
Ein Essay darüber, wie es sich anfühlt im unbekannten Ausland unterwegszu sein. Es geht um die Herausforderungen die sich einem stellen und darum sie zu bewältigen. Es geht darum, sich fremd zu fühlenund darum, dieses Gefühl des Fremdseins zu bewältigen.
Wenn wir verreisen, dann erwarten wir, etwas neues kennenzulernen, eine Art fremde Welt. Aber wie fremd ist diese Welt wirklich?
Das offensichtlich Fremde im Ausland ist zuerst einmal die Sprache, welche sowohl ein Hindernis, als auch eine Herausforderung darstellt. Zuhause wird man von jedem verstanden und versteht zugleich auch jeden. Im Ausland sieht das jedoch anders aus. Egal ob schon eine Erfahrung mit der unbekannten Sprache existiert oder nicht, ist es in jedem Fall schwierig, sich mit waschechten Muttersprachlern zu verständigen. Natürlich ist dies keine leichte Herausforderung, aber es mag eine sein, die auch Freude bereitet. Denn je mehr über diese Sprache erlernt wird, desto mehr Erfolgserlebnisse gibt es. Sein Horizont wird erweitert und das Erlernte hilft einem im Umgang mit den Menschen im fremden Land. Außerdem dauert es oftmals nicht lange, bis die fremde Sprache vertraut wird. Man lernt sie zu sprechen und irgendwann in dieser Sprache sogar auch zu denken. Endlich wird man vollkommen verstanden, und versteht den Anderen fast problemlos. Und dieser Erfolg erleichtert es einem vielmals, sich gleich viel heimischer zu fühlen.
Aber die Sprache ist nicht die einzige Herausforderung, die sich einem im Ausland stellt. Da gibt es schließlich auch noch den sogenannten Kulturschock. Dieses Gefühl, wenn die anfängliche Euphorie verfliegt und einem bewusst wird, dass diese neue Welt eigentlich gar nicht so aufregend ist, wie erwartet und erhofft. Man vermisst die Heimat, Familie und Freunde, aber auch die einem bekannte Umwelt. Zwar hat man sich vielleicht eine neue Welt gewünscht, und es ist wie zu erwarten auch einiges anders als Zuhause, aber eben nicht so großartig, wie erhofft. Das mag vielleicht zunächst eine Enttäuschung sein, aber mit ein bisschen Mühe kann man diesen Kulturschock bewältigen. Zwar erscheint einem zu dieser Zeit die Heimat um einiges attraktiver, aber es können bekannte Dinge im Unbekannten gefunden werden, die einem helfen, den Kulturschock zu überwinden. Natürlich können dadurch die Familie und die Freunde nicht ersetzt werden, aber vielleicht vergeht ein wenig das Heimweh nach dem bekannten Umfeld. Und durch das Finden neuer Freunde, wird Ablenkung möglich, sodass die Menschen, die Zuhause auf einen warten auch mal für einen Moment vergessen werden können. Zwar werden sie nie völlig aus dem Gedächtnis gestrichen, aber vielleicht lässt das Vermissen ein bisschen nach. Wenn man sich ein wenig auf all das einlässt, hilft es einem über den Kulturschock hinweg; und wenn das geschafft ist, dann wird im Fremden manchmal auch eine zweite Heimat erkannt.
Doch wie begegnet man eigentich den altbekannten Klischees? Denen, die einem entgegengebracht werden und denjenigen, die man selber vielleicht anderen entgegenbringen könnte? Denn wir haben immer irgendeine Vorstellung von dem, was uns in einem anderen Land erwartet, aber uns treffen auch Erwartungen.
Aber diese Erwartungen müssen ja nichts negatives bedeuten. Natürlich informieren wir uns über ein Land, welches wir zu bereisen gedenken. Wir lesen von Traditionen, der Kultur, von typischen Angewohnheiten; manche gefallen uns, manche vielleicht auch nicht. Allerdings muss uns auch bewusst sein, dass diese Klischees nicht unbedingt auf jeden zutreffen, und wir müssen aufpassen, diese Klischees nicht negativ zu konnotieren, denn so werden sie ganz schnell zu den unbeliebten Vorurteilen.
Auch wir mögen es wahrscheinlich nicht, wenn uns diese gegenüber begegnen, wenn wir abgestempelt werden als der typische Deutsche. Wir mögen mit der Vergangenheit Deutschlands konfrontiert werden, eine Vergangenheit auf die wir so gar nicht stolz sind. Vielleicht begegnet man uns aber auch nur mit Klischees wie ,,Die Deutschen sind pünktlich, Kartoffelesser, Biertrinker, Kapitalisten..". Aber vielleicht sind wir so gar nicht. Vielleicht sind wir auch mal auf den letzten Drücker, mögen keine Kartoffeln oder kein Bier und distanzieren uns vom Kapitalismus. Ganz sicher wollen wir dann nicht darunter abgestempelt werden. Aber meist sind diese negativ konnotierten Vorurteile gar nicht so negativ gemeint, wie sie uns vorkommen. Außerdem bieten sie uns auch die Möglichkeit zu zeigen, dass man mit den altbekannten Klischees vorsichtig umgehen muss, um sie nicht zu Vorurteilen werden zu lassen. Zudem können wir zeigen, dass mehr hinter uns Deutschen steckt, als andere vermuten, und dass wir nun mal nicht alle den Klischees entsprechen, sondern vielleicht ganz unterschiedlich sind.
So lernen wir etwas über das andere Land, und zugleich zeigen wir etwas über Deutschland und über uns selbst. Und genau das gibt uns die Möglichkeit einander kennenzulernen, zusammenzuwachsen und Freunde zu werden, so dass Fremde zu Vertrauten werden.
Natürlich stellen sich einem in einem unbekannten Land viele verschiedene Herausforderungen. Wenn dieses jedoch bereist wird, dann muss eine gewisse Bereitschaft mitgebracht werden, diese Herausforderungen bewältigen zu wollen. Man muss die andere Sprache lernen wollen, sich Problemen stellen, offen und bereit für etwas neues sein. Man darf immer an seine Heimat denken, aber muss sich auch auf das neue Land einlassen. Sich über das fremde Land zu informieren kann nie schaden, es soll ja auch Interesse gezeigt werden, aber es darf nicht erwartet werden, dass alles zutrifft, was man irgendwo gelesen hat, und eine gewisse Distanz von Vorurteilen sollte da sein.
Wenn eine solche Bereitschaft mitgebracht wird, dann lernt man das Unbekannte auf eine ganz andere Art und Weise kennen, als mit einer verschlossen Einstellung. So bekommt auch das Fremdsein im anderen Land eine neue Rolle. Denn diese Offenheit ermöglicht es, dass das Neue vertraut wird, das man sich heimisch fühlt, dort, wo man kurze Zeit zuvor fremd war. So wird die Umwelt vertraut, Fremde werden zu Freunden. Das Ausland ist nun keine unbekannte Materie mehr. Das fremde Land wird ein Zuhause.