Chor Virap - Ort der Sehnsucht nach Freiheit
Bekannt von Postkarten und Reiseberichten liegt das Kloster malerisch zwischen Feldern und Bergen, direkt vor dem Ararat-Gebirge. Seine Schönheit ist unberührt von den Sorgen und Streitigkeiten, die diese Region bedrücken.
Bei klarem Wetter ist Chor Virap ein besonders beliebtes und im Ausland bekanntes Ziel für Touristen. Mit 30km Entfernung zum Ararat-Gebirge ist das Kloster der am nächsten am Nationalsymbol der Armenier gelegene Ort in Armenien und hat sich dadurch in den letzten 100 Jahren, nachdem Armenien im Ersten Weltkrieg große Gebiete an die Türkei verloren hatte zu einem Platz der Sehnsucht und gerne besuchtem Ziel auch für Armenier verwandelt. Schon während der Marschrutka-Fahrt erhob sich nach einiger Zeit der riesige Berg gespenstig aus dem Dunst. Die letzten beiden Kilometer mussten wir laufen. Wir passierten den Friedhof von Chor Virap, der auffällig links und rechts des Straßenrandes angelegt war, während man vom eigentlichen Dorf nichts ausmachen konnte. Die Grabsteine zeigen alle zumindest das Haupt des Verstorbenen, oft ist er aber von Kopf bis Fuß durchaus künstlerisch wertvoll in den Stein gemeißelt. Niedrige Zäune grenzen die Grabstätten der einzelnen Familien voneinander ab und auch hier findet man wieder viele Chatschkare.
Chor Virap liegt 40km südlich von Jerewan und ist besonders dafür bekannt, dass der Heilige Gregor (Gregor der Erleuchtete, Patron der armenischen Kirche) hier 13 Jahre lang für seine Missionsarbeit in Armenien gefangen gehalten wurde. Er war in einer zugemauerten Höhle eingesperrt und betete, nur deshalb überlebend, weil eine Frau ihn durch den Lüftungsschlitz hindurch mit einem sehr dünnen Brot, dem Lawasch, versorgte. Da die Einzelhaft und Folter Gregor nicht von seinem Glauben abbringen konnten, des Königs Kinder nacheinander starben und er diesen überdies von einer entstellenden und als unheilbar geltenden Hautkrankheit befreite, ließ sich Tiridates III. schließlich taufen und erhob das Christentum für Armenien als erstes Volk in der Geschichte zur Staatsreligion. Traditionell siedelt man dieses Ereignis um 301 n. Chr. an, historisch belegt fällt es aber eher in das Jahr 315 n. Chr.
Die heutige Klosteranlage stammt aus dem 17. Jahrhundert. Man kann in zwei unterirdische Zellen hinabsteigen. In einer von beiden soll der Heilige Gregor eingekerkert gewesen sein. Viele Armenier kommen hier her um zu beten oder Kerzen anzuzünden. Für jeden Wunsch oder jede Bitte wird eine Kerze in den mit Wasser bedeckten Sand gesteckt, die Kirche wird stets rückwärts und niemals mit dem Rücken zum Altar verlassen.