Ban The Bag!
Immer mehr Länder verbannen Plastiktüten, interessanterweise sind das keine Industrienationen, sondern Staaten des Globalen Südens - Was hat das für Ursachen und Auswirkungen?
Fliegt man nach Ruanda hört man kurz vor der Landung die ungewöhnliche Durchsage, alle Plastiktüten die man mit sich führt zu entsorgen, da ihre Mitnahme in das afrikanische Land untersagt ist. So sieht also ein Verbot von Plastiktüten in der Realität aus – Aber was für Gründe sprechen eigentlich für ein striktes Komplettverbot?
Plastiktüten gibt es bereits seit den 1970er, und gehören wie Plastikverpackungen, Plastikspielzeug und Kleidung aus Kunststoff zu unserem Alltag, um genauer zu sein sind sie gar nicht mehr aus ihm wegzudenken. Ihr exzessiver Konsum trägt allerdings enorm zur Umweltbelastung bei, und insbesondere zur Verschmutzung der Meere- Hier wird der Anteil der Verschmutzung durch Plastiktüten auf 80% geschätzt.
Allein in Europa beträgt der jährliche Verbrauch an Plastiktüten um die 100 Milliarden, wovon 90% Einwegtüten sind, die nicht wiederverwertet werden und direkt nach Gebrauch im Müll landen – Nach einer Nutzungszeit von circa 25-30 Minuten. Das steht unverhältnismäßig zu der kleinen Ewigkeit, die das Einwegprodukt braucht, um sich zu zersetzen, nämlich bis zu 500 Jahre.
Für traurige Berühmtheit hat der Plastikstrudel im Nordpazifik gesorgt, der mittlerweile die Größe des europäischen Kontinents erreicht hat. Besonders gefährlich ist das Plastik im Meer für die Lebewesen im Wasser, die sich darin tödlich verfangen oder es fressen und langsam an den Folgen des Konsums sterben. Für uns Menschen bedeutet auch das eine Gefahr, da auch der Fisch den wir konsumieren von Mikroplastik belastet ist. Abgesehen von diesen direkten Folgen kann niemand abschätzen, welche Langzeitfolgen Mikroplastik in den Ozeanen haben wird, wie es sich auf das ganze Ökosystem auswirken wird und auf die Lebensqualität auf der Erde.
Plastiktüten sind das Sinnbild der Wegwerfgesellschaft – Ein Produkt welches man für Minuten nutzt aus hochwertig verarbeitetem Material, welches ewig hält. Weitere Folgen der Verschmutzung durch Plastik sind soziale und wirtschaftliche: Schließlich werden die Plastiktüten zunächst aufwendig von Menschen und unter hohem Energiebedarf produziert, dann durch die ganze Welt transportiert bis zum Verbraucher, der sie dann im schlimmsten Fall nicht recycelt sondern in der Umwelt entsorgt.
In vielen EU-Ländern, so auch in Deutschland, soll nun zumindest schon einmal die kostenlose Abgabe von Plastiktüten verboten werden – Ein kleiner Schritt im Vergleich zu der Plastik-Politik vieler afrikanischer Staaten: Mittlerweile sind es 11 Länder, in denen Plastiktüten verboten sind und ihr Gebrauch sogar strafbar ist, Ruanda hat wahrscheinlich die strikteste Regulierung und sogar eine eigene Plastikpolizei aufgestellt. Neben Ruanda sind es Kamerun, Guinea-Bissau, Mali, Tansania, Uganda, Äthiopien, Mauretanien, Malawi, Marokko, Somalia und seit kurzem auch Kenia, die nun die Vorreiter im Kampf gegen Plastikverschmutzung bilden.
Neben den langfristigen, globalen Folgen waren für die Regierungen dieser Länder auch ganz direkte praktische lokale Verbesserungen ausschlaggebend: Der Plastikmüll hat sich so insgesamt drastisch reduziert, das erleichtert die Belastung der Infrastruktur, die Städte sind weniger vermüllt und die Abwassersysteme weniger verstofft - Das ist ein ganz wichtiger Faktor, da sind in diesen gestauten Wasser Moskitos besonders gut vermehren können, und so mit der Vermeidung von Plastikmüll auch noch Krankheiten wie Malaria und Dengue eindämmen lassen, darüber hinaus wird natürlich auch die gesamte hygienische Situation verbessert.
Es wird höchste Zeit zu handeln und diesen positiven Beispielen zu folgen – Ban the bag!