Auberge Español?
Murphy hat wieder einmal sein Unwesen getrieben. Trotz sorgfältiger Planung verlief claudis Abreise gen Spanien ganz schön chaotisch. In Calpe angekommen fühlte sie sich zunächst ein wenig verloren. Doch nach einem Aufwachen mit Sonne am Meer und erfolgreicher Pigmentjagd sind alle Anfangszweifel verschwunden.
Hallo!
Die letzten zwei Wochen habe ich damit verbracht, meine Siebensachen zu packen und alle Freunde zu verabschieden.
Gestern ging dann das große Abenteuer los.
Natürlich nicht einfach so - eine klitzekleine Überraschung hält der liebe Murphy ja immer für uns bereit! Nach vielen, vielen Tränen, nur zwei Stunden Schlaf und meinem vorerst letzten deutschen Frühstück (ganz viel Vollkornbrot!) bin ich mit Mama und Papa zum Flughafen aufgebrochen. Berlin-Schönefeld, so hatte es sich in unser Gedächtnis eingebrannt. Wir hatten auch noch reichlich Zeit, bis die nette Dame am Air-Berlin-Schalter meinte: “Alicante? Nein, nach Alicante fliegt man von Tegel.”
Okay, mit 30 Kilogramm Gepäck rausrennen, alles ins Auto schmeißen, rein, los, zu weit weg vom Parkautomaten angehalten, losfahren, kein Gang drin, Ampel rot, Karte gucken, Abfahrt verpassen, Tempo 80 ignorieren, Stadtautobahn, beten, weinen, ankommen, die Frau am Schalter sagen hören “wir machen jetzt zu”, ganz laut „Halt!“ schreien, Mami und Papi schnell drücken, Küsschen geben und einchecken - geschafft! Aber das alles ging ein bisschen zu schnell für mich.
Nach drei ruckeligen Stunden Flug auf dem Mittelplatz in einer der ersten Reihen (eigentlich zwei No-gos!) setzte ich meine Füße auf den Boden meines neuen Heimatlandes – España! Dort durfte ich zwar noch zwei Stunden in der prallen Sonne auf den Bus warten, aber egal. Danach hat mich sogar wider Erwarten jemand von meiner Hostoranisation abgeholt und zur Wohnung gebracht – ein riesiges Acht-Zimmer-Apartment in Calpe.
Francesca, meine italienische Mitbewohnerin, war schon da und so sind wir direkt mit Julian, dem Abholer, ein Willkommensbier (Cerveca) trinken gegangen. Die beiden sprechen wunderbar Spanisch und deshalb war es sehr schwierig für mich, mich ins Gespräch zu integrieren. Später bin ich ein bisschen melancholisch an den Strand gegangen und habe mich im Selbstmitleid gesuhlt - denn seit ich angekommen war, gab es nur eine Frage in meinem Kopf: ¿was mache ich denn eigentlich hier?
Doch ich kann Euch beruhigen, mir geht’s wieder gut. Die erste Nacht in meinem neuen Bett war wunderbar und mit Sonne sieht das hier alles wieder ganz anders aus. Heute Morgen habe ich mein Zimmer getauscht. Ich glaube, ich habe jetzt das kleinste überhaupt, aber das passt zu mir, denn Dank meiner 19 Jahre bin ich “la pecaña“ – die Kleine. Außerdem hatte ich gestern Nacht ein kleines Bier und alle meine mitgebrachten Toilettenartikel sind winzig.
Als erstes sind wir runter zum Strand (5 Minuten) um ein paar Pigmente zu erhaschen (hat geklappt!) und um die Mittagszeit herum sind die nächsten neuen Mitbewohner (compañeros de piso) angekommen: Mario aus Deutschland und Markus aus Schweden. Beide sind wirklich nett und lustig, also macht es mir gerade wundervoll viel Spaß, hier zu sein und ich freue mich auf die Willkommenscerveca.
An dieser Stelle muss ich mal loswerden, dass ich gerade wahnsinnig stolz auf mich bin: Bis gestern habe ich noch nie Spanisch gesprochen. Ich kenne auch wirklich nur eine verschwindend kleine Anzahl von Wörtern und seit 24 Stunden spreche ich einfach so Spanisch. Natürlich nicht toll und nie vollständig, aber ich spreche Spanisch!
Morgen werde ich meine Koordinatorin-Mentorin treffen und hoffentlich ein bisschen mehr darüber erfahren, was mich die nächste Zeit hier so erwartet.
Und jetzt genieße ich noch ein bisschen die Ferien hier im wundervollen Spanien!
Hasta luego a todos!