Armenien und die Religion
Armenien ist das erste christliche Land der Welt. Wie es dazu kam und wie es heute aussieht, erfahrt ihr in meinem Bericht
Eine der erste Sachen hier in Armenien, die ich Ich über das Land und Kultur gelernt habe, ist, dass Armenien das erste christliche Land der Welt ist, beziehungsweise das erste Land der Welt, welches das Christentum zur Staatsreligion ernannt hat . Darauf ist wirklich jeder Armenier stolz und versucht es so oft wie möglich, bei einem Gespräch mit einem Ausländer, zu erwähnen. Mich als Christin hat das dazu inspiriert, dass ich gerne mehr über die Bedeutung der Religion in Armenien erfahren wollte und dafür habe ich mich auf eine Recherche-Reise zu diesem Thema begeben.
Der offizielle Name der armenischen Kirche lautet "Armenisch-Apostolische Kirche", oder auch "Apostolisch-Orthodoxe Kirche". Sie gehört zu der Familie der orientalisch orthodoxen Kirchen und derzeit gehören ihr circa 94% der armenischen Bevölkerung an.
Den ersten Kontakt zum Christentum hatten die Armenier durch die Apostel (Apostel stammt von dem griechischen Wort apostolos ab und bedeutet Gesandter) Judas Thaddäus und Bartolomäus gegen 35 bis 64 nach Christus. Judas Thaddäus und Bartolomäus werden heute als "die ersten Erleuchter" bezeichnet. Im Jahr 301 wurde das Christentum schließlich zur offiziellen Staatsreligion, und die Königsfamilie, die Armee, und viele Teile der Bevölkerung ließen sich von dem Täufer Gregor Bartov, oder auch der "zweite Erleuchter", taufen. Durch die Taufe durch Gregor Bartov hört man heutzutage hin und wieder, dass der Name der armenischen Kirche "gregorianische Kirche" lautet, aber das ist falsch. Gregor Bartov war nur der zweite Erleuchter, das Christentum aber wurde von Aposteln nach Armenien gebracht, deshalb der Name "apostolisch". In den darauf folgenden Jahren wurde die erste Kirche, als Zeichen des Sieges des Christentums, in Vagharšapat gebaut. Der Name der Kirche lautet Edžmiadzin (übersetzt bedeutet das so viel wie "der Eingeborenen ist herabgestiegen") und ist heute noch der Sitz des Oberhaupt der armenischen Kirche. Im Laufe der Jahre folgten viele weitere Bedrohungen, welche die Armenier aber überstehen konnten, ohne das ihre Kultur, und somit Ihre Religion, darunter leiden mussten. Die letzte Bedrohung entstammte der Sowjetunion, welcher Armenien angehörte. Unter der Sowjetunion wurde die Ausübung der Religion stark unterdrückt, und war zeitweise verboten. Doch nach dem Fall der Sowjetunion konnte die Religion der Armenier wieder aufblühen und das hat sich bis heute noch nicht geändert.
Die Grundlagen des Glaubens der Armenier besteht in der Auffassung, dass Erlösung nur in der Form von Jesus Christus erhalten werden kann. Sie stützen diesen Glauben auf das Alte- sowie Neue Testament, auf die ersten drei ökumenischen Konzile und auf die Beschlüsse der Konzile der armenischen Kirche (Ein Konzil ist eine Versammlung von Bischöfen und anderen hohen Klerikern zum Zwecke der Erörterung und Entscheidung theologischer und kirchlicher Fragen). Das Oberhaupt der armenischen Kirche ist der "Oberste Patriarch und Katholikos". Der Zeit handelt sich hierbei um Garegin II. Desweiteren glaubt die armenische Kirche an die Fürsprache von Heiligen, sie können den Papst nicht als Oberhaupt aller Kirchen akzeptieren, und sie glauben auch nicht an die unbefleckte Empfängnis der Maria. Das sind die wesentlichen Unterschiede zwischen der apostolischen und katholischen Kirche, beziehungsweise die Abgrenzung zur katholischen Kirche.
Die Religion stellt in Armenien einen sehr zentralen Teil der Gesellschaft dar, auch für die Jugendlichen. Obwohl man dazu sagen muss, dass vieles auf Tradition beruht, und nicht auf „wirklichen Glauben“. Ich werde jetzt einfach mal ein wenig von meinen Erlebnissen und Beobachtungen erzählen, da es zu diesem Thema nicht wirklich viele Informationen gibt, müsst ihr mir einfach glauben. Die nachfolgenden Erlebnisse und Beobachtungen dienen dem Zweck, dass man ein ungefährer Bild der Bedeutung der Religion bekommt.
• Jeder Armenier trägt eigentlich immer ein Kreuz am Körper, meist durch eine Kette, aber es gibt auch Ohrringe oder Armbänder mit Kreuzen
• Die heilige Messe am Sonntag stellt für viele einen wichtigen Bestandteil dar, auch für viele Jugendliche.
• Man findet überall die sogenannten Ikonen (Bilder mit Heiligen), in Taxis, Bussen, in den Häusern und auch in den Schulen
• Geschlechtsverkehr vor der Ehe ist sehr verpönt und wird nur heimlich praktiziert
• Die Heirat in der Kirche ist um weiten wichtiger als Standesamtlich. Viele heiraten auch nur in der Kirche und lassen es sich nie vom Staat „bestätigen“
Was vielleicht noch interessant in diesem Zusammenhang ist, ist die Behandlung von Minderheiten, den Menschen, die einer anderen Religion angehören, also die, die den restlichen 4% angehören. Die Minderheiten werden größtenteils durch Jesiten und Kurden dargestellt. Besonders viele gibt es nicht und auch nicht viele Informationen. Jedoch haben Jesiden häufig ihre eigenen Dörfer und es ist ihnen erlaubt ihre Religion so auszuleben, wie sie wollen. Viele dieser Dörfer erhalten staatliche Unterstützung um z.B. Den nachfolgenden jesidischen Generationen die Sprache beizubringen, damit diese nicht ausstirbt. Die Mentalität der Religionsfreiheit trifft auch auf Kurden und auf alle anderen Minderheiten zu. Jeder darf seine Religion so ausleben, wie er es für richtig hält.
Abschließend ist zu sagen, dass Armenien ein wirklich interessantes Land ist und auf jeden Fall ein sehr stolzes Land. Umgeben von muslimischen Ländern haben sich die Armenier trotz vieler Bedrohungen nie unterkriegen lassen sondern immer für ihren Glauben gekämpft. Auch wenn einiges verändert werden müsste, vor allem im Bezug auf die Rolle der Frau, hoffe ich, dass die Armenier nie ihren Glauben und ihre Religion verlieren oder vergessen.
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