Ankommen leicht gemacht - die irische Art
"Put your own twist into is; it is the only way to make it your Project." Slan_abhaile kommt mehr oder minder gut in Irland an, aber die erste Zeit ist nicht einfach für sie. Erst später realisiert sie, dass mehr in ihr steckt als sie dachte.
Wie schon gesagt nach ca. zwei Tagen mit Auto und Schiff durch Deutschland, Belgien, Frankreich, viel Wasser und ein bisschen "grüne Insel" war ich endlich in meiner "neuen Heimat". Es war Sonntag und wir waren ca. drei Stunden zu spät, da die Fähre wohl etwas Gegenwind hatte und der irische Routenplaner mit deutschen Straßenverhältnissen gerechnet haben muss (ich sag nur Loch an Loch und hält doch, irgendwie).
Nun stand ich also mitten in Mallow vor einer Kirche, drei Stunden zu spät und natürlich war keine Mentorin mehr da um mich abzuholen. Mein Handy war auch nicht zu gebrauchen, ich hatte keine Adresse und auch sonst nix. Nur ne Bürotelefonnummer die natürlich Sonntag nur den AB hervorbrachte.
Ja , da hab ich schon mal kurz Panik bekommen, aber dachte mir dann Sie wird schon irgendwann wiederkommen.
Ich wusste natürlich auch nicht wie Sie aussieht, da mich in Deutschland auf der Straße selten jemand Fremdes anlächelt oder grüßt dachte ich so an die 100 Mal, während ich ne halbe Stunde wartete, das sie doch das jetzt definitiv sein müsste. "Die lächelt doch schon so nett und sagt "hi"...ich durfte also schon hier herausfinden; die Iren ticken wohl etwas anders als wie Deutschen.
Ich war dann aber doch ziemlich erleichtert meine Mentorin zu treffen und sie machte gleich einen super Eindruck. Wir sind dann zu dem Haus gefahren, in dem Sie mir ein Zimmer besorgt hatte (musste Miete selber zahlen und wir hatten vorher ausgemacht das Sie was Passendes sucht und was mir so wichtig wäre). Ich war überwältigt von dem Zimmer, ich hatte bei der Suche nach dem EVS immer im Kopf: hoffentlich hast du ein Einzelzimmer. Nun ja, ich hatte ein echt schönes Zimmer mit Doppelbett. Die Hausbesitzerin war echt nett und selbst erst 27, wir waren zu dritt (mit wechselnder dritter Mitbewohnerin doch dazu später mehr) und ich hab mir mit der anderen "Mieterin" das Bad geteilt.
Die große Küche sowie Wohnzimmer haben wir alle genutzt... also gefehlt hat es mir an wenigem (eigentlich nix), ich hatte wesentlich weniger erwartet. Man muss dazu sagen so genanntes „Sharing“ ist die geläufige Wohnsituation junger Iren. Es gibt kaum Wohnungen (und wenn sind die mega teuer), daher teilt man sich einfach ein Haus. Billig ist das aber auch nicht, habe für mein Zimmer 300 Euro inkl. Bill gezahlt und das NICHT in einer Großstadt.
Neben der Hausbesitzerin wohnte am Anfang eine weitere Irin in dem kleineren Zimmer; da diese nachts arbeitete habe ich von ihr nur die Überreste in Bad und Küche mitbekommen. Zudem war Sie oft nachts extrem laut oder hat ihren Schlüssel vergessen, sodass ich nachts raus musste um ihr aufzumachen. Das Ganze war nicht wirklich ideal und ich war schon auf der Suche nach einem neuen Zimmer, als sie mir mitteilte sie zieht nach Australien. Das war mir weit genug weg und ich musste zum Glück nicht umziehen.
Ansonsten begann am Montagnachmittag mein erster Arbeitstag im Dance Workshop. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht mehr wie es war. Anders, neu aufregend, etwas Angst einflößend, aber insgesamt einfach überwältigend.
Am nächsten Morgen sind meine Eltern wieder nach hause geflogen und am Flughafen dachte ich ganz kurz daran mit zurückzufliegen... Nun ja, viel schlimmer war die Fahrt zurück.
Tränen in den Augen, Regen auf der Windschutzscheibe, der zweite Tag im Linksverkehr, alles ist dunkel und dann verpass ich natürlich bei einem der etlichen Roundabout-Kreuzungen die Abfahrt (bzw. ich hatte geographisch nicht so den Plan ob ich Richtung Limerick oder Cork muss, wer einmal vom Cork Airport zurück ins Inland musste, weiß was ich meine).
Na gut dachte ich mir fährst du halt die Nächste ab und nach deutschen Autobahnprinzip auf die andere Seite wieder auf. Ja Pustekuchen, die nächste Abfahrt ließ 15 km auf sich warten und führte auf ne verlassene Landstraße... ich wusste also gar nicht mehr wo ich hin sollte und während ich heute darüber lachen kann, sind mir damals die Tränen gekommen und ich fühlte mich einfach nur wahnsinnig hilflos.
Aber hilft ja alles nichts, ich wollte das, also nun mal los. Ich wieder auf diese N-Straße und hab dann irgendwann den Weg zurück gefunden... hat halt nur etwas länger gedauert.
Meine erste Woche im Projekt verbrachte ich damit Unterlagen zu sämtlichen Rechtsfragen auszufüllen (lag wahrscheinlich daran das mein Aufnahmeprojekt durch ne Behörde gemanagt wurde) und mit meiner Mentorin alle Formalitäten wie Handy, Bankkonto, Steuern, Sozialversicherung abzuklären. Dabei hatte ich wahnsinnig Glück, das Ganze soll inzwischen noch bürokratischer geworden sein.
Außerdem lernte ich erste Projekte meiner Arbeit kennen und las massenweise alte Berichte, inklusive des Portfolios der ehemaligen Freiwilligen. Ich selbst habe auch solch ein Portfolio nach meinem EVS erstellt und würde Folgendes gern daraus zitieren:
"When I first read Helena’s Portfolio I thought to myself that I would never be able to do all those things. I would be too shy; unsure or simply not bale to do it. Through my time I did much more than I thought I would be capable of and I reminded myself that it is not about her but my experience. No one expected me to be “The New Helena” and it’s ok to do things different. Never be afraid of doing things different; put your own twist into is; it is the only way to make it your Project."
Leider kam diese Erkenntnis erst mit der Zeit und am Anfang fühlte ich mich ziemlich unter Druck. Ich war 19, kam grad von der Schule und hatte kaum Erfahrung. Und diese Freiwillige vor mir hatte Gruppen alleine geleitet, Theater gespielt. "Ob ich das alle so können würde, und was würde man denken wenn nicht?"
Sowieso war das Thema Theater eine heikle Sache für mich, in meinem Arbeitsplanentwurf standen 8-10 Wochenstunden mit dem Jugendtheater. Nun bin ich durchaus offen für Theater. hielt mich aber immer für viel zu unbegabt und schüchtern, aber eine Wahl hatte ich eh nicht: in meiner zweiten Woche musste ich zum Lightbulb Youth Theatre.
Und wie es von da an weiterging, das gibt’s im nächsten Post....
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