Angekommen!
Nathalie lebt sich in ihrem neuen spanischen Zuhause ein. In den ersten Tagen hat sie einiges gesehen und kennen gelernt. Und schon schmiedet sie weitere Pläne…
So, jetzt bin ich schon über eine Woche hier und habe bereits so viel erlebt und muss euch so viel erzählen...
Die Reise
Am Sonntag sollte es ja nun endlich losgehen.Um 15:05 Uhr sollte nach den Angaben auf meinem Ausdruck von esyjet mein Flugzeug in Berlin abfliegen und um 18:10 Uhr in Madrid landen. Soweit so gut. Zum Flughafen begleiteten mich noch Sarah und Lena, sowie Byron und Svenni und natürlich meine Mutter. Da ich meinen Lieben den Abschied so angenehm wie möglich bereiten wollte, entschloss ich mich spontan dazu, so angestresst und zickig zu sein, dass sie mich auch auf keinen Fall vermissen müssen. Nachdem ich dann meinen Koffer losgeworden bin (nur knapp 6 Kilo Übergepäck!), konnte ich dann auch das Flugzeug betreten und damit erstmal für längere Zeit den deutschen Boden verlassen. Den dreistündigen Flug (exorbitant lang, finde ich) habe ich hauptsächlich lesend und mich mit meiner Sitznachbarin - einer Spanischlehrerin – unterhaltend verbracht. Gelandet, fühlte ich mich gar nicht so aufgeregt. Mein Bein sah das aber wohl etwas anders, jedenfalls entschied es sich dazu geringfügig zu zittern.
Meine WG
Vom Flughafen holten mich Rafa (mein "halber" Tutor) und Chiara ab. Chiara ist Italienerin und eine meiner fünf Mitfreiwilligen. Zusammen fuhren wir im Auto nach Alcobendas, genauer gesagt in den Paseo 8 de Marzo, auf dem sich mein neues Heim befindet. Hier wurde ich bereits von meinen Mitbewohnerinnen Isabel (29, Spanien), Valentina (26, Italien) und den Eltern der Wohnungsbesitzerin Patricia erwartet. Patricia studiert gerade in Berlin. Da saß ich also, in meinem neuen Wohnzimmer, versuchend, den drei parallel verlaufenden Gesprächen zu folgen und den Fußballkommentator im Fernseher hinter mir möglichst erfolgreich zu ignorieren. Wir haben noch zusammen gegessen und uns betrunken und dann konnte ich mit einem guten Gefühl einschlummern.
Valentina ist bereits am Freitag angekommen und da sich an diesem Tag Isabel von ihrem (ex)novio getrennt hat, sind sich die beiden meinem Eindruck nach schon recht nah. Sie sind sich ja auch vom Alter und der Sprache her näher... Was ich damit andeuten will ist, dass ich mich von den beiden zwar nicht ausgeschlossen fühle - dazu sind sie auch viel zu nett und offen mir gegenüber - ich aber wohl den Eindruck habe, dass ich in Zukunft wohl eher mehr mit den anderen Freiwilligen und neuen Bekanntschaften unternehmen werde.
Die anderen Freiwilligen
Insgesamt sind wir ja sechs Voluntarios: Valentina und Chiara aus Italien (26 und 25), Agi aus Ungarn (25, spricht fließend Deutsch, da sie ein Erasmusjahr in Graz verbracht hat), Robin aus der Tschechischen Republik (20) und Sandra aus Österreich (19, sie schreibt auch hier). Ich kann gar nicht viel zu ihnen sagen, außer, dass sie alle super nett sind und ich mich ausnahmslos gut mit ihnen verstehe. Glück gehabt. Untereinander sprechen wir übrigens tatsächlich meistens Spanisch - nicht schlecht.
Glück habe ich übrigens auch mit meiner Wohnung an sich. Ich finde sie echt luxuriös - allein schon, dass ich ein eigenes Zimmer habe. Auch dass ich den Salón mitbenutzen darf, ist wohl in Spanien nicht immer der Fall (arme Sandra und Chiara, sie müssen immer in ihren Betten frühstücken...).
Die ersten Tage
Am Montag hat uns Rafa eine kleine Stadtführung durch Alcobendas und das Casa de la Juventud geboten. Es ist einfach unglaublich. Alcobendas ist tatsächlich ein bisschen wie das Kleinmachnow von Madrid - nur viel besser. Hier wohnen eher reichere Leute, es gibt extrem viele Kinder und Hunde. Ich finde es hier allerdings mal wieder so auffällig, wie viel in Spanien die Regierung für die Leute tut. Allein dieses Jugendzentrum in dem ich arbeite... So sieht in Deutschland bestimmt keins aus. Ansonsten wird den Bewohnern hier viel Kulturelles geboten - obwohl die Metropole Madrid (Atocha) mit den Cercanías ja nur ne halbe Stunde entfernt ist. Auch die Metro wird ja gerade hierhin verlängert - soll so im März fertig sein. Busse fahren auch, auch nachts von Madrid nach Alcobendas (sehr wichtig für mich!!!). Allerdings verbringe ich täglich trotzdem so etwa zwei Stunden damit, hier in der Gegend rum zulaufen. Kann ja auch nicht schaden und wenn, wie gerade, noch so schönes Wetter ist und noch fast 30 Grad heiß, macht`s auch richtig Spaß.
Ich kann mich gerade leider gar nicht mehr erinnern, wann ich genau auch was genau gemacht habe und in welcher Reihenfolge, deswegen versuch ich einfach mal alles zusammenzufassen: Ich habe einige Male mit meinen Mitbewohnerinnen zu Abend gegessen. (Ich kann euch nur empfehlen, mit Spanierinnen und Italienerinnen zusammenzuziehen, vor allem, wenn sie langsam aber sicher die Uhr ticken hören und finden, sie müssten sich um euch kümmern und eben auch bekochen, hehe.) Bei Abendessen mit irgendwelchen Bekannten und Freunden von Isabel wurde ich explizit über die sexuellen Erfahrungen und Vorlieben sämtlicher Anwesender informiert (und durfte erfahren, dass die Hundestellung in deutsch und spanisch also nach dem Vorbild des Menschen besten Freundes vollzogen wird, während sie in Italien nach Schafen benannt ist...; ach ja und der Vibrator von Isabels bester Freundin heißt Benji - ja, so genau wollte ich das eigentlich auch nicht wissen). Wir waren außerdem drei Mal in Madrid: eine kleine Führung durch mein Lieblingsviertel Lavapiés, ein Mal Ausgehen in Moncloa und ein Mal das volle Rastro-Retiro-Programm. Ich bin zwei Mal mit den Voluntarios und Isabel in Valdelasfuentes (so heißt mein "Block") einen Trinken gegangen. Außerdem habe ich einen Spanisch-Einstufungstest machen müssen, der dazu führte, dass ich jetzt jeden Dienstag und Donnerstag in die UPA (Universidad Popular de Alcobendas) gondele und dem schwersten Kurs beiwohne. (Ich musste dafür allerdings nur so 3/4 der Fragen, nur so bösartige „si-Sätze“ und „Subjontivo-in-der-Vergangenheit-Geschichten“ richtig beantworten.)
Mein Job
Am Mittwoch hatte ich meine erste Dienstbesprechung mit meiner Chefin Raquel. Ich finde sie mäßig sympathisch - es wird aber gehen. Ich arbeite mit Agi zusammen in der Ciberaula - einem Ciberspace beziehungsweise Computerraum in der Casa de la Juventud. Ich betreue den Raum und die sich in ihm befindenden Jugendlichen meist am Nachmittag von 17 bis 21 Uhr. Wir bieten dann entweder Kurse an oder veranstalten interkulturelle Events wie das "Cine-Café de idiomas" oder das "Café del mundo". Wir sehen und besprechen also Filme aus verschiedenen Ländern auf verschiedenen Sprachen oder laden Vertreter von den hier ansässigen Flüchtlingsvereinigungen ein, um sie ihre Kultur vorstellen zu lassen. Hört sich toll an - hoffentlich wird es das auch. Momentan sitze ich hier nämlich in der Ciber und außer mir sind hier nur die Leute von der Asosería de Infancia, die ein Theaterstück einüben. In den Hauptrollen: Ein Ei namens "Parti" und eine Schlange mit dem Namen "Cipa". Denn das sollen die Kinder und Jugendlichen ja hier partizipieren. Also nicht, dass das nicht unterhaltsam wäre, aber ich fände es doch schön, wenn ich hier auch noch was zu tun kriege in den neun Monaten. Aber wahrscheinlich bin ich einfach nur wieder zu ungeduldig. Genau wie mit meinem Spanisch. Ich verstehe ja immerhin fast alles, aber ich frage mich doch, wie lange es wohl dauern wird, mich so ausdrücken zu können, wie ich es auch wirklich will - und das auch in adäquater Geschwindigkeit.
Weitere Pläne
Diese Woche muss Valentina noch mal nach Italien fliegen und Isa fährt über die Feiertage (Día de la Hispanidad und puente) zu ihren Eltern nach Galicia. Ich habe also Sturmfrei, hehe. Ich habe die anderen Voluntarios für den Donnerstag eingeladen und dann machen wir wohl ne kleene fiesta. Am Freitag wollen wir dann nach Toledo fahren. Darauf freue ich mich schon riesig. Am Anfang möchte ich mich mehr an die Umgebung halten und also Eintagsausflüge nach El Escorial, Aranjuez, Guadalajara und Ávila machen. Dann vielleicht Salamanca und Valladolid und dann mal sehen. In den Cercanías haben wir gestern übrigens Manuela kennen gelernt. Sie ist seit zwei Wochen Lehrerin am Deutschen Gymnasium in Madrid und hat uns in ihre WG an der Metrostation Colombia eingeladen. Mal sehen, was sich da noch ergibt.