Am Rande Europas und doch ganz zentral
Hier gehts ums Wetter (natürlich!), Kulturprogramm und Festivals! Viel Spaß :)
Fangen wir mal mit dem Wetter an... Ganz entgegen meiner Erwartung, dass ich bereits in den ersten Wochen erfrieren würde, war der Wettergott sehr gnädig und hat uns hier über eine Woche lang mit strahlend blauem Himmel, über +(!!!)10° und Sonnenschein beglückt. Für die Eingewöhnung war das sehr hilfreich. Denn die Stadt an sich ist nicht sooo schön, aber die Sonnenstrahlen, die in den Fenstern reflektiert wurden und die golden leuchtenden Blätter, haben dann doch ihren Charme und lassen alles viel freundlicher aussehen. Die letzten Tage gab es dann doch eine Andeutung von schlechtem Wetter. Es schneite ein bisschen und wurde ziemlich kalt. Ich machte mir viele Gedanken über meine noch nicht vorhandene, russische Wintergarderobe. Mittlerweile kann ich nicht mehr zählen wie viele Geschäfte ich schon abgeklappert habe, um nach einem Пуховик (puchovik=Daunenjacke) zu suchen. Wenn mir mal einer gefiel, war der gleich so teuer, dass ich auch zu Hause dem Globetrotter einen Besuch abstatten gekonnt hätte. Naja, das ist vielleicht in bisschen übertrieben, aber ich bin doch erstaunt für wie viel Geld man hier eine sehr schlechte Auswahl an Kleidung erhält. Kommt Zeit kommt Rat, ich werde schon noch was Geeignetes finden und dann kann der Winter kommen!
Seit meinem letzten Eintrag ist schon eine Weile vergangen. Die Fotos, die ich hier hochgeladen habe, stammen von einem Ausflug in der ersten Woche. Im Rahmen unseres Einführungsseminars fuhren wir Freiwilligen, inklusive Anhang und Olga, unserer Betreuerin nach Хохловка (Chochlovka). In diesem Freilichtmuseum werden traditionelle Wohnhäuser, Kirchen usw. aus Holz ausgestellt. Die Holzbauten wurden aus vielen Teilen der Region nach Хохловка gebracht und dort wieder aufgebaut. Es war sehr interessant zu sehen, wie man sich früher versucht vor der Kälte im Winter zu schützen. Die Wände der Häuser bestanden aus ganzen Baumstämmen und die Zwischenräume wurden mit Stroh gefüllt. Die Eingänge waren ganz niedrig und die Fenster sehr hoch angebracht. Da der Schornstein in Russland noch nicht erfunden war, hatten die Häuser keine Öffnung nach oben. Um wenigsten ein bisschen Luftaustausch zu erhalten, wurden dann die Fenster geöffnet. Die Decken waren zum Teil etwas niedrig angebracht, so dass meine größeren Mitfreiwilligen Probleme in den alten Häusern gehabt hätten, wie man auf dem Foto sieht. Das Freilichtmuseum liegt auf einer Halbinsel im Kamastausee und an dessen Ufer genossen wir nach der Besichtigung die Sonne und getrocknete Apfelringe aus Deutschland, solange wir auf den Bus zurück nach Perm warteten.
Perm liegt zwar am östlichsten Zipfel Europas, aber dennoch oder vielleicht gerade deswegen, ist hier eine Menge los. In den zwei Wochen, die ich jetzt hier bin, habe ich schon drei internationale Festivals/Veranstaltungen besucht: „Europatage“, ein Dokumentarfilmfestival und „MitOst“.
MitOst ist ein Festival, das jedes Jahr in einer anderen mittel- oder osteuropäischen Stadt stattfindet. Dieses Jahr trafen sich über 150 Leute zum kulturellen Austausch in Perm. Die Besucher kamen angeblich aus allen Ecken Europas, wobei es mir vorkam, als wären 90% der Anwesenden Deutsche.
Tagsüber wurden Workshops angeboten und abends wurde gefeiert. Wir Freiwilligen haben uns einfach auf die Eröffnungsparty geschmuggelt, um uns das Ganze anzuschauen. Dass wir keine MitOstler waren hat aber keine Rolle gespielt, wir wurden freundlich empfangen und zu den Workshops eingeladen. So schälte ich mich dann tatsächlich, nach einer langen Nacht, am nächsten Morgen früh aus dem Bett, um einen Workshop zu erlebnispädagogischen Spielen zu besuchen. Viel Neues habe ich da nicht erfahren, unter anderem auch mal wieder, wie klein die Welt ist. Denn der Workshopleiter kam aus Köln.
Am darauffolgenden Tag viel es mir noch schwerer aus dem Bett zu kommen, weil es abends zwei gute (aber viel zu laute) Konzerte gegeben hatte. Aber die Neugierde auf einen Workshop zu indischem Tanz, ließ mich dann doch aufstehen. Ganz richtig, indischer Tanz in Russland… und auch die Teamerin war eine Russin. In Kasan gibt es scheinbar ein indisches Tanzzentrum, wo sie gelernt hat. Sie hat uns dann ein kleines Stück beigebracht. Da es eine andere Tanzrichtung ist (Kuchipudi), war es auch für mich ganz neu und hat mich motiviert auch selber wieder zu üben!
Von dem zweiten Workshop, an dem ich teilgenommen habe, könnt ihr euch hier selber ein Bild machen: http://vetta.tv/news/culture/12415/ haha, ich bin schon berühmt ;)
So, jetzt komm ich langsam zum Ende. Aber bevor ihr euch fragt, was es denn nun mit meinem Freiwilligendienst auf sich hat und warum ich nicht davon erzähle, schreibe ich noch zwei drei Sätzchen. Seit über zwei Wochen gehe ich schon in mein Projekt und versuche mich dort einzugewöhnen. Weil es aber so viel zu erzählen und erklären gibt, werde ich meiner Arbeit bald einen eigenen Bericht widmen. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr hier schon Mal einen ersten Eindruck vom Projekt bekommen.
Grüße aus Perm, caroline
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