Allmählich wird alles normal…bis auf den Schnee!
Meine Arbeit, Kezias Geburtstag, Herbstferien, Leo, Wanderung auf dem Grand Ballon, Pataterie
Ich habe mich lange nicht mehr gemeldet, dafür möchte ich mich entschuldigen, aber ich erlebe hier durchaus nicht wenig, sodass man teilweise keine Zeit hat, um mal in Ruhe ein paar Zeilen zu tippen.
Ich möchte mal ein bisschen von meiner Arbeit berichten. Mittlerweile sieht fast jeder Tag so aus, dass ich zusammen mit einem anderen Betreuer die Kinder von der Schule abhole und wir dann zusammen Kekse essen. Dann ist Zeit zum Hausaufgaben machen und Spielen. Bisher ist das Wetter immer noch meistens so gut, dass die Kinder draußen spielen, entweder schaukle ich sie an, oder sie fahren viel mit Fahrrad und City-Roller auf dem Gelände umher. Neulich ist sogar die kleine Lola das erste Mal mit einem Fahrrad mit Stützrädern gefahren, das war wirklich richtig schön, da sie viel Spaß hatte. Ich habe ihr immer gesagt, dass sie „Doucement“ (=Sanft/Sachte) fahren soll, wenn sie mal zu schnell fuhr und nach einigen Runden, die sie auf den Hof gedreht hatte, habe ich gehört, wie sie zu sich selber meinte „Lola, doucement“. Das war so niedlich!
In letzter Zeit habe ich auch viel bei deutschen Hausaufgaben geholfen. Das kommt daher, dass wir hier so nah an der Grenze sind, was ich aber ganz schön finde, da ich mir dadurch nicht ganz so fremd vorkomme. Ab 17:30 Uhr fangen wir dann an, die Kinder einzeln nacheinander zum Duschen zu schicken. Und dort gibt es manchmal so einige Schwierigkeiten. Denn die Kinder mögen es gar nicht, wenn sie als erstes Duschen müssen. Damit wir Betreuer aber nicht jedes Mal diskutieren müssen, haben wir neulich eine Besprechung mit den Kindern gehabt und eine Reihenfolge festgelegt. Diese Reihenfolge findet jedoch eine gewisse Lucy gar nicht gut. Sie ist nämlich bei den Mädels nach Lola die zweite. Vor einigen Tagen gab es eine mega Krise, da wir es erst mit 3 Betreuern geschafft haben, das Mädchen vom Klettergerüst zu bekommen, damit sie duschen geht. Sie wollte nämlich partout nicht mitkommen. Mich hat sie sogar auch treten wollen, als ich versuchte, ihre Hand zu nehmen um sie mit mir mitzunehmen ins Haus. Ich glaube, dass ist ihre innere Rebellion gegen das Kinderheim, sie ist nämlich nicht wirklich glücklich hier zu sein.
Eine andere Geschichte, von der ich noch gerne berichten möchte ist, eine im Gegensatz zur vorherigen, eine wirklich schöne, wie ich finde. Wir waren neulich im Supermarkt, um Lebensmittel für das Kinderhaus einzukaufen. Ein paar Kinder sind auch mitgekommen, damit sie sich von ihrem Taschengeld Spielzeug kaufen können. Ein Junge hatte sich unter anderem einen Fußball ausgesucht. An der Kasse stellten wir dann aber fest, dass der Ball viel zu teuer ist, ich hatte mich wohl auf dem Preisschild verguckt. Gerade in dem Moment, als die Kassiererin den Ball zurücknehmen wollte, meinte die Frau hinter uns an der Schlange, dass sie den Ball gerne bezahlen möchte. Sie hatte mitbekommen, dass die Kinder aus einem Kinderheim sind und sagte zum Abschluss noch zu Brian: „Mais tu joues avec tous tes amis avec ce ballon d’accord?“ (= Aber du spielst mit allen deinen Freunden mit diesem Ball, ok?). Es gibt doch wirklich noch sehr, sehr nette Menschen auf dieser Erde!
Am vorletzten Dienstag haben wir dann den Geburtstag von Kezia gefeiert. Ich habe diesmal Schwarz-Weiß-Kekse gemacht und die gab es wieder zum Kaffeetrinken. Sie hat sich gefreut und war natürlich schon sehr aufgeregt wegen ihrem Geschenk. Am Nachmittag kam dann eine Freundin von ihr aus einem anderen Kinderhaus um mit uns die Süßigkeiten zu Naschen. Sie hat einige Geschenke bekommen sowas wie Barbies, Playmobil, Frisurenkopf und es war sehr niedlich, da auch die anderen Mädchen ihr Sachen gebastelt oder gekauft hatten. Ich glaube, Kezia hat sich sehr gefreut.
Bei der letzten Teambesprechung haben wir jetzt auch festgelegt, dass ich mit den Kindern auch mal alleine sein kann, wenn gerade ein Betreuer mal kurz weg muss. Bis dato konnte ich das nämlich nicht, da das in meinem Vertrag steht. Ich wurde aber ganz lieb gefragt, ob ich mir das zutraue und das erleichtert jetzt einige Sachen.
Die Herbstferien stehen jetzt bevor und das heißt auch Taschen packen für die Kinder, da einige zu ihren Eltern fahren und die anderen in die anderen Kinderhäuser gehen, da „La Source“ über die Ferien schließt (ist so ein kompliziertes Feriensystem hier, über Weihnachten zum Beispiel ist „La Source“ auf). Also haben wir den Freitag vor den Ferien einige Taschen gepackt und ein bisschen die Zimmer neu umgebaut, um eine ordentlichere Struktur mit den Kleiderschränken zu haben.
Seit zwei, drei Wochen haben wir auch ein neues Kind in unserer Gruppe. Er heißt Leo und ist 8 Jahre alt. Er ist ein ganz lieber, allerdings ist er Autist. Wenn er mal redet, was nicht so oft vorkommt, verstehe ich ihn ganz schlecht, da er die Worte irgendwie komisch ausdrückt. Aber er versteht zum Glück alles, was ich sage und das reicht ja für den Anfang erstmal. Als ich ihm neulich beim Duschen geholfen habe, war es interessant zu beobachten, dass er sich die Ohren zugehalten hat. Wahrscheinlich war das Geräusch von dem Wasserstrahl zu laut für ihn.
Am ersten Wochenende in den Ferien habe ich wieder die große Wanderung auf den Grand Ballon gemacht. Diesmal waren wir zu dritt: die Ungarin Sara von letztem Mal und das tschechische Pärchen, die in der Nähe von Guebwiller wohnen und zusammen ein Freiwilligenjahr machen. Es war super cool und auch wieder anstrengend natürlich. Das witzigste war, dass es auf der Hälfte der Strecke ungefähr angefangen hat zu schneien!! Es war wirklich unglaublich, aber Mitte Oktober fielen tatsächlich dicke Flocken vom Himmel und der Schnee blieb sogar liegen, sodass unsere Wandertour in weiß getaucht war. Direkt oben angekommen, haben wir dann eine heiße Schokolade getrunken und sind dann wieder herab gestiegen ;)
Am Sonntag nach dem Gottesdienst wurde ich dann eingeladen mit ein paar Leuten in einer „Pataterie“ (=sowas wie Kartoffelhaus in Deutschland) essen zu gehen. Es war echt meeeeega lecker und ich habe viele verschiedene Leute kennengelernt, unter anderem auch Deutsche, die übers Wochenende gekommen sind, um ihre Freunde zu besuchen.
Die nächste Woche habe ich ein Seminar von Erasmus+, wo ich viele andere Freiwillige treffen werde. Es ist in der Nähe von Nimes, also weiter im Süden. Ich bin schon gespannt, was mich dort erwarten wird!
Bises, Miri
P.S.: Den Artikel habe ich zu unterschiedlichen Zeiten geschrieben, also nicht wundern, der erste Teil wurde früher geschrieben, als der zweite Teil.
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