22 Sprachen in einem Land
In jedem Staat wird in Indien eine eigene Sprache gesprochen. Das führt zu Verständigungsproblemen im ganzen Land hat aber Geschichtliche Gründe und ist genau betrachtet auch nicht anders als Europas verschiedene Sprachen.
In Indien gibt es keine einheitliche Sprache. Neben Englisch und Hindi gibt es 22 gleichberechtigte Amtssprachen. Am ehesten könnte man noch Hindi als Nationalsprache bezeichnen doch sie wird auch nur in den Kernstaaten Madhya Pradesh und Uttar Pradesh von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen und nur ca. 30 % alle Inder haben Hindi als Muttersprache. Vermehr wurde versucht Hindi als Nationalsprache einzuführen doch vor allem die Südstaaten wehren sich dagegen. Dies ist umso verständlicher, wenn man weiß, dass die dravidischen Sprachen gegenüber den vom Sanskrit abstammenden Sprachen (zu denen auch Hindi gehört), einen völlig unabhängigen Sprachstamm bilden. In Mitte der sechziger Jahre, als die indische Zentralregierung Hindi als allgemeingültige Verwaltungssprache auch im Süden einführen wollte führe das den indischen Staat in den nächsten Monaten an den Rand eines Bürgerkrieges. Es gab starke Proteste, denn man sah in der Nationalsprache ein Unterdrückungsinstrument des Nordes. Auch gab es Angst vor einer ökonomischen Benachteiligung. Die Tamilen befürchteten massive Wettbewerbsnachteile gegenüber den Hindi sprechenden Mitbewerbern um die Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst. Zunächst blieben die Proteste harmlos doch als Menschen begannen sich öffentlich zu verbrennen geriet Indien an den Rand einer Staatskriese, die schließlich den Einsatz des Militärs zur Folge hatte.
Auch die Grenzziehung der einzelnen Unionsstaaten ist weitgehend nach den sprachlichen Gesichtspunkten vorgenommen worden.
Neben den vier großen dravidischen Sprachen: Tamil, Malayalam, Kannada und Telugu, gibt es noch eine ganze Reihe von Stammesidiomen die vor allem in abgelegene Gegenden gesprochen werden. Auch die Schriftsysteme sind in jeder Sprache verschieden. So kommt es vor, dass Leute, die schon einige Zeit in einem anderen indischen Staat leben als ihrem Muttersprachler Staat, zwar die Sprache gelernt haben, sie jedoch nicht lesen oder schreiben können.
Englisch gilt im Süden Indiens als zweite Hauptsprache, denn das ist oft die einzige Möglichkeit sich mit den Leuten aus dem Norden oder anderen Staaten unterhalten zu können. Jedoch ist das in der Praxis eher schwierig, denn die wenigsten sprechen Englisch. Viele können ein paar wenige Wörter aber das reicht oft kaum für das Nötigste. In den hohen Kasten, in der reicheren, sozial angesehenen und gebildeten Gesellschaft gilt es als schick zu Hause ein Misch-Masch zwischen Englisch und der eigenen Sprache zu sprechen. Diese paar wenigen Menschen sprechen sehr gutes Englisch. Die Sprache ist also auch zu einer Art Statussymbol geworden.
Oft ziehen vor allem junge Leute für ihr Studium in einen anderen Staat. Dann sind sie direkt mit dem Problem der Sprachunterschiede konfrontiert, können sich nur mit Englisch verständigen und mit vielen Menschen gar nicht reden. In dem eigenen Land sind sie dann fremd und in ihren Möglichkeiten eingeschränkt.
Wenn man aber mal Größe des Landes bedenkt ist es eigentlich nichts anderes als in Europa. Wir haben verschiedene Länder mit verschiedenen Sprachen und können uns ebenso nur auf Englisch miteinander verständigen. Eigentlich ist das das gleiche, nur wird in Indien, weil es ja das selbe Land ist, viel mehr zu Studienzwecken und Arbeitszwecken von einem Staat in den anderen gewechselt als wir das in Europa tun.