10 Monate EFD - ein Abschiedsbeitrag
Es ist Juni, das Jahr ist zur Hälfte herum, für viele ein Jahr der Veränderungen und Neuanfänge. Gerade für alle Schüler, die gerade ihr Abi gemacht haben, stellt sich da natürlich die Frage, wohin es danach geht. Jetzt heißt es : Raus aus der Schule und – ja wohin denn eigentlich? Studieren? FSJ? Work and Travel? Chillen? Genau diese Fragen sind mir vor einem Jahr im Kopf rumgeschwirrt und haben mich ganz schön beschäftigt. Letztendlich ist es bei mir dann der EFD geworden - die bisher beste Entscheidung meines Lebens.
Wie läuft die Bewerbungsprozedur ab?
Eher durch Zufall bin ich dann auf das Portal „Go4Europe“ gestoßen und hab da das erste Mal von dem Europäischen Freiwilligendienst gehört. Der EFD, gefördert und erfunden von ERASMUSPLUS ermöglicht jungen Erwachsenen im Alter von 17 bis 30 Jahren im Zeitraum von 2 bis 12 Monaten als Volontäre in einer gemeinnützigen Organisation zu arbeiten, ein neues Land, eine neue Sprache und eine neue Kultur kennenzulernen. Irgendwelche besonderen Voraussetzungen? Nö, nur motiviert sollte man sein und die Bewerbungsphase nicht verpassen :) Am Ende des EFD bekommen alle Volontäre den sogenannten „Youthpass“, ein Zertifikat dass alle Fähigkeiten, die man in seinem Projekt erworben hat zusammenfasst und das bei der Unibewerbung und/oder Jobsuche hilfreich sein kann. Anfang März hab ich angefangen Bewerbungen an Organisationen in ganz Europa zu schreiben. Eine Organisation zu finden ist wirklich easy, denn auf der Datenbank des „European Youth Portals“ (über www.go4europe.de kommt ihr zur Datenbank) sind alle Organisationen, die einen oder mehrere Volontäre suchen aufgelistet. Dann heißt es echt nur noch: Draufklicken, schauen ob dir das Projekt taugt, und dann einfach nur noch Bewerbungen rausschicken!
Fuer mich wahr klar: Es soll nach Frankreich gehen!
Ich habe hauptsächlich Organisationen in Frankreich angeschrieben, da mir von Anfang an klar war, dass ich nach dem Abi eine Zeitlang in Frankreich leben will. Für mich entschieden hat sich dann die Organisation „Habitat Jeunes“ in Laval, einer Kleinstadt im „Pays de la Loire“, direkt an der Grenze zur Bretagne. Und was soll ich sagen? Ich könnte nicht glücklicher sein, vor 10 Monaten hier in Laval gelandet zu sein!!! Doch was habe ich in den letzten Monaten denn eigentlich hier in meinem Projekt so gemacht? 4 Tage die Woche habe ich in den drei verschiedenen „Résidences“- vergleichbar mit einer Mischung aus Jugendhaus und Studentenwohnheim- verbracht. Meine Arbeit bestand darin, den Animateuren, die für das Abendprogramm verantwortlich sind zu unterstützen, eigene Projekte umzusetzen und die jungen Bewohner meine Kultur näherzubringen. Und all das hat mir unglaublich Spaß gemacht, auch wenn ich mir manchmal sehr viel auf einmal zugemutet habe und leider schnell überfordert war. Doch daraus habe ich auch gelernt.
Meine Arbeit bei "Habitat Jeunes" und der "Maison de l'Europe"
Besonders geschätzt habe ich, dass meine Arbeit hier ist wirklich sehr unterschiedlich ist : Mal stand ein Lasergame oder Paintball Abend an, drei Fimdebatten zum Thema „Integration, Toleranz und Identität in einem fremden Land“ habe ich während der letzten Monate geleitet, ich habe einen typisch deutschen Kochabend für die Studenten organisiert, dreimal Tanzunterricht gegeben (zweimal Zumba und einmal Modern Dance). Ich habe hier sehr viele Freiheiten und meine Kollegen freuen sich, wenn ich mit neuen Ideen komme – und das weiß und wusste ich sehr zu schätzen. Freitags habe ich dann gemeinsam mit Evelina im „House of Europe“, in der Innenstadt Lavals gearbeitet. Evelina, eine meiner besten Freundinnen und WG Mitbewohnerin und ich haben hier bei der Organisation von Events wie der „Soirée de Noel“ (Weihnachtsfeier) oder der „Fête de l’Europe“ im Mai mitgeholfen. Bei unserer Arbeit hier ging es in erster Linie darum, über europäische Mobilität aufzuklären- welche Möglichkeiten gibt es, nach der Schule oder während/nach dem Studium ins Ausland zu gehen? Wir gehen häufig in Schulen und präsentieren Projekte von ERASMUS wie den EFD und unser Leben hier in Laval um die Schüler zu motivieren nach dem „Bac“, also dem Abitur, vielleicht genauso wie wir eine Zeitlang im Ausland mit ERASMUS zu verbringen. Dass ich hier auch journalistische Arbeit erledigen darf ist echt cool- alle zwei Monate bringen Eve und ich die Zeitung der drei Residenzen „Murmures des Jeunes“ raus und manchmal darf ich auch Interviews für die zwei Radiosender hier „L’Autre Radio“ und „Radio Fidélité“ geben, um über mein Projekt und mein Leben hier in Frankreich zu sprechen. Klingt jetzt nach recht viel Arbeit, und das war es auch! Aber ich liebe die Tatsache, dass jeden Tag etwas Neues passiert und ich nie weiß/wusste was mich als nächstes erwartet, denn genau dieses Abenteuerhabe ich gesucht (und gefunden) :)
Freunde fürs Leben
Dass ich mich hier so wohl fühle und so gut wie gar kein Heimweh habe, habe ich vor allem den ganzen wundervollen Menschen zu verdanken, die ich hier kennengelernt hab. Da ist zum Beispiel Evelina, die zweite Volontärin die meine Organisation aufgenommen hat (halleluja!). Sie kommt aus Litauen und hat genauso wie ich gerade ihr Abi gemacht. Wir wohnen zusammen in einer WG in einem der drei Studentenwohnheime wo ich arbeite und stehen uns inzwischen so nahe wie Schwestern, was echt unglaublich ist. Meine nächste Reise nach Vilnius steht schon fest und fuer Evelina gilt das gleiche mit München:) Ein paar Wochen nach unserer Ankunft im September haben wir dann Gertrud aus Dänemark kennengelernt, die 7 Monate lang in einer der vielen „Lycées“ hier als Sprachassistentin gearbeitet hat und die wir Ende Juli endlich wiedersehen, da wir sie zwei Wochen lang in Kopenhagen besuchen. Dann sind da natürlich noch die ganzen Studenten, die uns gleich am Anfang immer auf Studentenpartys und in Bars mitgenommen haben und dank denen wir uns schon nach ein paar Wochen total integriert gefühlt haben. Und so viele weitere tolle Menschen wie Vanessa ( Au Pair aus Finnland), Mya und Hannah (Studentinnen aus England) , Meta (meine Nachbarin und Studentin aus Deutschland) und noch so viele mehr! Mit den Studenten haben wir uns so gut wie jedes Wochenende getroffen, um zusammen zu kochen (nicht zu vergessen unsere „SALSA NIGHTS“ in unserem zum Tanzstudio umfunktionierten Wohnzimmer). Wir haben viele herrliche Abende in Bars verbracht (da gibt es in Laval so einige, ein weiterer Grund warum ich diese Stadt liebe) , sind auf Konzerte gegangen (klassische sowie Hip Hop) , zum Feiern, zum Sport oder haben mit dem Auto die nächstgelegen Städte erkundet. Im November sind wir drei Mädels spontan mit den Jungs übers Wochenende nach Paris gefahren, definitiv eins der unvergesslichsten Partywochenenden meines Lebens. Evelina und ich versuchen –gerade jetzt am Ende unseres Projekts- am Wochenende so oft es geht die Städte hier in der Nähe zu besichtigen, denn auch das ist ein Ziel des EFD s : Den Volontären die Möglichkeit geben das Land in dem sie jetzt leben so gut es geht kennenzulernen und zu bereisen!
"Zu reisen ist zu leben" - Hans Christian Andersen
Dank Couchsurfing, FB Gruppen und Mitfahrgelegenheit ist das zum Glück auch nicht so superteuer :) Meisten buchen wir dann bei blablacar ein Auto und los geht’s! Die Bretagne hat so viele schöne Städte zu bieten wie z.B. Angers, Nantes, Rennes und die ganzen kleinen Städtchen an der Nordküste (an deren Namen ich mich leider nicht erinnere) und so viele weitere tolle Orte die wir gesehen haben, wie zum Beispiel den Mont Saint Michel. Zu meinen bisherigen Highlights gehört definitiv Silvester in Paris, ein spontaner Roadtrip an die Nord- und West küste der Bretagne, mein erstes französisches Weihnachten und ein Flug zum Mont Saint Michel in einem Kleinflugzeug.
Ob ich mich veraendert habe? Das hoffe ich doch!
Und ja, der EFD und die letzten 10 Monate in Frankreich haben mich verändert: Ich bin selbständiger geworden, unabhängiger und mutiger, neue Dinge auszuprobieren ohne viel darüber nachzudenken. Ich habe gemerkt wie viel Spaß es macht Blog Posts und Texte aller Art zu verfassen. Und selbstständig zu wohnen. Ich muss mir mein monatliches Taschengeld, dass wir bekommen einteilen, führe meinen eigenen Haushalt, teile mir meine Arbeit ein, plane meine Animationen, erledige Büroarbeit und darf bei der Organisation von Events helfen. Manchmal ist es gar nicht so einfach, Arbeit, meine Freunde, meinen Freund, den ich hier kennengelernt habe unter einen Hut zu bekommen, aber am Ende läuft es dann doch:) Alles Dinge, die mich reifen lassen. Und dafür bin ich mehr als dankbar. Eine Woche bin ich jetzt noch hier in Laval und freue mich langsam aber sicher schon auf unseren Abflug nach Dänemark und dann auf Nachhause Bevor der Artikel jetzt aber doch zu lang wird beende ich meinen Bericht an dieser Stelle und sag Dankeschön an die Youthreporter Redaktion, die es uns jungen Leuten möglich macht, unsere Erfahrungen – wo auch immer wir sind- zu teilen, sich auszutauschen, mehr über andere Projekte zu erfahren und unsere Erlebnisse festzuhalten.