Zwei Wochen Madrid
Eigentlich sogar schon mehr als zwei Wochen ist es her, dass ich in Düsseldorf ins Flugzeug gestiegen bin - und das kann ich noch gar nicht glauben!
Hast du dich schon ein bisschen eingelegt?, fragte mich vor kurzem eine Freundin. Wenn ich ehrlich bin, habe ich da keine Ahnung. Madrid fühlt sich noch nicht an wie ein Zuhause, ich fühle mich noch wie ein Tourist und ich finde, eigentlich ist das auch gut so. Ich hab einfach noch Spaß daran, mir die unterschiedlichen Viertel anzusehen und das Zentrum zu erkunden - auch wenn ich mir hin und wieder die ein oder andere Sehenswürdigkeit dafür aufbewahre, wenn Freunde und Familie mich besuchen kommen.
Nach zwei Wochen hier kann ich aber auf jeden Fall sagen, dass ich verstehe, warum die Madrilenen so verliebt in ihre Stadt sind. Da sind Viertel wie Chueca, die einfach mit Charme überzeugen, da ist das kunterbunte Nachtleben, auch wenn ich noch das Gefühl habe, bis jetzt nur Bars gesehen zu haben, die schon aus zehn Meter Entfernt "Touristenbar" nur so schreien, da ist die Gran Via, die kleinen Cafés die zahlreichen Läden und die Stadtparks.
Für mich sind es im Moment vor allem die beiden letzteren, die mich einfach begeistern: Ich bin in einer kleinen Stadt auf dem Land aufgewachsen, Stadtparks kannte ich nur von Besuchen bei Freunden oder Verwandten. Zum Shoppen muss man dann auch schon einmal eine Stunde mit dem Zug fahren, der nächste brauchbare Drogeriemarkt lag ebenso mit dem Auto knappe zwanzig Minuten entfernt. Wer öffentliche Verkehrsmittel nutzen will, musste vorher genau heraussuchen, wann Bus und Bahn überhaupt fahren.
Hier gehe ich einfach zur Metro - und ärgere mich mittlerweile schon wie die Einheimischen darüber, wenn mir eine Metro vor der Nase weggefahren ist und ich ganze acht Minuten auf die nächste warten muss. In zwanzig Minuten bin ich nicht nur bei der Universität, in der ich arbeite und die etwas außerhalb in Cantoblanco liegt, sondern auch im Retiro, einem riesigen Stadtpark, der mich am vergangenen Wochenende (zum Glück endlich einmal bei Sonnenschein) total verzaubert hat.
Auch wenn man mir vorher immer gesagt hat, dass es in Madrid beinahe niemals regnet, hat es bis jetzt jedes Wochenende, das ich hier war geregnet - und deshalb habe ich auch die Einkaufszentrum ausgiebig erkundet. Schon jetzt habe ich ein bisschen Angst, dass ich hier eventuell so viel Zeit mit Shoppen verbringen könnte, dass mein Kleiderschrank in 8 1/2 Monaten nicht mehr in meinen Koffer passen wird - wir werden sehen ;)
Außerdem merke ich auch sofort, wie viel es doch bringt, Spanisch in Spanien zu lernen: Auch wenn es mir meist noch total schwerfällt, Sätze zusammenzubauen, werden manche Konstruktionen in Windeseile selbstverständlich, weil man sie am Tag tausend Mal hört. Manchmal bin ich dann total glücklich, wenn ich es schaffe, mit einem der Schüler beinahe eine zusammenhängende und mit etwas Glück sogar Sinn machende Unterhaltung zu haben, manchmal fällt es mir bei anderen wieder ganz schwer, sie zu verstehen.
Wenn ich in der Metro auf Englisch angesprochen werde, in welcher Richtung denn die Banco de Espana liegt, frage ich mich dann auch schonmal, ob man mir eigentlich ansieht, dass ich kein Spanisch spreche, wenn ich im Café ganz stolz auf Spanisch bestelle und der Kellner mir den Preis eiskalt auf Englisch sagt, muss ich dann auch schonmal schmunzeln. Immerhin ist ein Paket meiner Eltern mit Vokabelbox, Schulbuch & Co. inzwischen angekommen - und ich hoffe, dass es damit bald besser wird.
Eine Woche arbeite ich jetzt noch - meine erste ganze Woche. Dank Eingewöhnungszeit und Nationalfeiertag ist es dazu nämlich bisher noch nicht gekommen und ich bin gespannt, wie anstrengend diese Woche werden wird. Danach geht es jedoch erst einmal auf mein On-Arrival-Training, wobei ich mich schon darauf freue, ganz viele andere Freiwillige kennenzulernen, die auch gerade in Madrid, Murcia oder Ceuta sind.