Zwei Hochzeiten und doch kein Todesfall

Diesen Samstag, also gestern hatten wir hier ne Menge Trubel. Um elf Uhr kamen unsere Arbeitgeber mit zwei riesigen schweren großen Teppichen an, die wir verlegen mussten. Wir hatten uns zwar auf einen ruhigen Tag gefreut, aber was solls. Also haben wir die Teppiche reingeschleppt und wurden dabei eins ums andere Mal beinahe zerquetscht, weil das Haus recht viele Flure und Türen und Ecken hat, die es einem Riesenteppich und seinen Trägern nicht leicht macht. Wir haben es aber doch geschafft. Da tats sich dann auch schon das nächste Problem auf, wir hatten kein Teppichmesser. Naja, ein Küchenmesser tuts auch und so wurde fröhlich abgesägt. Veronika und ich waren etwas skeptisch, ob das alles so klappen würde, aber am Ende sah es eigentlich alles ganz gut aus. (Man sieht den Teppich eh nicht, weil da Matratzen für den Mittagsschlaf drauf liegen.) Wenn man Facebook hat, kann man sich die ganze Prozedur anschauen, denn unsere Chefin macht so ziemlich in jeder Lebenslage von so ziemlich allem 5-8409580 Fotos mit ihrem iPhone! Unter anderem auch deshalb, waren wir erst viel zu spät fertig und wir mussten ja noch shoppen gehn, denn wir brauchten Kleider und Schuhe für die zwei Hochzeiten, auf denen wir gestern waren.
Also fuhren wir statt um 3 erst um 5 in die Stadt und gingen, weil wir ja so viel Zeit hatten erstmal Köfte essen. Dann war es so weit, unsere erste Shoppingtour in der Türkei konnte starten. Hier gibts einen Laden, den es bei uns nicht gibt und der ganz tolle Sachen hat und jetzt werden wir leider doch nicht reich in unserem FSJ. Ich hab zunächst nur ein Kleid, eine Bluse und Schuhe gekauft (bei Deichmann :D ), aber es wird noch viel folgen, denke ich.
Soooo, dann waren wir so richtig im Stress (obwohl Veronika und ich Power-Shoppen allererster Güte betrieben haben) und unser Fahrer Murat ist einfach um die roten Ampeln rum gefahren, damit er sie nicht überfahren musste. Die erste Hochzeit, auf der wir waren, war eine richtig schön türkische mit ganz viel Kitsch und Luftballons und Brunnen und Rüschen, sogar unter freiem Himmel (es war arschkalt). Es gab eine voll tolle türkische Band und wir wurden zum Tanzen genötigt. Wir sind direkt als Ausländer aufgefallen, komisch :D
Es gab auch leckeres Essen, die Melonen hier sind unbeschreiblich lecker. Also haben wir uns sehr gut amüsiert, auch davon gibts schöne Zombie-Augen-Bilder auf Facebook. Dann sind wir recht schnell auf die zweite Hochzeit, die ganz ganz anders war, gefahren. Das war nämlich eine Dorfhochzeit und zwar eine tscherkessische (Tscherkessen sind so ein Volksstamm, der von den Soviets aus dem Kaukasus vetrieben wurde). Da wurde total klasse getanzt. Die Musik bestand aus einem Akkordeon und ein paar Trommeln und ab und an mal ein paar gesungenen Lauten. Die klingt etwas östlich und man merkt deutlich den Unterschied zur türkischen Musik. Getanzt wurde dann auf Zehenspitzen und zumeist mit nackten Füßen. Da waren immer ein Mann und eine Frau, die so umeinander herum getrippelt sind, und dazu die Arme noch bewegt haben. Das sah wunderschön aus. Später wurde es dann auch etwas ausgelassener und die Tänzer sind richtig abgegangen! Die Atmosphäre war sehr familiär, denn irgendwie war wohl das ganze Dorf da und alle haben uns angelächelt! Also insgesamt ein sehr eindrucksvoller Tag! Ein wenig komisch für uns war nur, dass ständig in die Luft geschossen wurde, aber das ist wohl ein (etwas gefährlicher) Ausdruck von Freunde! Naja wir leben noch und machen gleich eine Wanderung zum nächsten Geldautomaten!