(Zu) viel Kultur in Italien
Rom, Florenz, Pompei ... viel Kutur, aber vielleicht ZU viel?
An jeder Straßenecke findet man ein neues Hinweisschild, das den Weg zu einem Museum, Denkmal, einer Statue oder antikem Gebäude zeigt. Rom, Florenz, Pompei sind wohl die bekanntesten Beispiele für den Kulturreichtum dieses Landes.
Italien kann sich kaum retten vor antiken Funden aus der Römerzeit, davor oder danach, der Tourismus boomt. Roma: einst blühende Großstadt eines riesigen Reiches, heute Hauptstadt und im Zentrum des Tourismus. Doch dieser Aspekt, der vielen Italienern, die von Tourismus leben das Leben finanziert, hat auch Schattenseiten, davon abgesehen, dass in Zeiten von Geldknappheit auch eben der genannte Arbeitssektor gefährdet ist.
Es gibt einfach zu viel Kultur.
Die Metro in Rom, ein langatmiges Projekt, das, trotz sorgfältiger Planung immer wieder im Bau gestoppt werden muss, weil man mal wieder Funde gesichtet hat. Funde der altertümlichen Stadt der, wie wir sagen Römer. Und das, obwohl die Ingenieure das geplante Verkehrsnetz unter der Erde schon bewusst viele Meter tiefer gelegt haben, als in vergleichbaren Städten. Man versucht, die Überreste der antiken römischen Stadt im wahrsten Sinne des Wortes zu untergraben, um der ehemaligen und immer noch impressionanten Stadt einen möglichst geringen Schaden zuzufügen.
Das ist nur eines der vielen Beispiele, die man in Italien finden kann und trotzdem zeigt es sehr gut, dass das, was für die Touristen sichtbar und zugänglich gemacht wird, in Wirklichkeit nur ein kleiner Teil der Schätze ist, die das Land dank seiner Vergangenheit zu bieten hat.
Wer schon mal Pompei als Tourist besucht hat, ist beeindruckt von der antiken Geschichte, der Stadt, dem schicksalhaften Untergang dieser. Doch das, was den Touristen gezeigt wird, ist noch lange nicht alles. Unter meterhohem Lavagestein liegen immer noch Schätze begraben, die wegen des hohen finanziellen Aufwandes, der für eine Ausgrabung nötig wäre, nicht gesichtet werden. So hat man zumindest in Jahrzehnten, wenn Sturm und Regen die bereits heute offen gelegten Ruinen ruiniert hat, noch ein Ass in der Hinterhand, um den Tourismus nicht abbrechen lassen zu müssen.
Wenn man als Tourist wissen würde, wo es überall antike Dinge zu entdecken gibt, wüsste man nicht, wo man anfangen sollte. Manches noch so abgelegene kleine Dorf hat eine Geschichte, die viele Jahrtausende zurückreicht. Doch weil sich der Tourismus und damit die Gelder in großen Städten befinden, wird keine Achtung und Mühe darauf verwendet, auch diesen Dörfern die Change auf Tourismus zu ermöglichen. Eindrucksvolle Reste einstiger Städte bleiben ungeschützt und frei zugänglich für jedermann. Gut für die Insider, die von den Schätzen wissen, schlecht für Touristen, die ihr Geld für überteuerte Hotels im Zentrum von Florenz ausgeben.
So viel Kultur in einem Land führt auch dazu, dass die Bevölkerung die antiken Schätze kaum zu schätzen weiß. Wenn man jedes Mal aufhören würde zu bauen, nur weil man auf Überbleibsel einer antiken Kultur, die ihre Behausungen auch in diesem Territorium gebaut hatte gestoßen ist, würde in Italien bautechnisch nichts mehr funktionieren. Deshalb ignorieren viele Italiener ihre Aufgabe, die alten Ruinen zu schützen und bauen einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Der richtige Weg um vorwärts zu gehen?
Und somit nochmal die Frage: Kann das sein? ZU viel Kultur?
Wenn das Bewusstsein nicht vorhanden ist, nicht ausgebildet wird und die Schönheit ihrer Städte und Dörfer von den Italienern selbst nicht gewertschätzt wird – Ja.
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