Woche eins von 52 – Budapesten vagyok!
Da war sie auch schon um... die erste Woche! Eine Zusammenfassung.
Das Abenteuer beginnt am Montagmorgen in aller Frühe. Um halb drei quäle ich mich aus dem Bett, um mich mit meiner Mutter auf den Weg zum Kölner Flughafen zu begeben. Geschuldet der Tatsache, dass ich mich nun von ihr für eine erst mal unbestimmte Zeit verabschieden muss, fällt der Abschied nicht so leicht, doch ich hatte auch nichts anderes erwartet. Schweren Herzens, aber dennoch mit viel Vorfreude und voller Neugier, was mich auf der ,,anderen Seite“ erwarten wird, begebe ich mich also durch die Sicherheitskontrollen. Mein Flieger hat Verspätung. Auch wenn es insgesamt vielleicht nur zwanzig Minuten waren, kam es mir vor wie eine Ewigkeit!
Mit etwas Verspätung komme ich um kurz vor neun am Flughafen in Budapest an. Und als hätte ich nicht schon genug von der elendigen Warterei, braucht es nun auch nochmal gute 50 Minuten, bis ich endlich meine beiden Koffer, die beide fast aus allen Nähten platzen, in den Händen habe. Im Eingangsbereich des Flughafen wartet der Chef der Malteser-Zentrale in Budapest schon auf mich, er hält ein Schild mit meinem Namen in der Hand und kommt mir zu Hilfe, sobald er erkennt, dass ich mit meinen zwei Riesenkoffern, meinem Rucksack und einer Jutetsche voll mit Briefen und Fotos (das Abschiedsgeschenk meiner super-lieben Freunde), leicht überfordert bin. Auf dem Weg vom Flughafen zur Malteser-Zentrale bekomme ich die ersten Eindrücke von der Stadt, die mich mit strahlendem Sonnenschein begrüßt. Mein Fahrer erklärt mir dann auch direkt, dass Budapest die schönste Stadt der Welt sei, was ich sicher bald merken würde. Die Zentrale liegt auf der Buda-Seite, direkt gegenüber vom Parlament. Als ich aus dem Auto aussteige, habe ich das Parlament direkt vor der Nase..und das bei blauem Himmel und angenehmen Temperaturen. Ein wunderbarer erster Eindruck! In der Zentrale treffe ich dann das erste mal persönlich auf meine Koordinatorin, Zsófia, mit der ich bereits seit Januar in Emailkontakt stehe. Sie begrüßt mich herzlich und zeigt mir kurz die Zentrale, welche echt größer ist, als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie teilt mir mit, dass ich ab morgen Ungarischunterricht haben werde und drückt mir mein Lernmaterial in die Hand: ein Schinken von 250 Seiten mit der Aufschrift ,,Jó reggelt“. Am Mittag nehme ich meine erste ungarische Mahlzeit zu mir: Nudeln mit einer Paprika-Zwiebel-Sauce, ich habe Glück, es schmeckt! Den Nachmittag verbringe ich mit einer 20jährigen Ungarin, die bereits einen Freiwilligendienst in Deutschland absolviert hat und sich daher bestens mit mir auf Deutsch unterhalten kann. Generell können alle Ungarn, dich ich bis jetzt hier kennengelernt habe, Deutsch, einige sogar echt gut. Sie zeigt mir den Weg zu einem anderen Malteser-Haus in Budapest, in dem ich erst mal die ersten beiden Wochen während meines On-Arrivals verbringen werde.
Am nächsten Morgen fahren wir gemeinsam wieder mit Bus und Metro zur Zentrale. Dort wartet bereits mein Sprachlehrer auf mich, bei dem ich im Anschluss die ersten drei Stunden Ungarisch Unterricht habe. Danach bekomme ich einen Berg an ,,Hausaufgaben“ auf, etwas, dass ich schon gar nicht mehr gewohnt bin.. Mein Lehrer ist aber echt ein netter und macht in den ersten Tagen bereits einen sehr kompetenten Eindruck auf mich. Nachmittags gehe ich das erste mal alleine einkaufen. Das Umrechen von Forint in Euro ist durchaus noch gewöhnungsbedürftig. Mir fällt aber direkt auf, dass die Lebensmittel hier insgesamt einiges günstiger sind als in Deutschland! Einige Produkte sind sogar ausschließlich deutsch beschriftet..für den Anfang ganz angenehm!
Am Mittwoch folgen die nächsten vier Stunden Sprachunterricht... am Stück! Danach bin ich dann doch etwas geschafft und froh, als Zsófi mir endlich mitteilt, dass wir nun zu Mittag essen. Danach beschließe ich, zu Fuß die Stadt zu erkunden, die ich nun für ein Jahr mein Zuhause nennen darf. Am Parlament vorbei geht’s über die Kettenbrücke auf die Pest-Seite. Dort verlege mich meine noch zu erledigenden Hausaufgaben erst mal ans Donauufer, danach laufe ich einfach dahin, wo es mich hin treibt. Als ich gerade vertieft in den Stadtplan an einer Metrostation sitze, werde ich plötzlich von der Seite angesprochen. Dann steht eine ehemalige Klassenkameradin vor mir, mit der ich acht Jahre auf dieselbe Schule gegangen bin und die nun in Budapest Medizin studiert... netter Zufall! Insgesamt bin ich bestimmt drei Stunden unterwegs und wirklich beeindruckt, nahezu überwältigt, von der Schönheit Budapests!
Donnerstag und Freitag kamen dann auch endlich die anderen Freiwilligen an, die in diesem Jahr zufällig alle deutsch sind. Die sechs kennen sich bereits, da sie alle über dieselbe Entsendeorganisation entsendet wurden und daher schon mehrere Wochen gemeinsam Seminare und Sprachunterricht hatten. Sprachtechnisch haben sie mir im Moment also wirklich noch was voraus. Seit Donnerstag leben wir hier nun also alle gemeinsam WG-mäßig in dem Malteser-Haus, was echt lustig ist. Seit Freitag haben wir gemeinsam Sprachunterricht und naja..dafür, dass ich Dienstag erst bei null angefangen bin, läuft es gar nicht soo schlecht glaube ich..
Am Samstag bekommen wir nach dem gemeinsamen Sprachunterricht eine kleine Stadtführung von Zsófi. Abends geht es mit allen inklusive unserem Sprachlehrer und einem Ungar, der lange bei den Maltesern gearbeitet hat, was trinken und dann noch feiern..lange durch halten wir allerdings nicht. Das ganze neue Umfeld, die vielen Eindrücke und das volle Tagesprogramm sind doch ganz schön ermüdend.
Gestern gab es dann mal keinen Unterricht, sondern zuerst einen Ausflug in das Künstlerörtchen Szentendre (ein wirklich süßer Ort!) und danach waren wir dann alle zusammen Kanu fahren auf der Donau und das bei super Sommerwetter. Die Intention unserer Koordinatorin dahinter war wohl, dass die Aktion unseren Teamgeist stärkt..ich glaube, das hat sie erreicht :)
Heute hatten wir die ersten Seminare über ungarische Geschichte und Kultur und danach natürlich wieder Ungarischunterricht. Für morgen haben wir Tickets für das Fußball WM-Qualifikationsspiel: Ungarn gegen Estland. Mein erstes Länderspiel und es geht sogar um was! Darauf bin ich echt gespannt! Mittwoch wird dann leider auch schon unser letzter gemeinsamer Abend sein, da wir Donnerstag alle in unsere Stellen kommen und die meisten von uns in andere Städte gehen (Debrecen, Kecskemét und Miskolc u.a.).
Obwohl diese erste Woche echt schnell vergangen ist, ist doch eine ganze Menge passiert und ich brauche wohl noch etwas, um all die neuen Eindrücke und Erfahrungen auf mich wirken zu lassen und zu verarbeiten. Insgesamt fühle ich mich bisher aber sehr wohl hier und bin mehr als zufrieden mit dem Verlauf der ersten Woche. Doch so langsam freue ich mich auch darauf, in unsere Wohnung (die ich mir mit einem der andern Freiwilligen teilen werde) zu kommen, denn über eine Woche aus Koffern zu leben und irgendwann absolut keinen Plan mehr davon zu haben, wo was ist, macht gar nicht mal so viel Spaß..
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