Wieder im Wald
Die Hälfte der vergangenen 8 Wochen habe ich in Deutschland verbracht und war im Weihnachtsurlaub. Mittlerweile bin ich wieder im Dienst und möchte euch ein paar Eindrücke schildern.
Ende November sind meine Mitbewohnerin und ich zusammen mit dem Auto nach Den Helder gefahren. Dort waren wir bei einer Ausstellung von anderen Freiwilligen, die wir von unseren On Arrival Trainings kennen. Die vier sind alle künstlerisch tätig und haben einen kürzeren, 3-monatigen Freiwilligendienst in der Kunstgalerie geleistet. Den Helder ist der nördlichste Punkt von Holland; die kleine Stadt liegt direkt an der Nordsee und sieht wunderschön aus… meistens :D
An dem Wochenende, an welchem wir dort waren, hat es leider ununterbrochen geregnet und gestürmt. So konnten wir auch nicht auf die vorgelagerte Insel Texel fahren. Im Laufe meines Jahres hier möchte ich das aber auf jeden Fall nochmal machen. Die Ausstellung war sehr schön, denn ich habe sehr viele Freiwillige wiedergesehen, die mit mir in Arnhem beim On Arrival Training waren. Einige von uns sind über Nacht geblieben. Ich habe mit einer sehr coolen Freiwilligen aus Dresden (an dieser Stelle grüße ich Ina) direkt in der Galerie übernachtet.
Die Heimfahrt am nächsten Tag war einfach nur stressig. Das Wetter war furchtbar. Im ganzen Land gab es starke Stürme, natürlich waren diese an der Küste am stärksten. Im Radio kamen ständig Meldungen von umgestürzten Bäumen; der Regen wurde an die Autoscheiben gepeitscht und meine Mitbewohnerin hatte große Mühe, auf der Autobahn überhaupt in der Spur zu bleiben, was ihre Laune nicht gerade gehoben hat. Unser Aux-Kabel war dann auch noch kaputt und wir mussten Radio hören, die Stimmung war beschissen. Ich hab ihr einfach immer Kaffee rübergegeben und versucht, kein Opfer von Gewalt zu werden und die Situation zu deeskalieren. Ich war froh, als wir angekommen sind :D
Eine Woche später sind wir nach Eindhoven gefahren, um ein paar Weihnachtseinkäufe zu erledigen. In den Niederlanden ist Sinterklaas, also Nikolaus, ein größeres Fest als Weihnachten. Es gibt diesbezüglich viele Traditionen und auch die große Bescherung, die die Deutschen an Heiligabend veranstalten, findet in den Niederlanden traditionell zu Nikolaus statt. Dementsprechend war an diesem letzten Novemberwochenende die Hölle los, denn alle haben ihre letzten Geschenkeinkäufe erledigt. Aber wir haben es überstanden; eine belebte Stadt ist ja auch eine Abwechslung im Vergleich zu Ysselsteyn. Da ist ja nie was los.
Am ersten Dezemberwochenende waren wir zusammen noch in Nijmegen, um uns mit einem ukrainischen Freiwilligen zu treffen. Wir hatten einen sehr schönen Tag, haben uns die Stadt angesehen und uns gut unterhalten. Es waren für mich drei sehr gelungene Wochenenden, bevor es am 8. Dezember in den Weihnachtsurlaub ging. Es ist ein kleiner Luxus unserer Stelle, dass wir vier lange Wochen Urlaub bekommen, und uns trotzdem weiterhin unsere 28 Tage freinehmen können.
Den Urlaub hatte ich auch bitter nötig, denn seit wir keine Gruppen mehr in der Begegnungsstätte haben, ist die Arbeitssituation sehr… naja… nennen wir es mal entspannt. Viel gibt es nicht zu tun, eigentlich sitze ich den ganzen Tag am Laptop und habe unendlich viel Zeit, einen Text zu übersetzen. Abgabetermin unbestimmt; weitere Beschäftigungen nicht vorhanden. In solchen Momenten merke ich immer, dass ich doch ziemlich deutsch bin. Meine Arbeiten erledige ich normalerweise effizient, schnell und sorgfältig. Doch da wir so wenig zu tun haben, muss ich mir zwangsläufig Zeit lassen. Ich weiß, es ist Gemecker auf hohem Niveau, lieber so, als im Stress zu versinken, aber es drückt doch die Stimmung, wenn man 650km von Zuhause entfernt wohnt und sich überflüssig fühlt. Die Tage scheinen langsamer zu vergehen, und nach Arbeitsschluss (15.30 Uhr) kann ich nicht mehr viel unternehmen, weil es um 16.00 Uhr schon dunkel ist und wir so abgelegen wohnen. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass die nächste Bushaltestelle 4km entfernt liegt? Ich denke, diese Tatsache macht ziemlich deutlich, wie viel bei uns so abgeht.
Als ich am 8. Dezember abends in den Fernbus gestiegen bin, hatte ich richtig große Vorfreude. In meiner Winterjacke hatte ich noch einen kleinen Feigling von einem herrlichen Abend im Februar mit meinen Freunden gefunden. Ja, das klingt jetzt wahrscheinlich ziemlich komisch, wenn jemand einen Schnaps von vor 8 Monaten in seiner Jacke findet und sich drüber freut, aber für mich war das der Vorbote für legendäre Unternehmungen mit meinen Freundinnen.
Der Urlaub hat mir auch richtig gut getan. Ich habe eine Woche in Stralsund bei meinem Bruder, der dort studiert, verbracht, und hatte ansonsten schöne Tage in meiner Heimatstadt Kamenz und in Dresden. Weihnachten war natürlich toll für mich. Zweimal war ich zu Weihnachten schon alleine. Das erste Mal war mit 14 in einer Rehaklinik in Thüringen, das zweite Mal war mit 16 in Frankreich beim Schüleraustausch. Wobei ich da wenigstens eine Gastfamilie hatte. Dass ich dieses Jahr zu Hause sein konnte, war für mich super, denn der Ysselsteyner Wald ist absolut keine Alternative für die besinnliche Zeit. Silvester habe ich mit meinen Freunden gefeiert. Danach hatte ich nur noch knapp eine Woche zu Hause, denn am 6. Januar musste ich wieder fahren. Aber ich habe die Tage definitiv gut genutzt, ich war jeden Tag in Dresden und habe es sehr genossen.
Als ich am 7. Januar wieder in Ysselsteyn angekommen bin, war ich ziemlich niedergeschlagen. Nach 4 tollen Wochen mit tollen Menschen hat man zwangsläufig wieder ein paar Eingewöhnungsschwierigkeiten. Meine Mitbewohnerin war ganz lieb zu mir, sie ist sowieso immer da und erhellt mir die Tage im langweiligen Wald. Am Sonntag (8. Januar) hatte ich einen Wettkampf in meinem Schwimmverein. Für mich war das eine richtig gute Veranstaltung, um gedanklich wieder voll in den Niederlanden anzukommen. Ich bin gute Zeiten geschwommen und hatte Spaß. Seit Montag ist die Arbeit wieder losgegangen, leider gibt es immer noch kaum etwas zu tun, aber ich blicke zuversichtlich in die Zukunft. Ich glaube, die nächsten zwei Monate sind noch etwas unaufregend. Die Kälte, die Dunkelheit, die Langeweile und die Sehnsucht nach Deutschland bleiben bestimmt noch eine Weile so bestehen. Aber sobald wir wieder Gäste und folglich mehr Arbeit haben, es draußen heller und milder wird, habe ich wieder belebtere Tage. Ich hab richtig Lust, dann wieder nachmittags mein Fahrrad zu schnappen, rauszufahren, an der frischen Luft zu sein und dünnere Kleidung zu tragen :D
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