Wie wir den Himmel erklommen
Rucksack auf. Steigeisen an. Los geht's!
Der zweite Stopp meiner großen Februarreise war ein Gebirge im Süden Sichuans. Wir hatten ein Zimmer im „Lingxiu Hot Spring Emeishan“ am Fuße des Berges. Dort befinden sich, wie der Name sagt, heiße Quellen. In unserem Partnerhotel konnten wir also am Abend unserer Ankunft schön entspannen. Leider war die Anlage mehr wie ein klassisches Thermalbad. Von dem natürlichen Touch keine Spur. Das Einzige, das fehlte, war der Chlorgeruch. Und nach einer Stunde merkte ich, dass mein Kreislauf wegen der Hitze etwas schlappmachte. Des Weiteren durfte ich erfahren, dass es noch unangenehmer wird angestarrt zu werden, wenn man halbnackt ist. Einen Vorteil hatte das Ganze aber. Einige Leute waren offensichtlich zu schüchtern/verklemmt/rassistisch, um sich mit mir einen Pool zu teilen, sodass meine Freundin und ich öfters mal für uns alleine waren.
Am nächsten Tag ging dann der Aufstieg los. Zuerst ging es mit dem Bus auf die erste Etappe (1000 Höhenmeter). Dort machten wir eine 2,5 stündige Wanderung zu einem Tempel. Für mich persönlich neu: Den Eintritt in das Gebirge mussten wir mit einem Ticket bezahlen. Mehr als 10€ - nur zum Spazierengehen. Für mich ziemlich fremd, wo wir doch in Deutschland auf fast jedem Waldweg herzlich willkommen sind. Weiterer großer Unterschied. In China wandert man meist nicht auf Waldböden, Schotter oder Straßen, sondern auf Treppen. Die Wanderung war also mehr ein Treppensteigen. Meine Waden haben sich am nächsten Tag herzlich bedankt.
Aspekte, die ich aber dennoch sehr genossen habe, waren A. die Luft und B. die Ruhe. Zwischen den beiden Großstädten, die wir besuchten, war es schön zur Abwechslung mal saubere und frische Luft zu atmen. Man lernt das wirklich sehr zu schätzen. Und der Blick auf die kleinen Dörfchen umringt von Bambus und Nadelbäumen. Davor eine alte Frau, die Bambus als Wanderstock, selbst geerntete Pilze oder Mützen gegen die Wärme verkauft. Alles nass durch den Regen der letzten Nacht. Eine solche Atmosphäre findest du selbst im schönsten Wald Deutschlands nicht.
Der Bus, den wir anschließend nahmen, fuhr uns durch tiefen Nebel. Nach zwei Stunden stiegen wir aus. Überall Schnee. Wir hatten das Glück, das uns zwei nette Männer, die gerade von der Bergspitze kamen, ihre Steigeisen gaben. Die brauchten wir nämlich dringend. Eine Stunde lang stapften wir durch die hübsche Winterlandschaft. Uns rutschten einige Touristen entgegen. Wie so oft in China, entdeckte ich auch hier wieder die unpassendsten Wanderausrüstungen. High Heels. Schicke Lederschuhe. Alles dabei.
Auf dem letzten Stück fuhren wir mit der Seilbahn. Dann ging es noch die letzten 50 m zu unserem Hotel. Unser Billigmodell hatte leider keine Heizung. Im Hotelzimmer aufwärmen war also nicht drin. Anstatt dessen machten wir uns noch einmal auf. Die letzten Treppenstufen zum Wahrzeichen des Berges. Eine riesige goldene buddhistische Statur von Samantabhadra glänzte uns entgegen. Mir persönlich etwas zu glitzern. Sah aus wie frisch poliert.
Der Ausblick, den wir von oben auf die Wolkendecke und einige wenige Bergspitzen, die sie durchbrachen, war unbezahlbar. Wirklich sehr schön. Meine Vorfreude auf den nächsten Morgen stieg. Wir wollten uns den Sonnenaufgang ansehen.
Nach einer eisigen Nacht standen wir am nächsten Morgen um 6 Uhr auf. Über eine Stunde lang warteten wir. Die Kameras bereit. Doch es war einfach zu wolkig und neblig. Wir konnten nichts sehr. Etwas enttäuscht nahmen wir den Rückweg auf uns.
Mein Fazit: Wandern in China ist nicht billig. Nur, wenn man sehr viel Zeit hat. Für mich war dieser kleine Einblick in ein chinesisches Gebirge aber genau richtig und ein toller Baustein in unserer Reise. Den Ausblick, den wir an der Spitze genossen, werde ich wohl nicht mehr vergessen.
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