Wie schnell man sich doch an alles gewöhnt…
Nur ungefähr 2 Wochen ist es her, dass Selina, Franziska und ich hier angekommen sind, die Wohnung bezogen, Gråsten entdeckt und im Kindergärten angefangen haben. Trotzdem fühlt es sich schon viel, viel länger an. - Wie schnell man sich doch an alles gewöhnt!
An die neue Wohnung, das WG-Leben. Wir sind wohl die drei unterschiedlichsten Menschen und trotzdem funktioniert es. Trotzdem habe ich die zwei jetzt schon sehr lieb gewonnen! Und ja – wir haben eine sehr schöne Wohnung: ein großes Wohnzimmer, eine gemütliche Küche, jeder sein eigenes kleines Reich und jede Menge Fenster auf die all zu oft der Regen prasselt. Oft sitzt man dann doch noch zu zweit oder dritt auf dem Sofa, schaut die „Heute-Show“ oder einen Film, und philosophiert danach noch, bis man doch endlich ins Bett gehen sollte.
Auch an die Arbeit im Kindergarten, in dem jeder zwei Sprachen spricht (ok also fast jeder), hat man sich gewöhnt. Bei mir heißt das auch 20 Kinder zwischen 3 und 5 Jahren, die ich alle sehr gern habe! Da gibt es blonde Lockenköpfe, die jede freie Minute auf deinen Schoß klettern um gekuschelt zu werden; eine raue Stimme die ein „Ich will mit dir spielen“-flüstert oder 5-Sprachen-Sprechende, die man schon allein darum beneidet (& auch ein bisschen um das tägliche leckere Essen im Brotkasten). Da macht man Perlenbilder (was wirklich immer noch Spaß macht) und hilft beim basteln, malen und kreativ sein. Lässt sich von imaginären Hunden abschlecken oder fährt mit den Kindern an Ausflugtagen auf dem Karussell.
Ja, es macht mir Spaß. - Es macht Spaß, zu spielen, zu perlen, zu kuscheln. Bei Wind und Wetter – und ja, die Dänen gehen wirklich bei jedem Wetter – rauszugehen, die strahlenden Augen beim Pfützen springen zu sehen oder verzweifelten Kindern den Sand von den Händen zu wischen. Beim Singen den Text erst mitzulernen, erst auf Deutsch, dann auf Dänisch (was viel schwerer ist, als ich dachte). Beim Kinder Beobachten zu sehen, wie jedes Kind sehr eigen ist. Im Guten (auch manchmal im negativen) Sinne. Wie jedes Kind anders umgeht mit Situationen, wie geduldig es ist, wie verschiedene Altersstufen zusammenspielen, wie viel Kinder schon verstehen. Und was für eine ehrliche Mimik sie haben.
Aber auch die Erzieherinnen bewundere ich. Diese liebevolle Art, die sie jedem Kind entgegenbringen. Das Zurechtweisen mit den richtigen Worten, aber auch mit dem passenden Humor. Das Nachfragen, ob bei mir alles passt, das Entschuldigen bei zu viel Dänisch, das ich eigentlich echt gut finde (ich muss mehr lernen!), aber manchmal auch ein bisschen überfordernd ist. Aber ich denke, ich lerne das schon noch! Oft gibt es auch „Übersetzter-Kinder“, die mir Wörter erklären und dann nickend „Das lernst du schon noch“ sagen.
Bisher war meine Arbeit mit Kindern nie so ernsthaft. Hier muss man ihnen Regeln beibringen, die Großen auf die Schule vorbereiten. Das ist anstrengender, als ich dachte, vor allem, da ich nicht gerne streng bin J
Man gewöhnt sich auch daran, nach einem langen Arbeitstag mit dem Bus nach hause zu fahren, erstmal richtig zu essen und dann ein bisschen dösen oder Lesen zu gehen. Wie anstrengend die Kindergartenarbeit wirklich ist, merkt man erst, wenn man nichts mehr zu tun hat und keine Kinder etwas erzählen wollen.
Dann hört man noch das Möwen-Geschrei und ist schon halb im Land der Träume, mit Graastens Hafen, Schloss und Parks und dieser seltsam gemütlichen Sprache!
-- Laura