Wie restauriert man ein Grab?
Gruselig geht es bei weltenbuergers Arbeit zu. Sie betreibt Denkmalpflege auf einem Friedhof. Abends streift sie durch die sicheren Straßen von Olsztyn.
Heute Morgen sollte es halb zehn losgehen. Sollte deshalb, weil es, wie Polen nun einmal sind, eine kleine Verzögerung gab. Das ist Hammer, die Polen haben es echt nicht so mit der Zeit, da wird erst mal gemütlich gequatscht, dann auf die Uhr geschaut: „Ach Gott, ist ja noch Zeit“, eine geraucht und dann so zehn Minuten später trudeln alle ein. Wer hier Wert auf Pünktlichkeit legt, der muss sich erst mal daran gewöhnen. (Typisch deutsch: Wir sind meist die Ersten!)
Dreiviertel zehn sind wir dann losgegangen, eine ziemlich lange Strecke, die ich auch noch nicht kannte, zum Friedhof „Heiliger Josef”. Angekommen, wurden wir erst einmal in Gruppen aufgeteilt. Ich bin mit einer Polin und einem Russen in der Gruppe, das heißt, es wird Polnisch gesprochen. Als erstes wurde jeder Gruppe ihr Grab gezeigt und gesagt, auf was man besonderen Wert legen sollte. Wir haben Jesus auf dem Grab, der auch in fünf Elemente zerbrochen ist, den man noch zusammenkleben muss. Bei vielen Gräbern konnte man nicht einmal mehr lesen, was dort steht, das heißt, wer dort begraben ist. Das finde ich unglaublich traurig, ich meine, klar sind die Gräber aus den 60ern, aber deshalb braucht man sie doch nicht zu vergessen. Aber wofür sind denn Freiwillige da? Mutig stürzen wir uns in den Kampf!
Schön ist, dass wir hier Denkmalpflege vom ersten bis zum letzten Schritt haben, das heißt, zuerst sollen wir alles photographieren, was natürlich meine Wenigkeit sehr gerne übernimmt! Danach beschreiben, wie das Grab aussieht, alles ausmessen und mehrere Zeichnungen anfertigen
Nach dem Mittag, dass es halb drei gab, wurde über problematische Probleme gesprochen. Was, wenn wir in dem Jahr Probleme haben? Welche Probleme sind problematischer als andere? Von so viel problematischer Diskussion, in der noch Problematischeres aufkam, als es ohne schon war, schwirrten uns nach den ganzen Problemen der Kopf und ich war am Abend mit den Polen und einem Russen noch einen Trinken, aber keine Angst, diesmal nur Cola...
Am Abend sind wir dann noch durch Olsztyn gelaufen und Olsztyn bei Nacht ist echt traumhaft: Wenn alle alten Gebäude angestrahlt sind und die Alle da so vor sich hin fließt...dann vergisst man fast, dass man in einer fremden Stadt ist...Echt schön. Also jeder, der mal nach Olsztyn kommt, muss sich mal den Anblick geben.
Und hier: Von wegen in Polen klauen alle und so... Nachts fährt die Polizei Streife und man fühlt sich echt sicher. Gut, sie fährt nicht wegen dem Klauen Streife, sondern weil es in Polen verboten ist, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken, eine Regel, die in Deutschland auch mal angewendet werden sollte, finde ich. Keine grölenden Leute, die fast auf der Straße mit ihrer Bierflasche in den Busch fallen.