Wie die Griechen feiern
In Griechenland ist manches anders und so kommt es, dass dort Autos bergauf rollen. Enli kann es bezeugen, denn sie saß drin. Auch sonst hat sie an ihren griechischen Weihnachten einige neue Erfahrungen gemacht.
Wo fang’ ich denn bloß an zu erzählen? Da ich seit Weihnachten kein Internet mehr hatte, häufen sich die Ereignisse, von denen ich eigentlich berichten will.
Aber zuerst wünsch’ ich euch allen ein tolles, schönes und vor allem erfolgreiches neues Jahr 2007!
Dann fang ich mal ganz von vorne an:
Am 24. bin ich mit Karen nach Krioneri gefahren, um mit Emily und Philip deutsche Weihnachten zu feiern. Eine super Idee!! Bei Weihnachtsliedern aus aller Welt (mit denen wir erstmal Philip wecken mussten, der noch geschlafen hatte als wir gekommen sind) haben wir vor dem Kaminfeuer ein richtig leckeres Raclette mit griechischem Käse genossen. Nach dem Essen sind wir zu einem Nachtspaziergang durch Krioneri aufgebrochen und siehe da: Der Weihnachtsmann hat uns sogar in Griechenland gefunden! Es gab also eine kleine Bescherung (mein Päckchen ist leider nicht rechtzeitig angekommen, aber dafür hatte ich noch Geschenke aus meinen Adventskalendern und Karens Vater hat mir netterweise eine selbst gebrannte Weihnachts-CD mit tollem Karen-mit-Cousine-Bild-Geschenkpapier gemacht, damit ich wenigstens ein paar Sachen zum Auspacken hab) und danach noch mehr Raclette und Obstsalat.
Irgendwann haben wir angefangen Spiele zu spielen, von Montagsmaler bis Stadt-Land-Fluss. Der Abend war richtig schön und eine gute Alternative zum deutschen Fest. Und es kam sogar ein bisschen Weihnachtsstimmung auf. Auch wenn es ganz anders war als zu Hause. Aber durch die Anwesenheit meiner netten Mitfreiwilligen und den lieben Anrufen von meiner Familie und Mark hab ich mich überhaupt nicht allein gefühlt.
Am 25. Bin ich dann früh morgens aufgebrochen, um mit dem Taxi nach Kiato und von dort mit dem Bus nach Korinthos zu fahren. Der Taxifahrer war total nett, hat mir auf Griechisch seine halbe Lebensgeschichte erzählt und mir dann gezeigt, wie ein Auto von alleine den Berg hochfahren kann. Sowas hab ich echt noch nie erlebt! Er hat mitten auf der Strecke nach Kiato an einer kleinen Steigung angehalten, hat den Motor ausgemacht und das Auto ist von alleine nicht nach hinten gerollt, sondern nach vorne gefahren. Ich konnte das erst nicht glauben und hab gedacht, dass das eine optische Täuschung ist und der Fahrer mich verarscht, aber er hat mir dann erklärt, dass das nur an dieser Stelle so ist und irgendwas mit einem Magnetfeld zu tun hat. Echt beeindruckend!
Zu Hause hab ich Jozef und Mimika angetroffen (Jozef hatte ein paar Tage keinen Strom und hat so lang bei uns geschlafen und da musste sein Hund natürlich mit), kurz geduscht, meinen selbstgebackenen Kuchen geschnappt und schon hat mich Manos abgeholt. Er und seine Familie waren nämlich so nett, mich zu Weihnachten einzuladen. Wir haben zusammen gegessen und seine Mama war richtig begeistert, endlich mal eine andere Frau am Tisch sitzen zu haben. (Sie hat drei Söhne). Anscheinend fand sie mich so nett, dass sie gar nicht aufhören wollte, mir Sachen zu schenken. So bin ich dann um drei neue Schals reicher geworden. Weil die mir ja soooo gut stehen würden. Gut, dass ich nicht schon drei Schals hier hab.
Mittags bin ich dann mit Manos, Christos (der am 25. Namenstag hatte) und deren Freunde Kaffee trinken gegangen und danach haben wir zu Hause noch ein bisschen Christos’ Namenstag gefeiert.
Am 26. hatte dann Manos Namenstag (der kleine Bruder übrigens am 27. *g*) und wir sind abends zusammen Pizza essen gegangen.
Am 27. war ich mit Jannis, Christos, Katerina, Manos, Dimitra, Stavros und Fanis zum ersten Mal in einem griechischen Kino!! Eigentlich wollte ich gar nicht mit, denn die wollten sich “Saw 3” anschauen und das ist ja wirklich kein Film für mich (hab auch nicht viel gesehen, weil ich eh die ganze Zeit meine Augen zu hatte). Aber ich wollte so gern mal ein griechisches Kino sehen, da ich ja in Deutschland im Kino gejobbt hab und für mich der Vergleich sehr interessant war. Die haben hier bei jedem Film eine Intermission und bei Überlänge sogar zwei. Damit die ganzen Raucher noch schnell eine Zigarette rauchen können und damit die Leute mehr Essen kaufen. Mich hat es eher genervt, denn auch wenn der Film nicht wirklich gut war, war die Pause eher störend. Witzig war auch, dass alle Filme hier mit Originalton und griechischem Untertitel laufen. Gut für mich, denn sonst hätte ich überhaupt nichts verstanden!
Und am 29. kam dann endlich mein Schatz aus Deutschland! (Schön, dass du da warst!) Bin morgens schon nach Athen gefahren, war ein bisschen shoppen und hab Mark dann am Flughafen abgeholt. Leider war der Samstag dann nicht wirklich ein guter Tag für uns, denn bei uns in der beach flat wurde eingebrochen. Wir waren nur 2 Stunden kurz nicht da und schon sind wahrscheinlich Zigeunerkinder durch unser wirklich kleines Badfenster eingestiegen. Aber dafür war der Sonntag, Silvester, umso besser. Wir waren u.a. bei Stella eingeladen und da Karen mit ihrer Familie in Krioneri feiern wollte und Emily letztendlich auch dort geblieben ist, bin ich mit Mark alleine zu Stella gegangen. Ich hab mich in meinem Leben noch nie so underdressed gefühlt mit meinen Chucks, meiner Jeans und meinem schwarzen Shirt. Aber Mark ging’s auch nicht besser, denn mit Jeans und Turnschuhen konnten wir mit den Griechen einfach nicht mithalten. Was wir nicht wussten ist, dass sich hier alle richtig schick anziehen, mit Anzug und Cocktailkleid. Aber Stella hat sich trotzdem total gefreut, dass wir gekommen sind und eigentlich war es im Nachhinein auch ganz lustig, von allen angestarrt zu werden.
Die Party war ganz schön groß, um die 40-50 Leute, vom Kind bis zum Opa alles dabei. Nach dem Essen wurde ging um 12 das Licht aus und alle haben angefangen, ein Silvesterlied zu singen. Jorgos, Stellas Sohn, hat eine Sektflasche nach der anderen geschüttelt und geköpft. Und dann ging das Geknutsche los. Küsschen rechts, Küsschen links… und das mit 40 Leuten!! Chronia Polla – Kali Chronia! (“Gute Jahre”) Aber eigentlich war’s voll nett, weil uns alle so lieb aufgenommen haben und sich um uns gekümmert haben. Dann wurde der typische Silvesterkuchen mit eingebackener Münze angeschnitten und nach der Reihe verteilt. Die Reihenfolge ist dabei sehr wichtig, es geht nach Alter und Familienrelation.
Dann haben die ersten angefangen zu tanzen und auch wir wurden nicht lange auf unseren Stühlen gelassen. So haben Mark und ich dann versucht, mit den anderen die ganzen griechischen Tänze zu tanzen. Die Griechen wissen wirklich, wie man Spaß hat und selbst die Opas haben noch bis zum Morgen durchgetanzt. Für mich war es eine tolle Erfahrung, so einen Feiertag mal mitzuerleben.
Ostern soll noch viel besser sein. Und ich glaub, ich weiß auch schon wo ich am 8.April sein will…
Seit gestern muss ich wieder arbeiten, denn das Zentrum hat wieder offen. Aber morgen nehm’ ich mir schon wieder frei, weil ich mit Emily noch ein bisschen reisen will. Leider konnte ich nicht mit nach Thessaloniki und deshalb will ich die Zeit jetzt noch nutzen, ein bisschen rumzukommen. Allerdings wissen wir noch nicht genau, wohin wir gehen. Das werden wir nachher mal besprechen und dann morgen früh losfahren… da sag ich nur SPONTAN!
Danke an all die lieben Menschen, die an mich gedacht haben und mir Weihnachtspost geschrieben haben! Hab mich so gefreut!