Wenn die Gezeiten strömen
Die Zeit rennt so schnell, dass ich ganz vergessen habe diesen Blog zu führen!Ein Blogeintrag mit Untertitel
Da dieser Blogeintrag ein wenig länger wird, habe ich mich dazu entschieden Untertitel einzufügen. Das soll das Lesen erleichtern, mich mehr oder weniger dazu zwingen fokussiert zu bleiben und es ermöglichen mit dem Lesen an einer Stelle aufzuhören und ohne Probleme später diese finden und weiterlesen zu können. Und ich hatte zu viele Titel….
Ohne Alkohol
Am Montag gab es in der Werkstatt einen neuen Mitarbeiter. Es war mein Mitbewohner Kris. Er kam wie für ihn typisch zwei Stunden später als vereinbart. Er verändert eigentlich nicht viel an der Arbeit, die ich dort verrichte. Allein die Tatsache, dass ich nun nicht mehr so viel mit Michill zusammen arbeite hat sich geändert. Als Belohnung für das so pünktliche erscheinen, hat Jeroen Kris mit genommen um im Kloster ein paar Fenster zu putzen. Ich nehme an ich muss hier nicht sagen wie er das fand.
In Zandhoven sind wir aufgrund des Regens, diese Woche drinnen geblieben. Wir haben mit den Teilnehmern Weihnachtskarten gebastelt und Bilder auf dem Beamer angeschaut. Mein Job war es die Bilder am Computer zu klicken. Das konnte ich natürlich nicht in meinem gewohnten Tempo tun. Es verlief ungefähr so:
Bild…1…2…3…4…5…nächstes Bild…1…2…3…4…5…nächstes……………
Das taten wir mit allen Herbst-Bildern von 2013-2015. Der Hauptteil waren normale Schnappschüsse, teils verwackelt und teils unter-/überbelichtet, aber fünf oder sechs Fotos waren echt gut. Ich war da wirklich beeindruckt und habe sogar bis sechs gezählt und nicht nur bis fünf, bevor ich weiter klickte.
Als abends alle wieder Zuhause waren, habe ich alle zusammen getrommelt. Denn es gab eine wichtige Ansage. Man könnte beinahe sagen ein „Frohe Botschaft“. Denn meine Mutter hat für jeden in der WG einen Adventskalender geschickt und die habe ich dann verteilt. Jeder bekam einen Aldi-Adventskalender, also klassisch deutsch. Da ich ihr geliebter Junge bin, habe ich noch einen zweiten Kalender bekommen. Er ist dezent größer, von Lindt und OHNE ALKOHOL. Auf der Verpackung von diesem Kalender war ein Aufkleber, gefühlt die gesamte Frontseite einnehmend, verkündete, dass diese Pralinen keinen Alkohol enthalten. Ebenfalls ist auch nochmal auf der Rückseite betont, dass all diese Praline „ganz OHNE Alkohol“ sind.
Ich finde es interessant, dass diese Tatsache so betont wird. Für mich war es logisch. Wer will denn schon morgens noch vor dem Frühstück sich eine Schnapspraline oder Rumkugel einwerfen. Dann ist man auch gar nicht mehr verkehrstüchtig, um zur Arbeit zu kommen.
Nachdem ich am Dienstagmorgen meine alkoholfreie Praline zu mir nahm, bin ich nach Klooinberg gefahren. Die Ziegen wurden am Vortrag von irgendeinem Parasiten befreit, der in ihren Hufen lebte. Das hatte zur Folge, dass sie nicht aus dem Stall durften. Das wiederum hatte zur Folge, dass wir den Stall mit den Ziegen drinnen ausmisten mussten. Da ich das ja schon einmal tat war ich Profi darin. Trotzdem dauerte es länger als gewöhnlich und war deswegen auch meine einzige Tätigkeiten an diesem Morgen. Später beim Unterricht bei Paula, habe ich meinen Vokabeltest mit drei (höchstens vier) Fehlern bestanden. Ich fand das gut, aber Paula sagte, dass das gerade gut genug sei um den Test nicht wiederholen zu müssen. Und so nebenbei hatte Mara den Test viel besser absolviert (stimmte gar nicht, ich habe nämlich vorher mit Mara über den Test gesprochen). Aber trotzdem entfachte das übliche Loben für den Musterschüler Mara in mir den Kampfgeist, der mich während der Stunde vorm wegnicken bewahrte.
Nun kommt wieder der kulinarische Part des Eintrages. Mein Gericht an diesem Dienstag war ein allerlei aus Gemüse, Nudeln von gestern und Käse. Im Ofen zart gebacken bei 220°C auf einer Fladenbrothälfte und gedeckelt mit der anderen Hälfte. Dies alles wurde mit Aluminiumfolie eingeschlagen, bevor es in den Ofen ging. Man beachte dass die glänzende Seite nach Innen zeigen sollte, damit die Wärme auf der Innenseite reflektiert wird.
Eben je nach Ofen warten. Ein regulärer Ofen benötigt hierfür 8 Minuten. Wer ein Modell besitzt, wie wir es tun, muss sich einen Moment länger gedulden (40 Minuten).
Der Geschmack des Mahles, war dem Einfallsreichtum angemessen….
Die Dekadenz des kleinen Mannes
oder
arbeiten eine Russin, Tunesierin, Ungarin, Finnin, Niederländerin und ein Deutscher in der Küche…
Henry war krank seit Montag und deswegen musste Ans (die Küchenchefin ) nun auch die Bewirtschaftung der Räume übernehmen. Deswegen war es auch dementsprechend „chaotisch“ (vielleicht ein bisschen zu stark als Wort). Mein Job war am Mittwoch dementsprechend ein wenig anspruchsvoller. Nichts desto trotz konnte ich von 9 Uhr bis 12 Uhr mit dem Rest den Spotterdag genießen. Wir haben Sinterklaas gefeiert. Jeder hatte zwei oder mehr Geschenke vorbereitet und dann haben wir, vorgegeben durch einen Würfel, verschiedene Aktionen ausgeführt. Es war sowas wie, gebe ein Geschenk weg, alle rücken einen Platz nach links und so weiter und so fort. Am Ende bekam ich eine Zahnbürste, eine Tasse und weiße Schokoladen Stangen. Alles sehr gut.
Danach bin ich wieder in die Küche gegangen. Später musste ich von 15 Uhr bis 18 Uhr eine Gruppe im Wasdom betreuen. Im Prinzip habe ich einfach zweimal Kaffe gekocht und den Rest der Zeit mir Serien angeguckt. Irgendwann kam der Prior vom Kloster rum. Er überbrachte eine diesen Tüte mit Weihnachten Leckereien (Kuchen, Spekulatius, Schokolade und vieles mehr!). Ich war vollkommen überrascht und auch ein wenig überfordert, aber es war echt nett.
Am Abend beim Badminton habe ich dann mal wieder gelernt, dass mir Jugend und Beweglichkeit gegen die alten aber dafür viel erfahreneren Gegnern nicht viel nützt.
Am Mittwoch habe ich gesagt, das wir Spotter am Donnerstag morgen die Küche alleine schmeißen können. Somit hatte Ans einen ruhigen morgen und Kris, Mara und ich haben in der Küche gearbeitet. Das lief eigentlich ziemlich gut. Mara hat Kris und mir gesagt was wir tun sollen und wir taten es. Ebenfalls war es eine Team bildende Tätigkeit.
Es war erstaunlich, wie viel Verantwortung man uns zu traute, denn wir hätten auch den gesamten Job vergeigen können. Taten wir natürlich nicht!
Für das Mittagessen und seine Vorbereitung kamen Ans und ein paar andere Freiwillige. Jeden Tag sind ungefähr zwei ältere Frauen in der Küche und helfen beim Ausgeben der Suppe, beim Schmieren der Brötchen und so weiter. Diese Freiwillige sind jeden Tag andere Menschen. So machte ich an diesem Tag Bekanntschaft mit einer Russin, welche ein Talent hatte mit dem Servierwagen über meine Füße zu fahren, und mit einer Tunesierin, welche einfach nur viel geredet hat. Als dann der Zeitpunkt kam, an dem wir alle in der Küche arbeiteten und die Mentalitäten der verschiedenen Nationen auf einander trafen, wurde es kritisch. Das ungarische Temperament von Timi kollidierte mit der Sturheit der Russin, welche die entspannte Arbeitsweise der Tunesierin nicht tolerierte.
Als dieses Unwetter aufzog, habe ich Ausfahrtstickets für den Kloster Parkplatz in den Gruppen verteilt.
Als wir abends hungrig und erschöpft wieder zu Hause waren, habe ich mir ein Brot mit Erdnussbutter, Hagelslag, Speculoos und Choco creme geschmiert. der darauf folgende Zuckerflash brachte mich wieder zurück zu den Lebenden. Das Interessante ist, das man immer noch schmecken konnte was drauf war und das die Aromen zu verschiedenen Zeiten auftraten.
Schneeweißchen und Rosenrot
Am Freitag arbeiteten Kris und ich zusammen in der Werkstatt. Wir schafften es trotz des gerade mal ein minütigen Arbeitsweges zu spät zu kommen. Unsere Aufgabe an dem Tag war es, das neue Büro von Bastiaan und Nelleke zu streichen. Dies musste äußerst akkurat geschehen, da wir ungern die gute weiße Farbe verschwenden wollten. Wir machten uns also daran den Raum zu streichen. Um halb 11 sollten wir eigentlich die anderen Spotter beim Kaffee mit den Brüdern treffen. Denn wir hatten die Idee gehabt, als Dankeschön für die leckeren Dinge ein Sinterklaas Gedicht auf zu sagen. Als Kris und ich mit 15 Minuten Verspätung dort eintrafen, trugen wir unser Gedicht vor. Das Detail, dass das Gedicht aus dem Internet stammt, haben wir verschwiegen. Die Geste zählt und das hat man gemerkt.
Da wir am Abend andere EVS-Freiwillige erwarteten, mussten wir (Kris und ich) noch das Haus auf Hochglanz bringen. Über den Tag hinweg erfuhren wir, dass unsere Gäste drei Stunden früher als geplant ankommen sollten. Deswegen haben wir dann einfach alles was sinnlos herumlag in einen Wäschekorb verfrachtet und in das Zimmer von Hannela gestellt. Sie hat sich noch darüber beschwert und ich bin auch nicht sicher ob sie es bereits bemerkt hat. Der Abend war „gezellig" und es war cool einige Leute vom On-Arrival Training wieder zutreffen.
Schon seit einer Woche redete Kris davon, dass wir zu einem Fußballspiel von seinem Verein gehen müssen. Also gingen wir Samstag bei einem extremen Wind zu dem letzten Spiel der Saison der „Zwolschen Boys“. Es war nicht langweilig, aber auch nicht spannend. An dem Tag fanden verschiedene Spiele statt und wir mussten das Team von Kris finden. Nach einer halben Stunden fanden wir heraus, dass das erste Team, das wir sahen, schon das von Kris war. Er hatte es nicht erkannt, weil die Trikots nicht aussahen wie im Training (rot und nicht schwarz).
Den Rest des Tages haben wir zu Hause verbracht und die Dinge gegessen, welche uns die Brüder gebracht haben.
Der Sonntag war ruhig wie immer. Ich war nur kurz Fotos schießen und den Rest des Tages habe niederländisch „gelernt“.
Das Einsehen
Es war wieder erste Montag des Monats und das hieß Studenten und Spotterabend. Brahm und ich waren verantwortlich für das Programm an diesem Abend. Er hatte die Idee eine Art Kneipenquiz zu machen. Ich fand diese Idee super und so saßen wir Nachmittags zusammen und haben uns Fragen ausgedacht. Das Programm hat spaß gemacht. Es gab drei Teams und die Endergebnisse waren alle dicht beieinander. Dazu kommt noch das wir gebildet wurden. So weiß ich jetzt was das Wort Kaballah bedeutet, das Emmentaler gar nicht aus den Niederlanden kommt und das eine Mandoline acht Saiten hat.
Doch vor diesem Abend war ich noch arbeiten. In Zandhove geschah etwas, dass mich nachdenken ließ. Es war alles normal, wir gingen als Gruppe durch die Gegend und die Patienten schossen Fotos. Natürlich gab es auch dieses Mal die üblichen Gespräche. Irgendwann fragte ein Freiwilliger eine Patientin ob sie auch Kinder hat. Die Antwort der Patientin war, dass sie es nicht mehr weiß.
Wenn ich mir jetzt als junger Mensch vorstelle, auf einmal Erinnerungen zu verlieren. Erinnerungen an Menschen die mir etwas bedeuten. Das kann ich mir noch nicht einmal vorstellen. Dazu kommt noch sich das eingestehen, dass man dies und jenes nicht mehr weiß. Mich hat die Gedankenlawine, ausgelöst von einem Satz den man beim Einkaufen hundertmal sagt („die vegane Rippchen vom beschnittenen Halal Schwein habe ich vergessen“ der so ähnlich), hat mich echt überrollt.
Der Rest der Woche ist desinteressant.
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