Welcoming Spring in Torun
Nachdem ich meinen Blog in der Winterschlafzeit etwas vernachlässigt habe, ist jetzt mit Sonnenschein und Frühlingsluft das Leben gleich voller neuer Energie, die ich auf meinem Midterm Meeting in Torun bekommen habe.
Für mich war das zweite Seminar in Torun eigentlich kein „Midterm“ mehr, aber den anderen Namensteil (ein Meeting zum Austausch, kein vollgestopftes Training wie in Warschau) habe ich absolut verwirklicht.
Der große Unterschied zum On-Arrival Training in Warschau war, dass alle mit der gleichen Menge (unterschiedlicher) Erfahrungen aufeinander getroffen sind. Es ging nicht mehr um formale Sachen wie Faktura, Miete und Arbeitszeiten, sondern um all die kleinen Zaubermomente, die sich bisher angesammelt haben. Und diese eine Woche hat gleich noch einige hinzugefügt!
Dass unsere Woche das beste Seminar überhaupt war, ist mit offiziellem Beweis in der Zeitung belegt: http://m.torun.gazeta.pl/torun/1,106521,15661386,Wolontariusze_z_calej_Europy_topili_w_Wisle_marzanne.html
In Polen wird der Frühling traditionell mit der Strohpuppe Marzanna begrüßt, die brennend in den Fluss geworfen wird. Damit ist der Winter endgültig verjagt und dieses Jahr hat es mit unseren Marzannas sehr gut funktioniert. Einige Freiwillige auf meinem Seminar hatten bereits in ihren Projekten solche Puppen vorbereitet und waren nun enttäuscht, am 21. bei der „Verbrennung“ nicht dabei zu sein. Also hat uns das Hotelpersonal Stroh und Kleidung besorgt und wir haben zwei Marzannas gebastelt. Hört sich vielleicht etwas nach Bastelstunde an, aber es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Dann konnten wir bei perfektem Sonnenschein durch die Altstadt ans Weichselufer ziehen. Dank der musikalischen Untermalung von Pietro und Adrian und einem ganzen Volunteerchor haben wir auf die Gesichter vieler Passanten ein Lächeln gezaubert. Sogar die Polizeipatrouille auf dem Fluss hat uns fotografiert statt den erwarteten Strafzettel zu verpassen (man darf wohl nichts Brennendes ins Wasser schmeißen).
Dieser Höhepunkt der Woche war also am Freitag, aber auch bereits die Tage vorher waren einzigartig. Das Programm war entspannt und die Gefühls- und politischen Diskussionen waren immer interessant, weil man so vielen Persönlichkeiten und Meinungen begegnet ist. Und sogar die freie Zeit haben wir immer als (fast) ganze Gruppe verbracht – bevorzugt mit Liederrunden und Gruppenumarmungen.
Das kulturelle Extraprogramm erstreckte sich vom harmlosen vergnüglichen Puppentheater (Andersons Märchen) bis hin zu einer krassen Ausstellungseröffnung im Museum für Moderne Kunst. Während man dank der schönen handgemalten Puppen die Handlung des Märchens gut verstanden hat, waren einige Objekte in der Ausstellung (ab 18) verstörend und nicht mit unserem gemeinsamen Kunstbegriff vereinbar.
Am Samstag, dem letzten Tag, hatten wir kein Programm mehr und waren nur mit traurigen Abschieden und natürlich Besuchsversprechungen beschäftigt. Bevor das Reisefieber jetzt gestillt wird, habe ich aber nächste Woche erst mal das nächste Seminar von unserer Host Organisation in Olsztyn.