Weitere Entdeckungen
Ich melde mich wieder mit einem Bericht über meine erste Wochenend-Reise, meine Uni-Kurse, die Organisation „Food Not Bombs Budapest“ und den Global Climate Strike.
Bevor ich über Budapest berichte, kommt hier ein kleiner Exkurs zu Bratislava. Zusammen mit ein paar Freundinnen habe ich ein Wochenende genutzt, um die Hauptstadt der Slowakei zu besuchen. Mit dem Zug ist man in 2,5 Stunden dort und es waren sogar die tollen Züge, bei denen man die Sitze so zusammenschieben kann, dass es eine Riesen-Liegefläche ergibt. Dort angekommen trafen wir Matej, einen Bekannten von mir, der es schon gewöhnt ist Stadtführungen zu geben, und uns so zielstrebig zu den Touristenhighlights der Stadt führte. Tatsächlich war genau an dem Wochenende unseres Besuchs der „National March for Life“ in Bratislava. Die Demonstrierenden gingen auf die Straße, um sich für strengere Abtreibungsgesetze einzusetzen, außerdem sprechen sie sich in ihrem Manifesto gegen die Homo-Ehe aus. Es war also ziemlich absurd, als wir in einem Café saßen und frühstücken wollten, während neben uns ein nicht enden wollender Strom von Menschen Fähnchen-schwänkend vorbeilief. Wir sind dann zum Devin Schloss geflüchtet, was uns mit einer fantastischen Aussicht darauf, wie Donau und March ineinanderfließen belohnt hat und die Kombination aus Sonne und Wind machte den Kopf frei.
Zurück nach Budapest: Mittlerweile betrachte ich mich wieder als Vollzeit-Studentin. In der ersten Woche stellte ich fest, dass ich mit meiner Kurswahl so doch nicht ganz zufrieden bin und neben den Geographie-Kursen auch ein wenig Umweltwissenschaften machen möchte. So bin ich in vier Kursen des Umweltwissenschafts-Masters gelandet, bei denen man viele Exkursionen macht. Das finde ich natürlich super, da ich neben dem Inhalt, gleichzeitig Ungarn besser kennenlerne. Wir waren schon in einem Naturschutzgebiet und einer Vogelstation und es ist sehr inspirierend, dass die internationalen Master-Studierenden alle ganz verschiedenen Sachen im Bachelor studiert haben (von Umweltingenieurswissenschaften, über Biologie bis zu Kunst) und so verschiedene Denkweisen miteinbringen. In meinen Geographie-Kursen beschäftige ich mich viel mit Ungarn und Budapest selbst, zum Beispiel wie der Sozialismus die Urbanisierung in Ungarn beeinflusst hat.
Da die Uni anfängt, mehr meiner Zeit in Anspruch zu nehmen, entdecke ich nicht mehr ganz so viele neue Sachen in Budapest, aber immer noch genug. Die Margaretheninsel ist zum Beispiel ein toller Ort für Sonntagsspaziergänge und das Kulturzentrum „Auróra“ im 8. Bezirk zeigt zweiwöchentlich spannende Dokus mit anschließender Diskussion und beherbergt jeden Sonntag die Kochaktionen von „Food Not Bombs Budapest“. Heute war ich dabei und habe von 10-15 Uhr Gemüse geschnippelt. Ähnlich wie bei Foodsharing haben Freiwillige am Samstag bei Wochenmärkten großen Mengen Obst und Gemüse abgeholt, doch hier trifft man sich am Sonntag und bereitet aus den geretteten Lebensmitteln Suppen, Eintöpfe und Salate zu, die man dann an die vielen bedürftigen Menschen in Budapest verteilt. Die Idee finde ich richtig super und als ich dort ankam, war gute Stimmung und es lief coole Musik, doch es stellte sich als schwierig heraus, mit den anderen Freiwilligen ins Gespräch zu kommen, da sie ausschließlich auf Ungarisch redeten und auf meine Fragen auf Englisch eher kurzangebunden antworteten. Tatsächlich habe ich dann aber mit einigen auf Deutsch gesprochen, und ich muss sagen, ich bin echt beindruckt wie viele Menschen hier fließend Deutsch sprechen. Ich möchte auf jeden Fall noch mal mitmachen, allerdings bringe ich vielleicht nächstes Mal Freunde mit.
Ein Highlight war noch der Global Climate Strike, der in Ungarn eine Woche später, am 27. September, stattgefunden hat. Hier wurde zwar etwas weniger gesungen und gerufen als ich es kenne, dafür gab es eine Trommelgruppe, viele kreative Plakate und lebensgroße Marionetten aus Plastik.
Hier ein Eindruck von „Food Not Bombs“: https://www.youtube.com/watch?v=U-ELUXgD7oo