"We don't take cash"
Die Abschaffung des 500-Euroscheins löst bei vielen Deutschen Angst vor einer möglichen Abschaffung allen Bargeldes aus. In Dänemark hingegen empfinden gerade Jugendliche das Zahlen mit Münzen und Scheinen eher als Relikt der Vergangenheit.
Eigentlich dachte ich, dass ich mich inzwischen an die Digitalisierung Dänemarks gewöhnt hätte. Als ich jedoch letzte Woche an der Kasse eines Takeaways in Århus stand und den Schriftzug "We don’t take cash" las, war ich dann doch sehr überrascht. Bisher war ich in Läden mit meinem Bargeld zwar ein Außenseiter gewesen aber zahlen durfte ich damit trotzdem immer. Als ich im Internet von der Befürchtung vieler Deutscher las, die Abschaffung des 500-Euroscheins sei vielleicht der Beginn eines bargeldlosen Euroraumes, wurde mir wieder vor Augen geführt wie unterschiedlich das Zahlungsverhalten von Dänen und Deutschen doch ist.
Bargeld ist und bleibt in Deutschland das beliebteste Zahlungsmittel. Ganz nach dem Motto: „Nur Bares ist Wares” wird Kritik am ihm fast schon als Angriff auf die persönliche Freiheit jeden Deutschen gewertet. In Dänemark gilt das Zahlen mit Kronen hingegen bei einem Großteil der Bevölkerung als altmodisch. Fast jeder Volljährige besitzt hier eine Bankkarte und die Wenigsten tragen Münzen und Scheine an sich. Tatsächlich haben viele Dänen statt eines Portemonnaies nur ein metallenes Etui in dem sie die wichtigsten Karten aufbewahren.
Während in Deutschland das Zahlen mit Karte häufig gar nicht möglich ist, kommt dies in Dänemark eigentlich nie vor. In Clubs, Restaurants und Cafés, überall zahlt der Däne mit Karte. Ich habe schon gesehen, dass auf der Facebookseite einer Veranstaltung darauf hingewiesen wurde, dass die Kartenzahlung an diesem Abend leider nicht möglich sei und man daran denken solle vorher Geld abzuheben.
Wenn man kleinere Beträge an deutschen Supermarktkassen mit Karte zahlen will, reagieren die Kassiererin und die Wartenden hinter einem nicht selten genervt. Bei einer Kartenzahlung stellen Kartenlesegeräte in Deutschland erst Verbindung zur Bank auf um dann anzugeben ob die Unterschrift oder der Pin benötigt wird. In Dänemark funktioniert das digitale Lesen der Karte hingegen deutlich schneller. Kleine Beträgen können mit den meisten EC- und Kreditkarten sogar durch ein einfaches Halten gegen das Lesegerät gezahlt werden. Seit 2013 gibt es außerdem „mobile pay“. Die App, die zwei Millionen Dänen auf ihrem Handy haben, ermöglicht den Transfer von Geldbeträgen über das Smartphone. Sei es unter Freunden, im Café oder auf dem Flohmarkt, „mobile pay“ ist gerade unter Jugendlichen eine beliebte Alternative.
Eine App wie „mobile pay” wäre in Deutschland wohl in naher Zukunft nicht durchsetzbar. Eine Debatte für beziehungsweise gegen mehr Digitalisierung spaltet seit Jahren die deutsche Parteienlandschaft und Gesellschaft. Das stärkste Argument der Gegner ist die Gefahr möglicher Datenmissbräuche. Trotz digitaler Identifikationsnummern, online abrufbarer Behördendaten und Geldtransfer über das Handy, scheinen sich in Dänemark die Wenigsten vor einem Missbrauch ihrer Daten zu fürchten.
Als ich mich mit dänischen Studenten über Bargeld unterhielt, listeten sie verschiedenste Argumente auf um mir zu beweisen, dass dessen Nutzung völlig überflüssig sei. Man würde es schnell verlegen, es sei umständlich Portemonnaies an sich zu tragen und zudem würde einen niemand wegen einer Kreditkarte ausrauben. Sollte letzteres doch passieren, könne man eine Karte binnen Sekunden sperren lassen.