Was passiert, wenn...
... die Alternative für Deutschland (AfD) auf dem Ludwigsplatz in Passau einen Infostand aufbaut?
Ein kleiner blauer Sonnenschirm, ein paar AfD-Mitglieder. „Für Ihre Zukunft!“, sagt einer der politisch Aktiven, während er einem jungen Erwachsenen seinen himmelblauen Flyer entgegenhält. Der schüttelt jedoch abweisend den Kopf und geht weiter. Nicht nur dieser eine junge Mann geht kopfschüttelnd an den Infostand vorbei. Nur wenige nehmen einen Flyer entgegen. Nimmt doch ein Bürger einen Flyer in die Hand, wartet kaum 2 Meter weiter eine junge Dame mit einer Plastiktüte, auf die liebevoll ein Symbol geklebt wurde: Eine Person, die ein Hakenkreuz in den Papierkorb wirft. Viel ist nicht in der Tüte, ein paar blaue Flyer schimmern aber doch durch. Bei der Menge Flyern, die den AfD-Mitgliedern abgenommen werden, sind das vielleicht sogar schon um die 50 %...
Die AfD hat es mit der unglaublichen Solidarität der Passauer und der zugezogenen Studenten nicht einfach. Denn die Tüte ist nicht die einzige Protestaktion. In einem Halbkreis um den AfD-Stand herum haben sich noch mehr Personen versammelt.
„Refugees Welcome“ steht auf dem einen Banner. Die „Antifaschistische Aktion“ ist auch mit einem Banner vertreten. Rechts davon steht: „Keine Alternative! Rechtspopulismus & Elitedenken bekämpfen“ tapfer mehrere Stunden hochgehalten.
Um 12 Uhr mittags bildet sich dann plötzlich eine (zuvor als Versammlung angemeldete) Menschenkette auf der gegenüberliegenden Straßenseite, mit direktem Blick auf den AfD-Stand. „Hand in Hand gegen Rechts“ steht auf dem Plakat der beiden Organisatorinnen. Die Menschenkette, für die sich vorher ca. 15 Personen getroffen und abgesprochen hatten, bestand für etwa 15 Minuten. Einige Passanten stellten sich aber auch spontan dazu, sodass die Kette insgesamt sogar mehr als 20 Personen lang war.
Es waren stille Proteste gegen die AfD, gegen Rechtspopulismus und gegen Fremdenhass. Es gab keinerlei Beschimpfungen zwischen beiden Parteien oder anderweitige Ausschreitungen. Es war ein Statement einiger Passauer, dass rechtes Denken in dieser Stadt für viele Menschen nicht willkommen ist und sie waren Repräsentanten der zahllosen Helfer und Freiwilligen, die dem Flüchtlingsansturm hier in Passau mit größtmöglicher Solidarität entgegentreten.