Vyras ir Moteris – Wie sieht es aus mit Gender Roles in Litauen?
Der Weltfrauentag ist noch nicht so lange her und natürlich wurde er auch in Litauen begangen, jedoch irgendwie größer als in Deutschland. Gibt es dafür einen besonderen Anlass? Grund genug sich einmal genauer mit den Geschlechterrollen hier auseinanderzusetzen.
Einen Tag vor dem internationalen Frauentag veröffentlichte die DW-Journalistin Monika Griebeler, die gerade an einem journalistischen Austauschprogramm mit dem Goethe-Institut Vilnius teilnimmt, einen Artikel über litauische Frauen in Führungspositionen. Darin heißt es u.a., dass ,,41 Prozent der Führungspositionen [in Litauen von] Frauen besetzt‘‘ sind, womit Litauen im europäischen Vergleich an erster Stelle steht; zum Vergleich: in Deutschland sind es laut Artikel, der sich auf eine Studie des Statistischen Bundesamtes bezieht, nur 30 %. Darüber hinaus werden zwei Frauen in Führungspositionen, eine bei der litauischen Post, die andere bei der Baltic Aviation Academy in Vilnius, als positive Beispiele vorgestellt. Trotzdem lässt Griebeler nicht unerwähnt, dass beide Frauen im Vorstand ansonsten überwiegend von Männern umgeben sind oder die Zahl an Kitaplätzen in Litauen lange nicht für jedes Kind ausreicht, damit Beruf und Familie unter einen Hut gebracht werden können.
Einen Tag später dann wurde er begangen, der ,,Moters Diena‘‘. Wie in vielen osteuropäischen Ländern, wurde dieser Tag auch in Litauen größer gefeiert, als bei uns in Deutschland. Zunächst einmal ist es hier üblich, den Frauen um einen herum Blumen oder Pralinen zu schenken, quasi wie am Muttertag, und ihnen natürlich zum Internationalen Weltfrauentag zu gratulieren. Dann gab es außerdem in vielen Städten einige Feierlichkeiten, in Sirvintos zum Beispiel gab es gratis Kuchen und Suppe, eine kleine Parade fand statt und eine Band hat gespielt – insgesamt war wirkliche eine Menge los.
Wenn man über Mann und Frau in Litauen spricht, darf man die eins sicher nicht vergessen: die Nachnamensgebung, die bei den Frauen ihren Familienstand angibt. Alle Namen, die auf dem Foto oberhalb der Linie stehen, sind Nachnamen für unverheiratete Frauen. Geht die Frau dann eine Ehe ein, wird nicht etwa, wie es häufig bei uns der Fall ist, der Name des Mannes übernommen, sondern die Endung des Nachnamens ändert sich(unterhalb der Linie) woran nun bei der Frau erkennbar ist, dass sie geheiratet hat. Apropos heiraten: Litauer heiraten meist schon ziemlich früh (häufig vor 25) und auch Kinder bekommen sie nicht unbedingt später, zumindest ist das der Eindruck, da man viele junge Mütter auf den Straßen sieht und auch, wenn man das Beispiel einer mir bekannten Litauerin nimmt, die mit 24 mitten in ihrer Masterarbeit steckt, bereits einmal geschieden ist und eine fünf Jahre alte Tochter hat, bestätigt sich dieser nur.
Wo wir gerade bei subjektiveren Eindrücken sind: gerade in meinem Projekt finden sich die stereotypen Rollen von Mann und Frau wider. Gibt es ein Problem mit dem Computer oder Drucker im Büro, so werde meist ich zuerst gerufen. Gibt es irgendetwas Handwerkliches zu tun, sei es nur, einen Nagel in die Wand zu hauen, wird nach einem Jungen gerufen. Haben meine Mitbewohnerin und ich im Zentrum für die Kinder gekocht, bedanken sich die Mitarbeiterinnen meist nur bei der einen Hälfte, kochen können wird mir eher nicht zugetraut. Auch, als es um das Erlernen vom Filzen oder Sticken ging, wurde ich erst gar nicht gefragt. Ebenso mit einigen Stereotypen behaftet sind die Hobbys der Kinder: während die Jungs sowie übrigens auch viele Jungendliche aus Sirvintos und den umliegenden Dörfern boxen wollen bzw. ein großer Teil bereits in diversen Boxvereinen oder Fitnessclubs sind, singen oder tanzen die Mädchen eher oder schauen sich ihre Serien im Fernsehen an. Dies waren, wie gesagt, nur meine persönlichen Eindrücke aus Sirvintos, sicherlich muss man auch noch den Unterschied zwischen Kleinstadt bzw. Dorf und einer größeren Stadt, wie Kaunas oder Vilnius beachten, in denen die Situation bestimmt nochmal etwas anders aussieht.
Insgesamt ist es gewiss trotzdem so, dass die typischen Geschlechterrollen in der ehemaligen Sowjetrepublik wie Litauen, noch ausgeprägter sind, als bei uns.