Vorstellungen und Vorurteile
Eine kleine Aufstellung meiner Erwartungen und Klischees vor meiner Abreise nach Mazedonien.
Wo ist das Ende der Welt? Rein geographisch gesehen, irgendwo Richtung Australien oder Neuseeland. Gefühlt jedoch liegt es an all jenen Orten von denen ich keine Vorstellung habe.
In wenigen Tagen werde ich ein Flugzeug besteigen und nach Mazedonien reisen, Skopje um genau zu sein. Dort erwartet mich mein Freiwilligendienst mit dem Volunteers Centre Skopje. Es erwartet mich die Arbeit für deren Jugendmagazin, VOICES, die Arbeit mit Jugendlichen und Kindern in regelmäßigen Workshops. Es erwarten mich ein noch fremdes Land, unbekannte Leute, Eindücke, Klänge und Gerüche.
Doch was erwarte ich eigentlich? Ich habe keine wirkliche Vorstellung von Mazedonien. Aber ich merke, dass ich sehr wohl einige Vorurteile habe. Diese möchte ich festhalten, mit dem Ziel sie mit der Realität zu konfrontieren. Im folgenden daher einige Gedanken über Mazedonien, zusammengeklaubt aus Gerüchten, Klischees und den paar wenigen Fakten die mir schon bekannt sind.
Wenn ich in Gedanken duch die Straßen von Skopje schlendere stelle ich mir ein großes Chaos vor, viel Verkehr, viele Menschen, es ist laut und riecht nach Abgasen, es gibt kaum Regeln aber dennoch scheint alles zu funktionieren, irgendwie. Die Autos und Busse haben vielfach ein Zeitreiseflair da sie noch aus den 70'er und 80'er Jahren stammen, einen Höllenlärm machen aber trotzdem ihr Ziel finden.
Dagegen setze ich gedanklich ein idyllisches Bild vom Landleben, von steilen Bergen und wilden Tälern mit reißenden Bächen. Auf den grünen Wiesen ein paar einzelne Schäfer mit ihren Herden, dazwischen das Geheul eines einsamen Wolfes. Um das Klischee zu vervollständigen fährt auf einem Feldweg ein Bauer auf einem Eselskarren durchs Bild.
Wohl auch die Einflüsse der Jahrhunderte, der Makedonen, Osmanen, Jugoslawien, (Post-)Sozialismus.Ein wildes Gemisch von Zutaten die ein ganz eigenes Bild erschaffen. Die Einflüsse sind sicher spürbar in Küche, Kunst und Kultur Mazedoniens und werden heutzutage bunt zusammengemischt und neuinterpretiert.
Ich erwarte stolze Menschen, stolz auf ihr Land und ihre Kultur. Misstrauisch gegenüber Fremden, doch warmherzig zu Gästen.
Viele leben in Armut, gezeichnet von den Härten des Lebens. Natürlich gibt es auch das Bild von einer hohen Kriminalitätsrate und Korruption. Viele Bettler, baufällige Häuser und eine vielfach kaputte Infrastruktur.
Es ist klar das dies erstmal nur Vorstellungen und Vorurteile sind. Einiges mag sich vielleicht bewarheiten aber sicher ist, die Realität wird vieles berichtigen, komplett auf den Kopf stellen oder ganz neue Bilder hinzufügen. Ich bin bereit mich überraschen zu lassen. Und wer weiß, vielleicht wird das Ende der Welt zu einer neuen Heimat für eine Zeit.