Von Krankheiten und Weihnachtsfeiern
Weihnachten in Prag steht vor der Tür. Da gibt es für A_Waitler_in_Prag so einiges zu tun und zu erleben. Fast hätte ihn eine mysteriöse Infektion davon abgehalten, aber dann geht doch alles gut!
Wo wir vorher beim Kapitel über Königgrätz doch bei Strapazen waren: An und für sich bin ich ja kein kränklicher Mensch, aber in den letzten zwei Monaten des Jahres 2009 ging's mir zweimal wirklich hundeelend: Das eine Mal hat mir im November am Sonntagabend nach dem "Hra po Praze", diesem Spiel in der Prager Innenstadt, mein rechtes Knie zu schmerzen begonnen, es ist angeschwollen und nach einiger Zeit konnte ich das Bein praktisch gar nicht mehr abknicken, sodass ich wie mit einem Holzbein herumgehumpelt bin. Aber was mich besonders geärgert hat, war, dass das einfach so, ohne erkennbaren Grund gekommen ist. Gut, wir sind halt schon das ganze Wochenende über durch die Stadt gegangen, aber das ist doch kein Grund, dass einem das Knie den Dienst versagt! Ich kannte so was ähnliches ja schon vom Fußball her, wo ich auf beide Knie jeweils bereits einmal einen Schlag von einem Gegenspieler bekommen hatte und das entsprechende Knie dann eben auch übelst angeschwollen und funktionsunfähig war. Aber hier ist mir das seltsamerweise völlig ohne Fremdeinwirkung passiert.
Jedenfalls konnte ich in der darauffolgenden Woche in diesem Zustand unmöglich zu den Fußballhobbygruppen oder ins Oratoř gehen. Stattdessen bin ich mit der Metro zum Arzt gefahren, zu einem gewissen Doktor Mucha, zu dem auch die Salesianer gehen. Dort habe ich mich dementsprechend als Freiwilliger im Salesianerzentrum in Praha-Kobylisy vorgestellt, woraufhin dieser Doktor mir mit freudigem Gesicht erklärte, dass er schon von mir gehört habe und sich fürsorglich um mich kümmerte. Letzten Endes hat er mir Schmerztabletten und eine Salbe verschrieben, mit deren Hilfe der Spuk nach ein paar Tagen auch schon wieder vorbei war.
Ähnlich verhielt es sich im Dezember beim Come in. Nachdem wir den Nachmittag mit einem Spiel im verschneiten, kalten Wald verbracht hatten, war mir am Abend auf einmal gar nicht mehr wohl. Unter der Woche fühlte ich mich daraufhin einfach nur völlig schwach und matt und konnte wieder meiner Arbeit nicht nachgehen. Anfangs meinte ich halt, dass es sich einfach um eine starke Erkältung handle, die schon von selbst wieder vergehen wird, später, als dies nicht der Fall war, hatte ich Angst, dass es möglicherweise eine richtige Grippe sein könnte und suchte abermals Doktor Mucha auf. Dieser erklärte mir, nachdem ich ihm die Symptome genauestens zu schildern hatte, dass ich mir wohl irgendwie eine "Infektion" eingefangen hatte und dass ich eine strenge Diät halte müsse, kein Fleisch und nichts allzu fettes oder süßes essen dürfe, am besten nur Semmeln, Erdäpfel oder Reis und dazu so viel Tee wie möglich trinken, wozu er mir auch noch Tabletten verschrieb, eine Zauberformel, die mich innerhalb weniger Tage wieder auf die Beine brachte, sodass ich daheim an Heiligabend schon wieder, wie es bei uns zu Hause Tradition ist, Würste mit Sauerkraut essen konnte und auch jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, gesund und munter bin. :-)
Zur Einstimmung auf das Fest kam ich aber vorher im Dezember noch in den Genuss einer ganzen Reihe von Weihnachtsfeiern, und zwar, weil Bernhard und ich eben in verschiedenen Bereichen im Haus eingebunden sind. Die zähl ich jetzt mal kurz auf, allein schon, damit ihr seht, was hier in diesem Salesianerzentrum so alles untergebracht ist.
Zuerst bei der SHM, der "Salesiánské hnutí mládeže", was wörtlich übersetzt "Salesianische Jugendbewegung" heißt, wo die verschiedenen Hobbygruppen stattfinden, in meinem Fall ja Fußball, und bei Bernhard Tischtennis, Gitarre und Deutsch.
Daraufhin eine "vánoční besídka" für das gesamte Jugendzentrum und eine speziell für das Oratoř. Auch wenn unsere Büroarbeit mit der Salesianerprovinzleitung, also der Hauptzentrale der Salesianer Don Boscos in Tschechien, die ebenfalls bei uns in Prag-Kobylisy untergebracht ist, eigentlich nichts zu tun hat, wir aber im selben Gebäudetrakt arbeiten, haben wir bei deren Weihnachtsfeier auch kurz vorbeigeschaut.
Innerhalb der Pfarrei, die übrigens eine der größten und aktivsten in ganz Prag ist und deren Messen jeden Sonntag von ungefähr 1500 Leuten besucht werden, haben Bernhard und ich eine deutsche Weihnachtsfeier organisiert. Und zwar haben wir nach einer "Úterky u Terky", der alldienstagabendlichen Jugendmesse, deutsche Advents- und Weihnachtslieder gesungen, "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit", "Wir sagen euch an den lieben Advent", "Oh du fröhliche" und natürlich "Stille Nacht", Letzteres als "Tichá noc" übrigens auch auf Tschechisch. Dazu hat Bernhard auf der Gitarre gespielt und ich hab dazwischen jeweils auf Tschechisch entsprechende Bibelstellen, die ebenfalls die nahe Ankunft des Herrn zum Thema haben, vorgetragen. Und es hat alles in allem alles wunderbar geklappt. =)
Und kurz vor Weihnachten sind wir auch mit den Studenten, unseren Mitbewohnern, einen Abend zusammengesessen. Dabei hat jeder von uns eine Woche vorher einen Namen gezogen, für den er ein Geschenk machen sollte. Diese legten wir dann unter eine "Christbaumpalme", aber ohne hinaufzuschreiben, von wem das Geschenk stammt, schließlich bekommt man es ja vom "Ježišek", gesprochen [Jäschischäk], der Verkleinerungsfom von "Ježiš" = Jesus, was somit unserem Christkindl entspricht. Ich habe dabei drei Gläser bekommen, zwei von der Fußballeuropameisterschaft 2000 und eines mit einem Bild von Pavel Nedvěd sowie dazu noch drei Fußballerposter, unter anderem eines mit der Mannschaft von Slavia Prag, das ich auch schon in meinem Zimmer aufgehängt habe.
Da sieht man: Das tschechische Ježišek weiß bereits genau, was mir gefällt. ;-)
Und was ich sonst noch so alles erlebt habe, könnt ihr in meinem nächsten Beitrag "Ein Jahr fliegt weg – ein neues kommt" nachlesen.
Und zum Abschluss noch eines der ganz, ganz wenigen Bibelzitate, die ich auch auf Tschechisch auswendig kenne, und zwar weil es Teil des "Anděl Páně" ist, des "Engel des Herrn", der jeden Tag vor dem Mittagessen sowie zu Beginn des Abendgebets, zu dem Bernhard und ich ja auch immer hingehen, gebetet wird:
"A Slovo se stalo tělem a přebývalo mezi námi. =
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt."
(Johannes 1, 14)
Auslandsadresse:
Christoph Mauerer
Salesiánská asociace Dona Boska, o.s. (SADBA)
Kobyliské nám. 1, 182 00 Praha
Česká Republika
Skype: christoph-mauerer
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