Von Food Hygiene über Edinburgh zum ersten kleinen Tief
Freddy ist jetzt Fachmann für saubere Ernährung und kreative Problemlösungsstrategien bei der Wandbemalung. Nebenbei hat er Tiefpunkte in luftiger Höhe überwunden, Marathon-Lagerfeuer durchgestanden und ist schließlich sogar Nugget-Millionär geworden!
Liebes Tagebuch, hier bin ich wieder.
Ich fang einfach mal da an, wo ich letztes Mal aufgehört habe, hat an sich Sinn, gell?
Fitness, Food-Hygiene und flache Feiern
Am Sonntag hatte ich frei und habe mich ganz sportlich mit dem Fahrrad Richtung Stirling aufgemacht, da man ja eines hat: Zeit. Linienbusfahren mochte ich noch nie und es Radfahren spart auch noch Geld, alles dies wird einem aber auf dem Rückweg, der leider bergauf geht, total egal und man schwört sich, nie wieder auf die Idee zu kommen, das Fahrrad Richtung Stirling zu lenken.
Am Mittwoch, den 24.08. hatte ich meinen Food-Hygiene-Course, der gar nicht so langweilig war, wie erwartet. Vielleicht auch, weil Wendy ihn mit mir besucht hat. Am Ende gab’s auch noch einen kurzen Test, den ich mit voller Punktzahl bestanden habe, jetzt bin ich….äh….ja…jetzt weiß ich halt, das ich mir nach der Toilette die Hände waschen sollte. Das Beste daran war, das ich das Auto fahren durfte. Leider hat auf dem Hinweg eine Lampe geleuchtet und gepiept, die es eigentlich nicht tun sollte. Wendy meinte, wir sollten es ignorieren, ich bin aber trotzdem angehalten, um zumindest herauszufinden, was denn nun kaputt war, leider hatte Wendy die Erklärung der Leuchte sachlich nicht verstanden und ich konnte mit den englischen Ausdrücken nichts anfangen, so bin ich dann doch einfach weitergefahren und auch heil in Braendam angekommen.
Am gleichen Abend hatte Till seine Abschiedsparty. Es hat sich so eingebürgert, dass die Abschiedspartys ein Motto haben, das macht das ganze interessanter und witziger, meistens zumindest. Diese Party war aber so dermaßen langweilig, das war fast auch schon wieder spannend, immer nachdem Motto: “Wie früh schaffe ich es, unauffällig ins Bett zu gehen.” Das Thema war Fußball. Schonmal das beste Thema, wenn der Großteil des Staffs weiblich ist. Dann wollte Till (ganz kreativ) Burger machen, hat sich dazu über Hazel die Hilfe von Iris und Karolin geholt. Dank Iris hatten wir dann auch Gemüse auf den Burgern, da Till erst dachte, Brötchen, Fleisch und Käse reichen. Na ja, alles in allem war die Party ein Flop.
Bergbezwinger]
So kam es auch, dass Iris, Annkathrin und ich uns am Donnerstagmorgen aufmachten, die letzten vier freien Tage der beiden interessant zu gestalten. Das eigentliche Ziel, den Ben Nevis zu erklimmen, hatten wir gestrichen und uns stattdessen dafür entschieden, die Glengoyne Distillery zu besuchen. Nach einer interessanten Führung durch die Distillery hatten wir uns spontan dazu entschieden, Dumgoyne zu erklimmen. Die von uns geschätzten 200 Meter hatten sich dann leider als 427 Meter herausgestellt, die man von unten nicht sieht. Wir sind natürlich hochgeklettert und auch Iris hat es nach einem kurzen persönlichen Tiefpunkt kurz vor dem Gipfel bis nach oben geschafft. Lustig wurde es dann auf dem Rückweg. Der Berg war ziemlich steil und wir waren nicht auf irgendeine Art von Bergbesteigung vorbereitet, so trug Iris nur Turnschuhe mit glatter Sohle und hat die Hälfte des Abstieges sitzend verbracht.
Edinburgh und danach
Am Freitag sind Annkathrin und ich dann nach Edinburgh gefahren. Es waren die letzten Tage vom Fringe, dem Edinburgh Festival, und es gab immer noch jede Viertelstunde ungefähr 20 Shows. Da wir ab 16.00 Uhr bis in den Abend Zeit hatten standen uns also eine Unmenge an Shows, Comedy, Theater und anderes, zur Auswahl. Da uns dies total überforderte, haben wir uns für das Edinburgh Dungeon entschieden, auch weil wir zufällig gerade davor standen. Im Anschluss sind wir zu Mattias Wohnung gegangen, Mattias kommt aus Schweden und studiert seit fünf Jahren in Edinburgh. Annkathrin hatte ihn letztes Jahr in Edinburgh kennen gelernt und seitdem dort öfters übernachtet.
Mattias war nicht da, dafür seine Mitbewohner: Zwei Spanierinnen, ein Tscheche und sieben Ungarn, oder so. Zumindest war das Haus voll und am Abend stand auch gleich eine Party an. Es war eine kleinere Party mit etwa 25 Leuten, wobei man als erstes immer geklärt wurde, ob man denn hier wohnt und woher man kommt. Es waren sogar drei Schotten auf der Party. Am Ende habe ich mich zusammen mit David, einem Spanier, der bald Bewohner dieser WG sein wird, und Ross, einem Schotten, einer Bacardi-Flasche gewidmet. Ich hoffe, dass sich David noch an mich erinnert, wenn ich ihn anrufe und frage, ob ich bei ihm pennen kann. Das hat er mir nämlich spätabends oder eher frühmorgens versprochen.
Annkathrin mir für alle Fälle Mattias E-Mail-Adresse gegeben, aber um ehrlich zu sein, glaub ich, hat da eh keiner einen Plan, wer denn nun wer und wessen Gast ist oder auch nicht. Es ist zumindest gut, einen Schlafplatz in Edinburgh zu haben, dann kommt man hier auch mal raus. Die Jugendherbergen kann ja keiner bezahlen.
Daher nochmal ein großes Dankeschön an Annkathrin für diese Connection! Am Sonnabend haben wir uns verschiedene Ausstellungen vom Fringe angeschaut und waren im Museum of Scotland, in welchem ich mich stundenlang aufhalten könnte. Nach einem eher ruhigen Abend haben wir uns am Sonntag mit Gill und Iris getroffen und sind wieder über die Royal Mile geschlendert und widmeten uns den vielen Straßenkünstlern, bevor wir am Abend mit Gills Auto Richtung Zuhause aufbrachen.
Abgesehen davon, das ich todmüde war, war ich auch noch ziemlich hungrig, man ist ja geizig. Leider wartete Till im Pub auf uns, es war sein letzter Abend und er hatte gesagt, dass er sich sehr freuen würde, wenn wir kämen. Wir sind ja keine Unmenschen und so sind wir, wenn auch 1 ½ Stunden zu spät in den Pub gegangen.
Am Donnerstag, den 01.09, muss ich unter temporärer geistiger Schwäche gelitten haben, denn ich hatte mich zum wiederholten Mal mit dem Fahrrad nach Stirling aufgemacht, diesmal aber einen anderen Weg gewählt. Der ist zwar einige Meilen länger, aber dafür gleicht er eher Nordfriesland als einer Berg-und-Tal-Bahn, was wesentlich angenehmer zu fahren ist.
Thumbs up!
Später tauchte wieder das alte Problem auf. Zumindest kann es zum Problem werden wenn man zuviel oder zu wenig davon hat: die Zeit. Ich denke aber, ich sollte es genießen, solange es geht. Man muss nur kreativ sein, also denkt man sich: “Och, ich male mal was an die Wand”. Aber was, ich bin ungefähr so kreativ wie ein Iltis. Da fiel mir mein geliebter Zeltlagerdaumen ein. Da ich aber unter einem gewissen Perfektionismus leide, muss das auch gut aussehen. Weil unser Drucker aber leider nicht funktioniert, musste ich die Vorlage irgendwo anders herkriegen.
Das war ganz einfach: Papier auf den Zeltlagerpullover mit dem Daumen legen, abpausen, dann das Papier auf Pappe legen und den Daumen durchdrücken, die Linien nachzeichnen und dann ein Gitter draufmalen. Dieses Gitter dann groß auf der Wand andeuten und mit Lineal und Zollstock den ganzen Spaß übertragen. Als die Bleistiftskizze an der Wand war, fiel mir ein, ich könnte ja mal jemanden fragen, ob ich das überhaupt darf. Die Antwort war natürlich: “Nein”. Nach einer halben Stunde Diskussion und dem Einwand von Dee, der Verantwortlichen für die Staffräume, das sie ja im November eh geht und ihr das dann egal sein könnte, durfte ich es schließlich doch. Und so habe ich nun einen schönen Schwarzen Daumen an der Wand.
Nichts bleibt wie es ist
Nun komme ich zu Brian und Dee, unserem Manager plus Ehefrau. Sie werden uns, bzw. Braendam nach 4 ½ Jahren dort Anfang November verlassen. Das Board of Directors , also quasi der Vorstand vom Braendam Family House, Brians Chefs, haben daher beschlossen, Braendam zu analysieren, das heißt, alle zu befragen, die irgendwie mit dem Haus zu tun haben. Da sind wir, die Mitarbeiter, und die Familien natürlich der wichtigste Part. Man möchte notwendige Veränderungen mit einem neuem Manager beginnen, da ein neuer Manager ja eh einige Veränderungen bedeutet. Wie auch immer, vielleicht kann ich ein klein wenig auf diese Veränderungen einwirken, ich bin zumindest gespannt, was kommt.
Am Dienstag stand dann die erstmal letzte Abschiedsparty an, für Iris war es nach sechs Wochen Zeit zu gehen und auch Annkathrin ist nach einem Jahr mit ihrem Freiwilligendienst fertig. Wir wurden zu einem Kindergeburtstag eingeladen, und so kam es, dass das ganze Haus geschmückt war. Alle erschienen im Kinderlook und dann ging es über Stipp-Stopp-Essen und Mehlessen bis zum Schokokusswettessen, welches sich zu einer Schokokusschlacht ausweitete
Nach weiteren Spielen kamen wir zum Topfschlagen und den Abschluss bildete das gute alte Schokolade-aus-Zeitungspapier-befreien-Spiel. Abgerundet wurde der Abend durch eine sehr schöne Geschichte von Annkathrin über eine kleine Prinzessin, die zwölf Monate in Schottland verbracht hat und ihr Erlebtes Revue passieren lässt. Nachzulesen unter The little Princess' story
Ach ja…Nun sind die beiden fort.
Ich dachte erst, dass es sich einfach so weiterlebt, denn nachdem Alastair, Laura, Nana oder Till gegangen waren, hatte sich nicht so viel geändert. Doch jetzt ist es anders. Annkathrin war für mich irgendwie immer ein Teil von Braendam, immerhin ist sie Schuld daran, dass ich hier bin. Jetzt ist sie fort, ich aber bleibe noch elf Monate hier. Eine verdammt lange Zeit. Auch mit Iris habe ich mich super verstanden, wir kamen einfach von Anfang an gut miteinander aus und es hat Spaß gemacht, mit ihr zu arbeiten.
Wenn ich so zurückdenke, habe ich auch das meiste meiner freien Zeit mit den beiden oder nur mit Annkathrin verbracht. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir zwei neue Freiwillige haben, Sarah aus Deutschland und Jing aus China/Schweden und ich so ein klein bisschen das Gefühl habe, dass die nicht hierher gehören, sondern die anderen. Ich denke aber, dieses Gefühl vergeht schnell, denn es ist nicht fair. Ich habe mit Karolin darüber gesprochen und sie meinte, dass sie das gleiche über mich dachte, als ich anfing. Und jetzt kommen wir bestens miteinander aus. Man muss sich halt an neue Leute gewöhnen. Ich bin guter Dinge, dass das alles besser wird und sollte es mit einem Freiwilligen mal nicht klappen, sind da noch fünf andere. Außerdem hat man den netten senior staff in Form von Wendy und Hazel im Hintergrund, es kann also gar nicht schiefgehen. Feuerteufel
Gestern, am Samstagabend, hatte uns Victoria, die Tochter von Dee, zusammen mit ihrer Zwillingsschwester nach Callander eingeladen um ihren 21. Geburtstag zu feiern. Nebenbei war ganz Braendam von Brians Familie belagert, da die alle aus ganz Großbritannien angereist waren, um den Geburtstag zu feiern. Leider ist Brians Bruder ein Lagerfeuerfetischist und da hier ganz viele Bäume gefällt wurden hat dieser Mensch es doch tatsächlich geschafft, von Freitagmorgen bis Samstagabend kontinuierlich am Lagerfeuer zu stehen und Holz zu verbrennen, zwischendurch auch zwei Matratzen und drei Betten, die auch gut brannten, ich sag nur: Freak! Der Nachteil war, dass unser Haus somit unter Dauerberäucherung stand und wir die Fenster schließen mussten, wenn wir Luft zum atmen haben wollten.
Goldrausch
Als wir heute Morgen losfahren wollten, um zu einer Goldminentour mit dem Loch Lomond & The Trossachs National Park Rangers zu fahren hatte Karolin einen derartigen Kater, dass nur Sarah, Jing und ich auf nach Tyndrum sind. Es waren die gleichen Ranger, wie von dem Tierentdeckungsding mit den Kindern vom letzten Stay und die Ranger erkannten mich sogar wieder - so klein ist die Welt!
Nach einer kurzen Wanderung auf dem West Highland Way sind wir zu einer alten Goldmine, durften diese aber aus Sicherheitsgründen leider nicht betreten. Das Minengelände glich einer Geisterstadt, da die ganzen Bauwagen und Maschinenhallen von einem Tag auf den Nächsten verlassen wurden und noch alles, wenn auch dreckig, nass und durch Randalierer beschädigt, an Ort und Stelle geblieben war.
Danach sind wir mit dem Minibus weiter zu einem kleinen Fluss und haben nach Gold gesucht. Sarah und ich wurden sogar mit jeweils zwei winzigen Stückchen Gold fündig und sind jetzt reich und fliegen morgen in die Karibik! Ich hatte für einen kurzen Moment überlegt, mir das Gold aus den Zähnen zu brechen und den einen riesigen Fang vorzugaukeln, aber das war mir der Spaß dann doch nicht wert.
So, das war’s auch schon wieder, ich neige dazu, wenn ich denn was schreibe, auch alles zu schreiben, was ich so erlebt habe. Ich hoffe, ich langweile meine Leser nicht allzu sehr mit Details, ich versuche, mich kurz zu fassen!
Freddy