Viszlát, nyelv magyarul?
Wann kriege ich eine stressfreie Woche?
Hallo, Freunde der Sonne, geht’s euch gut? Ich schreibe euch, während meine Mitbewohnerin Selfies macht, was für ein seltsamer Anblick.
Bevor es wieder in den Alltag zurückging, waren Sonntag Gabi und Ica hier. Ich hab mich total gefreut, aber die Armen, ich habe alles versucht, aber konnte ihnen einfach nicht gerecht werden. :D Ich habe wirklich versucht, Ungarisch zu sprechen, aber nichts klappte. Diese Sprache bringt mich noch ins Grab. Oh, und ich wollte ihnen alle möglichen Cafés zeigen, aber sie hatten alle zu… obwohl ich nichts auf die Reihe bekommen habe, war der Nachmittag lustig.
Kostenloses Essen!
Als ich zurückkehrte, brannte der Spielplatz. Das war zumindest mein Eindruck… die Realität war, dass Emokes Sohn und ein paar Freunde bei etwa fünf Grad Celsius über offenem Feuer grillten und mich spontan einluden. Zu kostenlosem Essen und Bier sage ich nie nein, und sie waren echt gut drauf, auch wenn ich mal wieder transsylvanische Kultur zu spüren bekam. So. Viel. Essen. Und man muss zehnmal nachnehmen, damit kein Gastgeber traurig ist. :D
Und dann ging es zurück ins Alltagsleben. Diese Woche habe ich begonnen, jeden Morgen und jeden Nachmittag ein Lied mit den Kindern zu singen. Flüssig lief es trotzdem nicht… erstmal ging meine Gitarre kaputt, womit etwaige Musikstunden jetzt erstmal der Geschichte angehören.
Viele Aktivitäten habe ich in dieser Woche sowieso nicht gemacht, da ich die ganze Woche Stress mit einer der Kindergärtnerinnen hatte. Ich möchte hier gar nicht lästern, aber wenn ich mir so viel Mühe gebe, mit jemandem Ungarisch zu sprechen weil es einfacher für die Person ist, und man im Gegensatz nur in Kommandos und Schreien mit mir redet, freue ich mich nicht gerade. Aber jeder hat mal schlechte Tage. Das ganze kochte Freitag etwas über, als Emoke in den Raum platzte und verkündete, dass ich kein Ungarisch mehr mit den Kindern sprechen darf, weil ich es nicht perfekt beherrsche.
Elég
Meine ersten Gedanken waren blind vor Wut. Es ist nicht genug, dass wir im einzigen Projekt sind, das uns die Landessprache nicht beibringt - jeder EVSler hier, auch solche in deutsch- oder englisch- oder ungarischsprachigen Projekten, erhält Rumänischkurse, einfach damit man hier leben kann. Wir hingegen laufen nach sechs Monaten immer noch wie Touristen herum. Ich habe so viel Freizeit, so viel Energie in diese Sprache gesteckt und Rumänisch geopfert - und somit Integration, kulturelle Erfahrung, Lebensqualität und so viele Möglichkeiten hier geopfert -, um mich auf Ungarisch zu konzentrieren, alles für dieses Projekt. Und nun dürfen wir sie nicht mehr sprechen, mit einem Fingerschnips, weil wir die viertschwerste Sprache der Welt nach neun Stunden eintönigem Vokabel-Abschreiben nicht perfekt beherrschen. Ganz zu schweigen, dass sie auf meine Frage, wieso wir dann überhaupt Ungarisch und nicht Rumänisch gelernt haben, lange keine Antwort hatte, bis dann kam “... ihr könnt euch mit den Eltern der Kinder unterhalten.”
Erst zehn Minuten später überhörte ich ein ungarisches Gespräch zwischen den beiden Erziehern, und scheinbar kam die Idee von einer von ihnen. (Alle hier denken, Ungarisch wäre eine Geheimsprache für mich und sie könnten so über mich herziehen, während ich im Raum bin. Versucht es mal mit russisch, oder mit grundlegenem Respekt… ) Der Verdacht war dann zementiert, als Emoke mich später völlig ohne Kontext fragte “Übrigens, Lena… wie ist dein Verhältnis zu den Erziehern? Gibt es da irgendwelche Konflikte?” Oh, Emoke, wieso fragst du plötzlich?!
Was soll ich sagen. Ich hoffe, wir können dieses Verhältnis bald lockern - heute war es schon besser.
Konfliktlösung
Die meisten unserer Probleme mit Lehel und Emoke haben wir gelöst. Unser Meeting war überraschend zivil. Emoke unterbrach uns zwar die ganze Zeit und wollte sich keine Schuld zuweisen lassen, aber Lehel wies sie regelrecht zurecht und ging auf alles ein. Das war echt mal gut... er eröffnete mir allerdings fünf Minuten rein dass er meinen Blog liest (was ich bereits stark geahnt hatte, aber das steht ja jedem frei), und ich nehme an, dass er uns wegen unseren Plänen, die NA zu kontaktieren, jeden Wunsch von den Augen ablesen wollte. Lief jedenfalls okay.
Aber à propos Blog, das war der einzige Punkt, bei dem die beiden stark angeeckt sind. Kurz gesagt haben sie mir verboten, negative Dinge über Csemete in meinen Blog zu schreiben.
Schade, aber daran werde ich mich nicht halten.
Ich will hier niemandem ans Fleisch. Mein Ziel ist es nicht, die Csemete Foundation über einen privaten Blog in den finanziellen Ruin zu stürzen, sondern mein Jahr in Rumänien und meine Erfahrungen hier zu dokumentieren. Wenn ich glücklich mit meinem Projekt bin, schreibe ich auch einen schönen Eintrag, wie ich es bereits mehrmals getan habe. Werde ich aber weiterhin so behandelt wie in den letzten Wochen - was nach dem Gespräch zum Glück nicht absehbar ist -, wird sich das hier wiederspiegeln, und zwar unzensiert.
Und ja, auch wenn ich es nicht jede Woche aufs Neue ausschlachten (aus Respekt, nicht weil ich mich anders fühle), ich habe immer noch große, grundlegene Probleme mit dem Projekt - die Sprache und dass wir im Grunde als unbezahlte Kindergärtner hier sind und kaum Raum für Projekte haben weit vorne. Daran können Lehel und Emoke für uns an diesem Punkt nicht mehr viel ändern und ich verlange es auch nicht, aber ich hoffe, dass sie es für die nächste Generation Freiwillige bedenken, damit ein derartiges “Projekt” nicht noch einmal zustande kommt.
Übrigens haben sie mir gesagt, dass ich mit so einem subjektiven Stil niemals Journalistin werden kann (zwar war ich mit 15 freie Mitarbeiterin bei einer Zeitung und mit 17 Reporterin für ein internationales Filmfestival). Nun habe ich den Ansporn, ihnen das Gegenteil zu beweisen - danke!
Ausgleich
Na ja, enorm lange Rede, kurzer Sinn. Bin ich froh, wenigstens in so einer großen, multikulturellen Stadt wie Cluj zu leben. So kann ich jede Stunde meiner Freizeit mit etwas anderem verplanen, wenn ich möchte. Trotzdem habe ich so etwas wie eine Routine. Montag war es (endlich!) mal wieder Zeit für den französischen Convoclub… ich glaube, ich bin dort so etwas wie das Nesthäkchen. Die Jüngste, die Unsicherste, die Leiseste… alle fünf Minuten fragt Alix mich, ob ich mitkomme. JA, ich verstehe alles! Nur selber Sätze zusammenzuknüpfen oder mich an Vokabeln zu erinnern, das will und will nicht klappen! Argh, Lena, reiß dich mal zusammen.
Donnerstag ging ich nach der Arbeit wieder in die Suppenküche, traf dort aber ein ganz anderes Team an… wurde allerdings sehr herzlich empfangen! Es war eine Gruppe Ungaren, die auch gut Englisch sprechen konnten, aber diesmal lief es sogar mit Ungarisch! Schaut mich an. Übrigens gab es Gulasch.
Danach ging es zur ungarischen Convo. Es war prima wie immer, auch wenn wir mal wieder nur zwei Leute waren. Ich verstehe nicht, wieso das Interesse an Ungarisch in Transylvanien so niedrig ist, während nebenan um die zwanzig Leute japanisch lernen. Ich bin jedenfalls wahnsinnig froh, das gefunden zu haben.
Freitagabend bestand Jojo auf einen Mädelsabend mit allem drum und dran - Wein, Popcorn, eine Romcom, Trinkspiele und über die Exe reden (oder in meinem Fall die typischen Hetero-Sätze abbekommen. “What is it like to be… you know… ?”). Es war witzig, aber die Schlafmützen waren um elf schon zu müde, um auszugehen. Ich muss dringend mal wieder ausgehen! Es ist zu lang her.
Samstag ging ich auf den Flohmarkt und in die Polus Mall, um Doras Geburtstagsgeschenk zusammenzukriegen, und nun habe ich alles! Aber ich sage euch nicht, was es ist, falls sie mitliest. Sonntag hatte der Media Hub von AIVI endlich das erste handfeste Meeting. Es nimmt Gestalt an, und ich freue mich so drauf! Ich werde Podcasts aufnehmen und das Radioprogram sogar leiten, ohje, da überschätzt jemand aber mal meine Fähigkeiten, ahahaha.
Tja, terminat, elég, fertig. Nächste Woche ist Johanna am Wochenende weg. Und ich freue mich nichtmal drauf! Mittlerweile kommt mir der Gedanke, ein eigenes Zimmer zu haben, nur noch einsam vor… ach mensch! Nunja, ich werde es überleben, und wir hören uns!