Unvollständige Liste der Dinge, die man ohne CPR-Nummer nicht tun kann
Immer wieder ein Grund zum (verzweifelten) Lachen.
Vorab eine kleine Einführung in dänische Bürokratie. Bereits vor der Abreise bekam ich zwei E-Mails von der Uni mit Informationen über die Beantragung der sogenannten CPR-Nummer (Sozialversicherungsnummer) und des EU-Aufenthaltszertifikats. Das ist notwendig, sofern man sich länger als drei Monate in Dänemark aufhält. Die Mails enthielten viele wichtig aussehende Anhänge und Checklisten, sodass ich diese mir als wichtig markierte. Außerdem dachte ich daran, Passbilder und meinen Reisepass mitzunehmen - alles Dinge, die ich brauchen sollte.
Das Gute daran, andere deutsche Erasmus-Studierende kennenzulernen ist, dass alle das Gleiche durchmachen müssen. Alle können ihre Geschichte zur Wohnungssuche und zum stressigen Buchungsvorgang des überteuerten Wohnheimzimmers bei der Housing Foundation erzählen, alle haben Vesper dabei und finden raus, wo es günstig ist. Und alle müssen ihre Unterlagen und Dokumente zusammenkriegen, um das Aufenthaltsdokument zu bekommen und die CPR-Nummer zu beantragen.
Da ich am Campus, an dem wir den Sprachkurs haben, mit meinem Studierendenaccount drucken kann (warum Leute von anderen Fakultäten das nicht können, ist mir ein Rätsel), haben wir vergangene Woche mindestens fünf Stunden im Druckerraum verbracht, um für alle Personalausweise, Reisepässe und Mietverträge zu scannen und zu drucken. Letzten Donnerstag gab es Sonderöffnungszeiten bei der entsprechenden Verwaltungsstelle, um die Studierenden schnell abzuarbeiten. Zur Öffnung um 8.30 Uhr stand die Schlange schon um die Ecke bis zur Straße. In mehreren Etappen durften die Leute eintreten, eine Nummer ziehen. Bei Aufrufung der Nummer ein kurzer Check der Unterlagen, dann eine Stunde warten bis das Dokument ausgestellt ist. Bei allem Ärger über den Aufwand ist zu loben, dass zu den Sonderöffnungszeiten jeweils alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Amtsstelle beteiligt sind, um eine schnelle Bearbeitung zu ermöglichen. Das Aufenthaltsdokument selbst war in einem großen Umschlag, wir waren alle sehr euphorisch - Spoiler: es ist ein sehr unscheinbares Dokument.
Aber nicht zu unterschätzen, denn ohne das Aufenthaltszertifikat kann man keine CPR-Nummer beantragen. Und die, das haben wir an unterschiedlichen Stellen gemerkt, braucht man für das Leben in Dänemark.
1. Zum Arzt gehen
Zum Glück war dies bisher nicht nötig. Ich wüsste auch ehrlich gesagt nicht, wie ich dies angehen sollte. Denn mit der CPR-Nummer kann man die sogenannte NemID beantragen, mit der man eine gelbe Krankenversicherungskarte bekommt und einem Hausarzt oder einer Hausärztin zugewiesen wird. Wir hoffen einfach, dass wir nicht herausfinden müssen, wie das funktioniert.
2. Ein Bankkonto eröffnen
Hat bisher auch keiner von uns gebraucht. Überlegungen in diese Richtung werden aber durch die fehlende CPR von vornherein vermieden, dann lieber beim Geldabheben mit der EC-Karte einen Haufen Gebühren bezahlen.
3. Einen Bibliotheksausweis machen
Die CPR-Nummer kann noch mehr als Sozialversicherung, sie kann auch Lesernummer für die Stadtbibliothek sein. Heute habe ich mir die Zentralbibliothek angeschaut und wollte herausfinden, wie man sich einen Ausweis machen lassen kann. Ohne gelbe Krankenversicherungskarte (die man ohne CPR nicht bekommt) ist da leider nichts zu machen.
4. Zum Hochschulsport anmelden
Ob es versicherungstechnische Gründe gibt, dass man für die Anmeldung bei der Sports Association die CPR-Nummer braucht, weiß ich nicht. Man munkelt, dass sich Leute auch einfach eine Nummer ausdenken, die in die Felder reinpasst. Die Buchung der Kurse hat schon angefangen, auf die Einladung ins International House zur Identifizierung will so mancher eben nicht wochenlang warten.
5. Eine persönliche (Jugend-)Monatskarte für den ÖPNV kaufen
Zugegebenermaßen passt dieser Punkt nicht hundertprozentig in die Liste, denn eine Beantragung ist auch ohne CPR möglich. Allerdings ist es etwas aufwendiger, da zwei unterschiedliche Ausweisdokumente vorgezeigt und einige Papiere ausgefüllt werden müssen.
to be continued...
Wir haben alle den bürokratischen Aufwand unterschätzt, den ein längerer Aufenthalt in einem (immerhin!) EU-Land mit sich bringt. Für alles muss man sich anmelden oder registrieren, es ist unter uns schon fast zum geflügelten Wort geworden. Lachen über ungültige Passbilder, endlose Stunden im Druckerraum und nur mit zusätzlichen Karmapunkten zu erreichende Vorgaben hilft! Gleichzeitig ist mir bewusst geworden, dass ich überhaupt nicht weiß, wie das bei Erasmus-Studierenden in Deutschland läuft - müssen sie sich irgendwo anmelden? Ab welcher Dauer müssen Dinge beantragt werden? Vielleicht auch mal ganz gut, zumindest zu wissen, wie das im eigenen Land funktioniert.